Verfolgt – nur von wem?

Thriller: „Eagle Eye“ macht den Alptraum vom Terror durch totale Überwachung spürbar, konzentriert sich aber lieber auf spektakuläre Crashs statt auf die Story.

Terror, und das ist ein fast zynisches Gesetz Hollywoods, ist große Unterhaltung. Nichts ist so spannend, lässt den Zuschauer so sehr mitfiebern, wie ein gehetzter Held, der nicht weiß, wie ihm geschieht, weil eine fremde Macht seine Geschicke lenkt. Je unbedarfter der Protagonist, desto größer das Identifikationspotenzial. Mit seiner Hauptfigur Jerry Shaw (Shia LaBeouf) liefert "Eagle Eye" ein Paradebeispiel.

Er ist vom Leben gelangweilt. Auf jeden Fall hat der leicht verlotterte Mittzwanziger bislang nichts aus sich, aus seinen Fähigkeiten gemacht. Sein Zwillingsbruder war Jahrgangsbester auf der Uni, Jerry schlug sich lieber mit Nebenjobs durch, zuletzt in einem Kopiershop, in dessen Hinterzimmer er die Kollegen beim Pokern über den Tisch zieht.

Das Schicksal schlägt bei ihm innerhalb eines Tages zu. Sein Bruder ist bei einem Unfall tödlich verunglückt. Als er von dessen Beerdigung in sein Apartment zurückkehrt, ist die Bude vollgepfropft mit Paketen. Deren Inhalt: Hightech-Waffen, wie Jerry bei kurzen Stichproben feststellt.

Das Handy klingelt, eine kalte, fast mechanische Frauenstimme weist ihn an, seine Wohnung zu verlassen, da er ansonsten binnen 30 Sekunden vom FBI als Terrorverdächtiger festgenommen würde. Von der Situation überfordert, bleibt Jerry, wo er ist - und wird tatsächlich von einem Sondereinsatzkommando überrollt.

Was folgt, ist die klassische Jagd eines Unschuldigen. Die mysteriöse Anruferin meldet sich wieder, gibt Befehle, lässt vor allem keinen Zweifel daran, dass es keinen Sinn macht, sie nicht zu befolgen. Sie weiß alles über Jerry, seinen Lebenswandel, seine Vorlieben, seine Urängste. Vor allem aber scheint sie alles im Griff zu haben, befreit Jerry aus der U-Haft und lenkt Straßenbahnen um, ganz nach Belieben.

Während seiner Flucht lässt sie ihn auf Rachel (Michelle Monaghan) treffen. Auch sie wird von der Unbekannten erpresst. Der Zug, in dem ihr Sohn auf Klassenfahrt ist, werde entgleisen, ist hier das Druckmittel. Panisch befolgt das unfreiwillige Duo die Anweisungen, während ihnen die Ordnungsbehörden (Billy Bob Thornton, Rosario Dawson) auf den Fersen sind.

Über weite Strecken funktioniert "Eagle Eye" ganz gut als klassischer Paranoia-Krimi. Regisseur DJ Caruso, im vergangenen Jahr mit LaBeouf im Schocker "Disturbia" erfolgreich, macht aus den Fluchtsequenzen allerdings die mittlerweile handelsüblichen Materialschlachten mit Unmengen von sinnlos berstenden Blechlawinen.

Hätte er sich mehr auf die Geschichte verlassen, eine sicherlich konstruierte, aber alles andere als dumme Hightech-Vision, wäre "Eagle Eye" ein eleganter Reißer im Stile von Tony Scotts "Der Staatsfeind Nummer Eins" geworden. So bleibt nur solider Teenie-Thrill.

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