Tour de France: Zwist um Dopingkontrolle bei Armstrong

Issoudun. Es war um 11.48 Uhr am vergangenen Samstag, als Lance Armstrong mal wieder zwitscherte. Nichts Außergewöhnliches, Tagesnews des Mannes, der den besagten Nachrichtendienst Twitter benutzt und von fast 1,2 Millionen so genannten Followern mehr oder weniger regelmäßig gelesen wird.

Der Inhalt: "Klopf, klopf. Eine weitere Dopingkontrolle. Das ist exzessiv, aber ich will mich nicht beschweren. Das ist eine gute Sache. Und es ist auch eine gute Sache beim 40. Mal." Folgt nun der zweite Teil von "Showergate"?

Der 37 Jahre alte Armstrong, nach sieben Tour-Siegen in Folge 2005 abgetreten und nach vierjähriger Abstinenz zum bedeutensten Radrennen der Welt zurückgekehrt, hat damit auch möglicherweise eine erste große Affäre dieser Tour protokolliert. Denn gestern meldete sich Alain Bordry, Chef der französischen Anti-Doping-Behörde AFLD, zu Wort und monierte vom Weltverband UCI durchgeführte Dopingtest beim Team Astana am Samstag in Andorra la Vella: "So wie diese Kontrolle durchgeführt worden ist, widerspricht sich unserem Verständnis von einer unangemeldeten Kontrolle sowohl von der Schnelligkeit als auch seriösen Durchführung."

Ein Kamerateam von RTL France hatte festgehalten, dass der UCI-Kontrolleur zwischen Ankunft im Hotel und der Blutabnahme bei den Fahrern - unter anderem Armstrong - 55 Minuten hat verstreichen lassen. Er trank zwischendurch einen Kaffee in der Hotelbar des Novotel. Und was noch schlimmer war, er verzichtete auf den Einsatz von Chaperons, die die zum Test gebetenen Fahrer von dem Moment der Ankündigung bis zur Abgabe der A- und B-Probe nicht mehr aus den Augen lassen.

"Unsere Medizinier und Kontrollteams haben bewiesen, wie professionell und schnell sie arbeiten, die UCI-Kontrolle in diesem Fall war laxer. Wichtig wäre, dass die gleiche Prozedur von allen angewandt wir. Ich werde mit UCI-Präsident Pat McQuaid darüber sprechen", murrte der französische Staatsbeamte Bordry.

Der Arbeit seiner AFLD waren die drei zeitnah aufgedeckten Dopingfälle bei der 2008er Tour (Beltran, Duenes, Ricco) sowie die vier weiteren positiven Tests - unter anderem mit dem Gerolsteiner-Profis Schumacher und Kohl - zu verdanken. UCI-Boss McQuaid antwortete jedenfalls erklärte: "Es gibt keine Nachsicht oder Vorinformation für Teams oder Fahrer." Rund um Lance Armstrong gab es allerdings seit seiner Comeback-Ankündigung im Spätsommer 2008 einige Ungereimtheiten.

Die erste Dopingkontrolle durch die amerikanische Anti-Doping-Behörde USADA wurde am 19. August 2008 bereits durchgeführt. Bis zum Ruhetag in Limoges am Montag folgten weitere 40. Die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Anti-Doping-Experten Don Catlin wurde im Januar im großen Stil angekündigt. Catlin, der den Balco-Skandal aufdeckte, sollte mit allen Freiheiten ausgestattet werden und an die entsprechende Behörden seine Ergebnisse von Armstrong-Tests weitergeben.

Mitte Februar endete die Vereinbarung dieser internen Kontrolle bereits. Zudem gab es "Showergate", als Armstrong eine Mission von AFLD am 17. März rund 20 Minuten warten ließ, um vor der Doping-Kontrolle zunächst zu duschen - das war ein Bruch der UCI-Regeln, ohne Folgen für den Texaner allerdings. Zudem gibt es Irritationen über die Messung von Armstrongs Hämatokrit-Wert vom 4. Februar.

Dieser wurde im Internet mit 45,8 festgestellt, zwei Monate später wurde dieser Wert auf 43,1 korrigiert, die Messergebnisse wären falsch dargestellt worden. Der Hämatokrit-Wert dient in der Langzeit-Betrachung auch als Hinweis auf ein mögliches Doping mit einem Epo-Präparat. Bislang sind alle Doping-Tests von Lance Armstrong seit 2008 negativ ausgefallen.

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