Logan Bailly: Der Glamour-Boy

Logan Bailly setzt bei Borussia Mönchengladbach die Tradition eigenwilliger Torhüter fort – auf seine ganz individuelle Art.

Mönchengladbach. Sie waren Lieblinge und Legenden. Wolfgang "Otto" Kleff, Wolfgang Kneib, Uwe Kamps, Jörg Stiel und zuletzt Kasey Keller. Sie standen für Vieles - der Komiker Kleff, der Stoiker Kneib, der Elfmeter-Held Kamps, der wilde Stiel und der Kosmopolit Keller. Aber noch nie hatten sie einen Glamour-Boy zwischen den Pfosten bei Borussia Mönchengladbach.

Logan Bailly, erst seit Januar unter Vertrag, stillt die Sehnsucht der Fußball-Fans nach einer Identifikationsfigur einer Mannschaft im Umbruch.

Es war sein dritter Bundesliga-Einsatz. Borussia spielte in Bremen und dieser 23 Jahre alte Belgier surfte wie aufgedreht durch sein Tor. Bremen verzweifelte, Gladbach jubelte über das 1:1 und einen Punkt, der am Ende zur Rettung beitrug.

"Der Mann mit den tausend Händen", titelten die Zeitungen nach einer Begegnung, die den Verantwortlichen die Gewissheit gab, endlich wieder einmal Geld vernünftig in einen richtig guten Mann investiert zu haben. Bailly kam für 2,5 Millionen Euro aus Genk und war einer der half, Spiele nicht zu verlieren. Jetzt soll er helfen, Spiele zu gewinnen, selbst wenn ihn ein Fußbruch in der Vorbereitung zurückgeworfen hat. Mit der Genesung rechtzeitig zum Ligastart wird es wohl nichts werden.

Bailly bedient das Klischee des eigenwilligen Einzelkämpfers zwischen den Pfosten. Er liebt schnelle Autos, er gelt sein langes Haar, bündelt es mit einem Haarreif. Den Namen seiner dreijährigen Tochter Destiny trägt er als Tätowierung auf dem Arm.

Seine extrovertierte Art mögen die Fans und wählten ihn mit 72 Prozent der Stimmen zum Spieler der Saison. Vor Kapitän Filip Daems, Michael Bradley und Marko Marin. Welch große Sympathie ihm schon in Belgien entgegen gebracht wurde, bewies eindrucksvoll der Besuch von 180 Anhängern des KRC Genk zu seinem ersten Heimspiel in Mönchengladbach gegen die TSGHoffenheim (1:1). Sie wollten sich gebührend von ihrem Idol verabschieden.

In seiner belgischen Heimat kreierte Bailly die Rolle des Kult-Keepers. Er posierte als Dessous-Model. Die Fotos erregten ähnlich viel Aufsehen, wie die Aufnahmen seiner Frau Jessica, die sich in BH, Mieder, Strapsen und Plüsch-Handschellen für einen Kalender und damit für einen guten Zweck ablichten ließ. Bailly zeigte auf dem Foto den ausgestreckten Mittelfinger, ohne zu ahnen, dass diese Geste einen anderen Gladbacher gleichmaßen berühmt wie berüchtigt gemacht hatte: Stefan Effenberg. In Belgien aber wählten sie ihn zum Sexiest Fußballer des Jahres.

Seine Art zu spielen, verbindet vieles: er kommt draufgängerisch aus dem Tor, seine Reflexe sind sensationell, seine Ausstrahlung ist selbstbewusst bis in die Haarspitze, seine Körpersprache souverän ehrgeizig. Oliver Kahn lässt grüßen. Und so sagte Bailly der "L’Equipe" nicht einmal unbescheiden: "Ich werde von Galatasaray und von Bayern umworben." Erst einmal aber bleibt er in Mönchengladbach, der Liebling der Fans, auf dem Weg zu einer Legende.

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