Marin setzt zum Höhenflug an

Ex-Gladbacher ist im Trainingslager angekommen und jetzt endgültig ein Werderaner.

Bad Waltersdorf. Bad Waltersdorf ist eigentlich ein ruhiges Fleckchen Erde. In der 2162 Einwohner zählenden Gemeinde rund 60 Kilometer nördlich von Graz sagen sich Hase und Igel buchstäblich "Gute Nacht". Am Montag aber überflogen einige Düsenjäger mehrmals den Kurort in der Steiermark. Selbst die österreichischen Luftstreitkräfte schienen sich für den Neuankömmling zu interessieren, der da im Thermenstadion gesichtet wurde.

Der heißt Marko Marin und trat freiwillig bereits eine Woche früher als gefordert seinen Dienst bei Werder Bremen an. Eigentlich hätte dem 20-jährigen Neuzugang von Borussia Mönchengladbach nach dem Gewinn der U21-Europameisterschaft exakt 14 Tage zuvor noch eine Woche Urlaub zugestanden, doch darauf verzichtete Marin. "Ich hatte genug Ferien", sagte Marin, der mit Eltern und Freundin in Italien war und ergänzte: "Kein Profi sollte sich zu lange auf die faule Haut legen. Spätestens nach zehn Tagen muss man wieder etwas machen. Also konnte ich auch hierher kommen, um mich schneller zu integrieren."

Das sollte relativ schnell gelingen, auch wenn er sogleich die ersten Sticheleien der neuen Kollegen einstecken musste. "Clemens Fritz hat sich über meine Größe lustig gemacht", klärte Marin locker und ungeniert auf. Nur 1,70 Meter misst der Mittelfeldspieler, der mit dem um 28 Zentimeter größeren Per Mertesacker als Pat und Patachon, dem legendären Komiker-Pärchen aus den Fünfziger und Sechziger Jahren, auftreten könnte. Doch dass Marin auf dem Spielfeld schon zu den Großen gehört, das wurde bereits bei der ersten Übungseinheit sichtbar.

Der gebürtige Bosnier spielte nämlich beim Elf gegen Elf auf Anhieb in der A-Mannschaft und bereitete bei rund 30 Grad auch sofort einen Treffer vor. "Ach, dem ist keine große Bedeutung beizumessen", wiegelte Marin bescheiden ab.

Wohl aber zwei anderen Tatsachen. Immerhin ließ sich Werder das Talent 8,2 Millionen Euro an Ablöse kosten. Also 3,7 Millionen Euro mehr im Januar 2008 für Mesut Özil nach Gelsenkirchen überwiesen wurden. "Ich will beweisen, dass ich mein Geld wert bin, aber Druck verspüre ich wegen der Summe nicht", sagt Marin, der in dieser Hinsicht von Manager Klaus Allofs Rückendeckung erhält: "Marko allein wird die Welt bei uns nicht verändern können. Das Mannschaftshotel ist daher für seine Ankunft auch nicht geschmückt worden."

Das Geld macht Marin also nicht zu schaffen, doch wie sieht es mit seinem Trikot aus? Dieses nämlich trägt die Rückennummer 10, und die gehörte in den vergangenen drei Spielzeiten an der Weser einem gewissen Diego. "Es ehrt mich natürlich, dass ich mit dieser Zahl auflaufen darf, aber ich möchte mich nicht mit Diego vergleichen", sagt Marko Marin. Und er möchte im Gegenzug wohl auch nicht mit ihm verglichen werden.

Zum Höhenflug will er bei Werder allerdings schon ansetzen. So wie die Düsenjäger über Bad Waltersdorf.

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