Fortuna Düsseldorf Friedhelm Funkel: „Sie müssen um ihr Leben rennen“

Friedhelm Funkel tritt als neuer Trainer von Fortuna Düsseldorf voller Energie auf. Jetzt muss er einen Zweitligisten vor dem Abstieg retten, der einen wie ihn gebraucht hat.

Friedhelm Funkel leitete am Dienstag das erste Training bei Fortuna Düsseldorf.

Friedhelm Funkel leitete am Dienstag das erste Training bei Fortuna Düsseldorf.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Friedhelm Funkel hatte viel Energie mitgebracht. Und Überzeugung. Wer auch immer mit der Trainerkarriere des 62-Jährigen schon abgeschlossen hatte, wurde gestern eines Besseren belehrt: „Ich hätte das nicht mehr für viele gemacht, noch einmal als Trainer zurückzukehren. Aber für Fortuna mache ich das“, sagte Funkel zwei Tage nach der Entlassung seines Vorgängers Marco Kurz beim darbenden Fußball-Zweitligisten. Und klang dabei so überzeugend wie selten in seiner langen Karriere. „Fortuna war immer in meinem Kopf. Jetzt darf ich noch mal, jetzt will ich noch mal. Und jetzt will ich Erfolg haben“, sagte Funkel in einer Ansprache bei seiner Vorstellung als neuer Trainer, die locker auch als erste Ansprache an seine neue Mannschaft hätte durchgehen können.

Neben ihm saßen Interimsvorstand Paul Jäger und Sportchef Rachid Azzouzi, die ganz froh gewesen sein dürften, dass da nun einer etwas von dem Wind abfängt, der den Protagonisten seit Wochen ins Gesicht weht. Jäger, der im Mai vom neuen Vorstand Robert Schäfer (noch bei Dynamo Dresden) abgelöst wird, kennt Funkel „seit 40 Jahren“. Man sei immer in Kontakt gewesen. Funkel habe viel erlebt, sagte Jäger, nur „noch nicht einen Abstieg aus der 2. Liga. Und den“, sagte Jäger in Richtung des neuen Übungsleiters, „wirst du dir sicher nicht mehr ans Revers heften wollen.“ Da steckte Hoffnung in Worten.

Dass Funkels offensichtliche Kraft auch den nach der gescheiterten Kurz-Idee etwas mitgenommen wirkenden Azzouzi aus dem Rampenlicht nehmen kann, wird sich zeigen. Azzouzi, dem man zugute halten muss, dass er sich trotz harter Kritik immer stellt, gestand gestern ein, dass Funkel schon früher Düsseldorfer Trainer hätte werden können. „Wir hatten auch schon im November Gespräche geführt, damals haben wir uns für Marco Kurz entschieden“, sagte Azzouzi. „Jetzt bin ich fest davon überzeugt, dass wir neuen Schwung bekommen.“

Hängen bleibt von der Entscheidung gegen Funkel, die eine für Kurz war, nichts. Dafür ist der gebürtiger Neusser, der in Krefeld lebt, auch viel zu sehr Profi. Nie hat man von Funkel ein negatives Wort über Vereinsverantwortliche gehört. Auch deshalb genießt der Ex-Fußballer bei fast allen seinen bisherigen Arbeitgebern höchste Wertschätzung — und das waren gewiss nicht wenige. Fortuna ist Funkels zehnte Trainerstation im Profifußball, seit er 1991 bei Bayer Uerdingen das Amt des Cheftrainers übernommen hatte.

Ob Funkel diese Erfahrungen aus 25 Jahren Trainergeschäft bei der Aufgabe helfen, eine zerrissene Düsseldorfer Mannschaft in acht Spielen zum Klassenerhalt zu führen, ist offen. Düsseldorf steht auf dem Relegationsplatz, punktgleich mit 1860 München davor — natürlich einer von Funkels Ex-Clubs. Es könnte aber funktionieren. Auch, weil der Neue mit dem fast gleich alten Assistenten Peter Hermann (63) auf einer Wellenlänge funkt. Auch hier: Man kennt sich. „Wir haben uns früher mit Uerdingen gegen Leverkusen auf die Hölzer gehauen“, scherzte Funkel, bezeichnete Hermann nicht als Assistenten, sondern als „Trainer“ und erklärte ihn zur Vertrauensperson. „Er kennt die Mannschaft am besten.“

Womit man beim Problem angelangt ist. Funkel hat eine Mannschaft, die ein Flickenteppich ist, ein großer Kader ohne Führungsstruktur, entstanden aus Ideen zu vieler und untergegangen in einem Verein, der selbst zahlreiche Rucksäcke mit sich schleppt.

Genau dort wird Funkel ansetzen. Er wolle die Spieler hinter sich bekommen. Die Erfahrenen müssten vorangehen. „Niemand hat ihr einen Freibrief.“ Und: „Wenn wir als Einheit auftreten, dann bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir es schaffen. Die Spieler müssen um ihr Leben rennen.“ Daran wird er gemessen werden, das erste Mal am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern in der heimischen Arena. Über die Saison hinaus mache er sich keine Gedanken. „Was danach geschieht, darüber werden wir uns unterhalten.“ Wahrscheinlich ist, dass Funkel bei erfolgreicher Rettung bleiben darf. Jäger zumindest hatte er gestern beeindruckt: „Ich habe schon den Eindruck, dass das nochmal eine längere Sache werden könnte“, sagte der Interimschef.

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