#cdulpt17 : CDU-Parteitag: Mit Angela Merkel Laternen zerschlagen
Wie die CDU sich auf ihrem Landesparteitag in Münster in Wahlkampfstimmung redet.
Münster. Fast niemand bemerkt Angela Merkel, nur die Nachwuchskräfte der Jungen Union fuchteln leicht aufgeregt mit ihren Schildern, auf denen wahlweise „NRW geht vor" oder „Laschet“ gedruckt ist. Merkel schleicht sich fast unbemerkt heran, plötzlich steht sie auf der Bühne, die Musik startet schnell, Armin Laschet eilt noch schneller nach vorne Ans Mikrofon.
Die Delegierten auf dem Landesparteitag der NRW-CDU klatschen sechs Wochen vor der Landtagswahl in NRW rhythmisch, niemand ruft „Angela" oder „Merkel“, euphorisch ist dieser Tage eher SPD denn CDU. Und Laschet bedankt sich grinsend für die „typisch westfälische“ Begrüßung. Willkommen in Münster. Dass es nicht so kühl bleibt im Inneren der Messe-Halle vor 670 Delegierten, während draußen die Sonne strahlt, verdankt der Parteitag: Merkel und Laschet.
Viel mehr als die Wahlkampfreden von Kanzlerin und ihrem vielleicht treuesten Anhänger passiert hier nämlich nicht. Anträge für eine Programmdiskussion gibt es nicht, das über Monate Ausgearbeitete wird verabschiedet wie niedergeschrieben. „Wir sind ja kein Debattierclub“, sagt einer in den Reihen der Delegierten. Dass Landesgeneralsekretär Bodo Löttgen unlängst die SPD für so wenig Diskussionskultur gescholten hatte und die CDU deshalb via Twitter als Mitmach-Partei empfahl - geschenkt.
Es ist Wahlkampf, jetzt werden keine neuen Inhalte mehr geschaffen, jetzt wird verkauft. Rund um die Uhr. Draußen hat Laschets Bus geparkt, mit dem er durch das Land reisen wird. Immer im Angriffmodus, den er lange üben musste, weil es nicht seine Natur ist. Immer weiter.
Ein Angriffsmodus, in den auch die Kanzlerin während ihrer Rede erst über die Streck für den Aachener schalten muss, weil Merkel nach Jahren der längst zu Haltung gewordenen Sachpolitik aus jeder Ecke zu hören bekommt, die CDU müsse jetzt mal Gas geben, solle ihr der Schulzzug nicht unerreichbar einteilen. In NRW mit der Zugführerin Kraft. Und im Bund mit Schulz im Führerhaus gleich selbst. Kraft gegen Laschet ist auch Schulz gegen Merkel. Fast bei 40 Prozent liegt die SPD in Umfragen in NRW, die CDU zwischen 27 und 30.
Deshalb muss es schnell und markant gehen: Um 10 Uhr morgens eine Ökumenische Morgenandacht, um 14.25 Uhr singen sie in Münster schon die Nationalhymne. Ende. Aufbruch? Merkel ist in diesen Momenten längst wieder weg, aber sie hat Laschet dann doch noch geholfen, so etwas wie Aufbruchstimmung für die CDU zu erzeugen.
Indem sie bilanziert, NRW werde deutlich unter Wert regiert, die Landesregierung werfe den Bürgern ständig Knüppel zwischen die Beine, statt sie zu fördern. Krafts Lieblingsprojekt „Kein Kind zurücklassen", das Laschet angesichts des frischen Diskurses über sein angeblich von Gerhard Schröder geklautes Wahlkampfmotto als George-Bush-Kopie kennzeichnet (wegen dessen Initiative „No Child Left Behind“), hebt Merkel aus den Angeln: „Wer dauernd neue Schulden macht, versündigt sich an denen, die er nicht zurücklassen wil.l