Dauerausstellung 70 Jahre Landtag NRW: Parlamentarische Zeitreise in vier Räumen

Eine neue Ausstellung erinnert in der Villa Horion an die wichtigsten Stationen der Landtagsarbeit Arbeit.

Dauerausstellung: 70 Jahre Landtag NRW: Parlamentarische Zeitreise in vier Räumen
Foto: Bernd Schaelte/Landtag

Düsseldorf. Eckhard Uhlenberg ist sehr zufrieden: „Dass ich das noch erleben darf, bevor ich im nächsten Jahr aus dem Landtag ausscheide“, lächelt der 68-jährige CDU-Politiker. Grund seiner Freude ist eine Dauerausstellung, die er vor vielen Jahren initiiert hat und die seit Mittwoch die 70-jährige Geschichte des Parlaments nacherzählt. Eine Art „Geburtstagsgeschenk an die Bürger zum 70-jährigen Bestehen Nordrhein-Westfalens“, erklärte Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) bei der Einweihung des „Hauses der Parlamentsgeschichte“ in der Villa Horion, dem ehemaligen Amtssitz der Ministerpräsidenten in Düsseldorf. Mit dabei auch das Präsidium des Gremiums: Gödecke und ihre Vizepräsidenten Uhlenberg, Gerhard Papke (FDP) und Oliver Keymis (Grüne).

Dauerausstellung: 70 Jahre Landtag NRW: Parlamentarische Zeitreise in vier Räumen
Foto: Bernd Schaelte/Landtag

Der Raum ist dunkel, die hölzernen Kinostühle unbequem, die riesigen Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand erzählen von Zerstörung und Not, die das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg 1945 hinterließen, ein Koffer enthält Reise-Utensilien — Kleidung, ein Skatspiel, eine Zahnbürste. Spartanische Zeitzeugen eines historischen Ereignisses: Am 2. Oktober 1946 kamen 200 Männer auf Anordnung der britischen Militärregierung im Düsseldorfer Opernhaus zur konstituierenden Sitzung des Landtags zusammen.

Dauerausstellung: 70 Jahre Landtag NRW: Parlamentarische Zeitreise in vier Räumen
Foto: Bernd Schaelte/Landtag

Erfahrbar wird diese im ersten Raum der Ausstellung, die, so Carina Gödecke, „die Arbeitsbedingungen der Abgeordneten, landespolitische Themen und die zeitgeschichtlichen Rahmenbedingungen der Orte“ aufzeigen soll. „Eine Zeitreise durch sieben Jahrzehnte Parlamentsgeschichte“, so Gödecke, die in vier abgedunkelten Räumen erzählt wird, die an die Domizile des Landtags erinnern. Und die, so ergänzt Papke, „die Bedeutung des Parlamentarismus vermitteln sollen“.

Nach dem einmaligen Gastspiel in der Oper ziehen die Abgeordneten in den „Gesolei-Saal“ um, ein Gebäude für „GEsundheitspflege, SOziale Fürsorge und LEIbesübungen“ der Henkel-Werke. Hier tagen die Politiker insgesamt 90 Mal, zwischen dem 12. November 1946 und dem 11. Februar 1949. Im zweiten Raum erinnern die ersten Wahlplakate, gusseiserne Schreibmaschinen und Klappstühle an diese Zeit.

Der dritte Raum wurde der legendären „Kaffeeklappe“ nachempfunden, jenem kommunikativen Nebenraum im Ständehaus (heute ist dort die Kunstsammlung K21 untergebracht). Das Gebäude am Kaiserteich ist nach seinem Wiederaufbau der erste feste „Wohnsitz“ der Abgeordneten vom März 1949 bis zum Juli 1988. Bis sie schließlich (Raum vier) ein eigenes, für sie erbautes Landtags-Gebäude am Rhein beziehen, das noch heute ihr Zuhause ist. Der Besucher kann auf, 2010 für die Erweiterung des Hauses ausgemusterten Sesseln der Abgeordneten Platz nehmen. Und sich hier — wie schon in den anderen Räumen - einen Film aus der Geschichte des Parlaments anschauen. Den „echten“ Landtag kann er hinter einer aufklappbaren Wand entdecken, wo ein Fenster den Blick in die Realität freigibt.

Schlusspunkt ist der ehemalige Kabinettssaal. Bis 1999 tagten hier die Landesregierungen, bevor sie ins neue Stadttor umzogen. Während dieser Raum im Originalzustand erhalten ist, mussten die anderen Objekte der Ausstellung in intensiver Recherche ausfindig gemacht und erworben werden. Besonderer Schatz: ein unversehrter Volksempfänger. Dauerleihgaben und Nachbauten, Film-, Dia- und Fotomaterial runden das Erlebnis ab.

Carina Gödecke betont denn auch, dass die Geschichte des Landtags vor allem erleb- und nicht nachlesbar sein soll. Audioguides gibt es nicht, die Ausstellung ist ausschließlich für geführte Besuchergruppen (maximal 15 Personen) vorgesehen — im Rahmen des Besucherdienstes des Landtags, der sie auch entwickelt hat. Gödecke lädt ein: „Man muss die Geschichte erzählen, sonst bekommt man die Besonderheiten der einzelnen Räume nicht mit.“ Und man stört die anderen Bewohner des Hauses nicht: Das Referat „Petitionen“ arbeitet (noch) in der Villa Horion.

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