Motorradmechaniker Wenn das Hobby zum Beruf wird

Patrick Rive schraubt an Motorrädern rum. Von der Handwerkskammer wurde der Zweiradmechaniker als bester neuer Meister 2014 ausgezeichnet.

Motorradmechaniker: Wenn das Hobby zum Beruf wird
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Ein neuer Auftrag ist reingekommen. Der Kunde wartet und will möglichst schnell wieder auf die Straße. An der hinteren Radaufhängung seines BMW-Motorrads soll der alte Radflansch ausgetauscht werden. Patrick Rive verliert keine Zeit. Mit gekonnten Handgriffen löst er Schrauben und macht sich daran, das Hinterrad auszubauen. Das ist für den Motorrad-Mechaniker eine leichte Übung. Nebenbei erzählt er von seinem Werdegang.

Im Mai 2014 hat Patrick Rive seine Meisterprüfung erfolgreich abgelegt, mit Bestnoten. Dafür wurde er kürzlich von der Handwerkskammer als „Jahresbestmeister“ ausgezeichnet. Dabei war es lange nicht klar, dass er in einer Motorrad-Werkstatt landen würde. Klar war nur: „Ich habe schon immer gerne rumgeschraubt. Zum Beispiel habe ich früher mal einen motorisierten Rasenmäher zerlegt.“

Mit 14 Jahren kaufte sich Rive ein Moped und restaurierte es. „Es war also klar, dass ich etwas Technisches machen will“, sagt der 27-Jährige. Er studierte in Stuttgart Elektrotechnik, musste aber schon nach einem Semester feststellen, dass der hohe Theorieanteil ihn nicht zufrieden stellt. „Ich habe gemerkt, dass ich was mit den Händen machen muss. Mein Leben lang vor dem PC-Bildschirm sitzen, das wäre nichts für mich.“

Dass er schließlich eine Ausbildung zum Motorradmechaniker machte, kam nicht von ungefähr. „Mein Vater fährt Motorrad. Das hatte sicherlich auch Einfluss auf die Entscheidung.“ Dann lief es wie am Schnürchen. 2010 begann er die Ausbildung und schloss sie 2012 ab, ein halbes Jahr früher als normal, um direkt im Anschluss den Meister machen zu können.

Das hieß auch 18 Monate Doppelbelastung während der Ausbildung. Wenn seine Freunde im Sommer in den Biergarten gingen, setzte sich Rive nach der Arbeit in der Werkstatt ins Auto, um nach Düsseldorf zur Meisterschule zu fahren. „Das hat dann irgendwann schon an den Nerven gezehrt“, erinnert sich der 27-Jährige. Trotzdem überzeugte er mit Bestnoten und konnte zwei Jahre später seine Meisterprüfung erfolgreich ablegen. Dann kam Post von der Handelskammer. Rive war einer von 17 Jungmeistern, die als Jahresbeste ihres Handwerks ausgezeichnet wurden.

Doch der 27-Jährige möchte sich auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen. Zurzeit ist er stellvertretender Werkstattleiter. In Zukunft möchte er der Chef seiner eigenen Motorrad-Werkstatt sein. „Dann würde ich gerne selbst in dem Beruf ausbilden“, sagt Rive, der schon genaue Vorstellungen hat, wie die eigene Werkstatt später mal aussehen würde. „Die soll ein Lebensgefühl widerspiegeln. Eine Wohlfühl-Werkstatt mit Ledercouch und alten Plakaten an der Wand, wo die Kunden gemütlich einen Kaffee trinken und rauchen können“, sagt Rive, der auch noch nach der Arbeit in seiner Privat-Werkstatt in Uerdingen an seinem eigenen Motorrad rumschraubt. Denn: „Motorradfahren ist auch Lebensinhalt.“

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