Tanzfestival "Move!": Publikum applaudiert von der Bühne aus

Das Duisburger Kaiser Antonino Dance Ensemble tanzt in der Fabrik Heeder.

Krefeld. Die Zuschauer sitzen an den zwei Längsseiten des Feldes, das zur Bühne wird. Die unmittelbare Nähe zwischen Publikum und Tänzer ist Dreh- und Angelpunkt des Stücks "Arthur, Paul and the others", das jetzt im Rahmen des Tanzfestivals "Move!" in der Fabrik Heeder die Premiere erlebte.

Die neueste Kreation des in Duisburg ansässigen Kaiser Antonino Dance Ensembles versteht es auf subtile Weise, das Publikum aus anfänglicher Distanz zum Partner zu machen. Konzept und Choreografie stammen von Avi Kaiser und Sergio Antonino, die beide seit 2002 das Tanzatelier "The Roof" leiten. Gemeinsam mit Alessio Attanasio, Marie Schmieder und Sylvana Seddig sind sie die Akteure des Stücks, das ganz unspektakulär beginnt.

Auf der Bühne liegen an fünf Stellen sorgfältig gefaltete Kleidungsstücke. Teilweise treten die Tänzer in Unterwäsche auf und kleiden sich an, teilweise sitzen sie angezogen im Publikum und wechseln die Kleidung.

Ohne Musik beginnt der Tanz, der von Beginn an eine unglaubliche Dynamik entwickelt. Bewegungsabläufe bringen unterschiedliche Gefühle zum Ausdruck. Dabei werden der Raum und die Beziehungen untereinander immer wieder neu erforscht und ausgelotet.

Die Zuschauerreihen stellen eine Begrenzung dar, die zunächst nicht überwunden werden kann. Immer wieder nehmen die Tänzer intensiven Blickkontakt zum Publikum auf, stellen sich direkt vor einen Zuschauer oder setzen sich wie anfangs wieder dazu.

Die Choreografie zeigt eine sehr dynamische, athletische Körpersprache, die aber auch langsame, elegante Bewegungsabläufe zulässt. Kraftvolles gegenseitiges Überwinden, in dem einer über den anderen hinweggeht oder sich auf ihm platziert, wiederholt sich in verschiedenen Konstellationen.

Aber es gibt auch einen Gleichklang der Bewegungen bis hin zu einer tänzerisch kunstvollen Verbindung zweier Personen, die optisch scheinbar eins werden. Das alles ist tänzerisch großartig umgesetzt und wird von reduzierten Musikklängen punktuell begleitet.

Zum Schluss überwinden die Tänzer die Raumgrenzen, indem sie beginnen, einzelne Zuschauer auf die Bühne zu holen. Wenn die Stuhlreihen weitgehend aufgelöst sind, ist das Stück zu Ende. Von der Bühne aus spendet das Publikum heftigen Beifall.

Das Tanzfestival "Move!" dauert noch bis Ende November, Termine unter www.krefeld.de.

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