Tagespflege: Gelernte Mütter auf Zeit gesucht

Kinder-Tagespflege ist für Heidi Müller ein Traumberuf. Der Bedarf dafür in Krefeld steigt. Die Stadt sucht neues Personal.

Krefeld. Lea-Sophie und Rania haben ihre Hände ins Wasser getaucht und waschen hingebungsvoll Steine. Danach ziehen sich die beiden Mädchen die Schuhe aus, denn als nächstes wollen sie auf dem Trampolin hüpfen.

Sie sind zweieinhalb Jahre alt und die Tagespflege-Kinder von Heidi Müller. Die 41-Jährige hat den Garten und die zwei Mädchen von der Terrasse aus gut im Blick. Sie nennt zurzeit fünf Tageskinder zwischen zwei und 13 Jahren ihr „Eigen“ und ist hellauf begeistert: „Ich habe den tollsten Job der Welt. Ich möchte nichts anderes mehr machen.“

Eigentlich ist Müller Arzthelferin und „gelernte Mutter“. Die beiden eigenen Töchter, zwölf und 14 Jahre alt, kennen keine Eifersucht, und auch der Ehemann sieht in den Tagesgästen kein Problem. „Meine Familie zieht mit, und neun Personen am Tisch zu haben, ist einfach nur gut. Es war spannend herauszufinden, wie groß die Töpfe für so viele Leute sein müssen.“

So unproblematisch war es für die 41-Jährige nicht immer. „Ich war früher alleinerziehend und habe während der Zeit das Kind einer Bekannten gehütet. Dann habe ich gehört, dass Tagesmütter gesucht werden, habe mich beim Jugendamt beworben und mich direkt für die 80-stündige Grund-Qualifikation angemeldet.

Weitere 80 Stunden finden dann berufsbegleitend statt. Bei diesem Job konnte ich für meine Kinder da sein und mich gleichzeitig auf eigene Beine stellen.“ Zuerst hat sie auf zwei Kinder an drei Nachmittagen in der Woche aufgepasst. Nun hat sie auf die „Maximalbelegung“ aufgestockt.

Zwischen 7.30 und 18.45 Uhr ist sie montags bis freitags für die kleinen Hausgäste da. „Die Betreuung richtet sich nach den Arbeitszeiten der Eltern“, sagt Müller.

Die Kinder wachsen ihr ans Herz. Besonders innig ist die Beziehung zu Ella, die nun schon das fünfte Jahr kommt. „Sie ist wie eine eigene Tochter. Die Kinder bringen alles mit: Probleme, Sorgen und ganz viel Freude.“

Das Tagesprogramm reicht vom Windelwechseln bis zur Lösung von Matheproblemen. „Es geht sehr familiär zu.“ Vielen Menschen sei nicht bekannt, dass die Kindertagespflege auch für größere Mädchen und Jungen gelte, weiß Müller.

Für den Nachmittag hat sich Besuch angesagt: Eine befreundete Tagesmutter kommt mit „ihren“ Kindern am Oldenburger Weg vorbei. „Wir halten Kontakt zum Erfahrungsaustausch und um uns gegenseitig bei Krankheit vertreten zu können. Denn es ist wichtig, dass die Kinder die andere Frau und die neue Umgebung im Notfall kennen.“

Jetzt holt Heidi Müller ein Bund Möhrengrün aus der Küche. Lea-Sophie und Rania dürfen den Hasen füttern und da sind Wasser und Trampolin schon vergessen.

Kontakt zu Tagesmüttern in Krefeld per E-Mail an:

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