Jecke Säle: Ralph Marquis war der Retter

Der Brauchtumsmusiker verlässt den karnevalistischen Ruhestand. Bäcker bestreiten Programm aus den eigenen Reihen.

Düsseldorf. Janine Arnold, Präsidentin der Düsseldorfer Originale und Venetia der vergangenen Session, ist das, was man eine echte „Rampensau“ nennt. Das konnte sich bei der Sitzung der Düsseldorfer Originale am Samstag in der Rheinterrasse einmal mehr unter Beweis stellen.

Denn es passierte das Schlimmste, was einem Präsidenten passieren kann: Als Büttenrednerin Achnes Kasulke auf die Bühne sollte, war sie nicht da. Die Dame hatte sich verspätet.

„Dann machen wir eben selbst Programm“, entschied Janine und ließ erst mal ihren Elferrat tanzen. Dann erspähte sie im Publikum Ralph Marquis. Das Urgestein der Brauchtumsmusik hat sich eigentlich zur Ruhe gesetzt. Aber diesmal sprang er ein und sang alte Düsseldorfer Lieder wie „Die Altstadtlaterne“. Der Mann kann’s immer noch.

Immer besser in Fahrt kommt auch Prinz Simon. Der wurde mit seiner Venetia Rebecca von den Spalier stehenden Ruderern seines Vereins empfangen und legte eine prima Rede hin. Rebecca freute sich, dass „ich endlich mal mit meiner Schwester auf der Bühne stehen kann.“ Sie sieht ihrer Vorgängerin verblüffend ähnlich. Die beiden Venetien verstehen sich auch privat. „Wenn mal ein Tränchen fließt, dann tröstet mich Janine“, verriet Rebecca.

Dass die Stimmung bei den Originalen etwas Besonderes ist, liegt aber auch an dem Publikum. Denn auch zu später Stunde werden hier Büttenredner wie Horst Schlag oder Willibert Pauels noch bejubelt. In vielen anderen Sälen wären sie um die Zeit kaum noch zu Wort gekommen. Zum Finale ließ es dann die Band ohne Bart krachen. Ihr Song von der „Sauerei“ ist auf dem Weg, sich zum Hit der Session zu mausern. Einziger Schönheitsfehler: Stimmungssänger Thorsten Sander wirkte wie ein Kulturschock. Da hätte Janine lieber gleich Ralph Marquis engagieren sollen.

Fast alle Vereine kaufen ihr Programm zusammen. Wenn aber die Bäcker in der Rheinterrasse feiern, wird die Hälfte des Abends mit Künstlern aus den eigenen Reihen bestritten. Den „Superbäcker“ sucht seit zwei Jahren Hilmar Fries, Lehrer am Oberkasseler Comenius-Gymnasium. Denn er hat die Leitung des schrägsten Chors der Stadt übernommen. Seit September probt er mit Josef Hinkel, Thomas Puppe und Co. einmal die Woche fürs neue Programm. „Seitdem bin ich auch mit meinen Schülern nachsichtiger geworden“, verrät Fries.

Aber die Mühe hat sich gelohnt. Denn im wie immer ausverkauften Saal der Rheinterrasse trumpften die singenden Bäcker groß auf und besangen ihren Lieblingsfeind Heiner Kamps. Zum Beispiel texteten sie den Ich & Ich-Hit „Pflaster“ um. Da tobte dann nicht der Hass, sondern der Kamps vor dem Fenster. Damit alle mitsingen konnten, gab’s auch ein Textheft dazu. Natürlich waren auch ein paar Profis eingeladen: die Samba-Truppe Querbeat, Alt-Schuss oder die Düssel-Disharmoniker kommen gern zu den Bäckern. Denn da wird bodenständiger Karneval gefeiert, wie man ihn nur noch selten findet.

Die erste Damensitzung der Tonnengarde in der Aula des Comenius-Gymnasiums war ein voller Erfolg. 250 Besucherinnen amüsierten sich über die diesmal anwesende Putzfrau Achnes Kasulke und über die Swinging Funfares. Die Narren präsentierten zugleich ein Novum in der Düsseldorfer Karnevals-Geschichte.

Denn es gab zwei Sitzungspräsidentinnen: Ex-Venetia Ute Heierz-Krings und ihre Schwester Anke Conti-Mica, die Ex-Tonnenbäuerin. Beide sind Auftritte auf der Bühne auch als Laienschauspielerinnen gewohnt. Sie führten souverän durchs Programm, begrüßten die Düsseldorfer Weiter, die Amazonen, die Düsseldorfer Originale und den Venetien-Club. Sie hatten aber auch eine besondere Idee parat: Sie traten als doppeltes Lottchen auf. Ihre Mutter hatte ihnen die passenden Dirndl-Kleider genäht. Und darin feierten sie sich selbst, ihren lustig kostümierten Elferrat, die Kindertonnengarde und das Prinzenpaar, stammen doch Rebecca und Simon aus der Tonnengarde.

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