Studie: Was die Deutschen ängstigt

Ein Pflegefall zu werden – davor fürchten sich viele. Umweltängste nehmen zu.

Berlin. Die Deutschen haben wieder mehr Angst vor der Zukunft. Am meisten fürchten sich die Menschen vor einer schlechteren Wirtschaftslage, vor Naturkatastrophen und davor, als Pflegefall zu enden. Zunehmend Sorge bereitet vielen Menschen aber auch eine Überforderung der Politiker, wie aus der Langzeitstudie "Die Ängste der Deutschen" hervorgeht.

Insgesamt erreicht der Index, der alle Werte zusammenfasst, erstmals seit 2005 wieder einen Höchststand von 50 Prozent (2009: 44). Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) fragte für die Studie im Auftrag der R+V Versicherung im Juni und Juli knapp 2500 repräsentativ ausgewählte Bürger nach ihren größten Ängsten. Im Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre sehen die Experten eine Zunahme, ausgelöst durch Terroranschläge, die Euro-Einführung und die Finanzkrise.

Hauptsorge der Deutschen bleibt die Wirtschaftslage. Mehr als zwei Drittel der Bürger befürchten steigende Lebenshaltungskosten und einen Wirtschaftsabschwung. Gleichzeitig ist die Angst vor einer höheren Arbeitslosigkeit aber leicht gesunken (61 Prozent).

Naturkatastrophen wie der Ausbruch des Vulkans in Island oder die Ölpest im Golf von Mexiko lösten Umweltängste bei 64 Prozent aus. "Diese Angst ist so groß wie noch nie", sagte R+V-Sprecherin Rita Jakli. Stärker noch schlägt aber die Furcht vor einer schweren Erkrankung (57 Prozent, plus 8) oder einem Leben als Pflegefall (61 Prozent, plus 7) durch. "Da sehen wir die ganzen Ängste einer alternden Gesellschaft, die Jahr für Jahr immer deutlicher werden", sagte Jakli.

Die Angst, Opfer von Kriminellen zu werden, treibt nur 29 Prozent der Befragten um. 53 Prozent fürchten dagegen terroristische Anschläge und 42 Prozent einen Krieg mit deutscher Beteiligung (plus 11). Die Deutschen beurteilen die Politiker deutlich kritischer als zuvor.

Persönliches Glück beschert vor allem die Familie, die Geburt von Kindern und das Zusammenleben. Der Heidelberger Politologe Manfred G. Schmidt, der die Studie vorstellte, sprach von einem Mechanismus der "Selbststabilisierung": "Selbst wenn die Politik nicht funktioniert, sind die Menschen oft noch glücklich, wenn sie Kinder und Enkelkinder haben."

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