Finanzen: Job weg – und trotzdem genug Geld

Wenn Arbeitslosigkeit droht, muss das nicht ins finanzielle Disaster führen. Wer sich rechtzeitig kümmert, hat sogar gute Aussichten.

Düsseldorf. Die Krise ist vom eigenen Geldbeutel nicht weit entfernt: Firmenpleiten, Kurzarbeit, Umsatzeinbrüche - in manchen Branchen ist absehbar, dass auch der eigene Job gefährdet ist."

Eine weitsichtige Haushaltsplanung wäre jetzt sinnvoll", sagt Claudia Kurzbuch, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung in Kassel. Denn ist der Job erst mal weg, galoppieren die laufenden Kosten schnell davon - und Schulden sind programmiert.

Kein Grund zur Panik: Vorsorge ist möglich, ebenso ein Ausstieg aus dem Schuldenkarussell. Die vollen Auswirkungen der Finanzkrise kommen zeitverzögert, da ist sich Kurzbuch sicher.

Das Konjunkturpaket und mit ihm Konsum-Lockmittel wie die Abwrackprämie werden erst nach und nach die Verbraucher in den finanziellen Engpass treiben, glaubt die Schuldenexpertin: "Da wird genau die Zielgruppe angesprochen, die ohnehin knapp bei Kasse ist", kritisiert sie. Hier einige Tipps:

Zurückhaltung üben: "Wer kann, sollte sich ein finanzielles Polster ansparen, das ist die beste Vorsorge", so die Schuldnerberaterin. Wer nichts zur Seite legen kann, sollte bei einer Kreditaufnahme oder Ratenzahlungen einkalkulieren, dass bei einem Jobverlust nur noch 67 Prozent des Nettoeinkommens zur Verfügung stehen. "Man sollte auch überlegen, ob eine Anschaffung wirklich nötig ist oder ob sie unbedingt über ein Volldarlehen finanziert werden muss", rät Kurzbuch.

Reaktion auf Jobverlust: Sofort reagieren - das sei bei einem Jobverlust angesagt, rät die Expertin. Falsch ist es abzuwarten und darauf zu vertrauen, dass man schnell eine neue Beschäftigung findet. Sind Kredite abzuzahlen, sollte man umgehend bei seiner Bank eine Reduzierung der Raten bewirken. Auch lohnt es sich Versicherungspolicen durchzuforsten. Gerade bei der Kfz-Versicherung lässt sich viel Geld durch einen Wechsel zu einem günstigeren Anbieter sparen. Ein Haushaltsbuch, in dem alle Ausgaben und Einnahmen dokumentiert werden, ist ein wichtiges Mittel, versteckten Kosten auf die Spur zu kommen.

Schuldnerberatung: Sitzt man schon mitten im Schuldenstrudel, ist offensives Handeln angesagt. Stattdessen schweigen jedoch die meisten und vergrößern so die Schuldenlast. Zwischen 20 000 und 30 000 Euro Schulden im Durchschnitt haben diejenigen angehäuft, die eine Schuldnerberatung aufsuchen. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, sollte man schnell auf seine Gläubiger zugehen. "Oft sind Ratenzahlungen oder Vergleiche möglich", sagt Kurzbuch.

Denn wenn es zu einer Verbraucherinsolvenz kommt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Gläubiger ganz leer ausgehen. Hilfe bei diesem Vorgehen bieten die rund 950 kostenlosen Schuldenberatungsstellen der Verbraucher- und Wohlfahrtverbände in Deutschland (im Internet: meine-schulden.de).

Verbraucherinsolvenz: Wenn gar nichts mehr geht, gibt es immer noch die Möglichkeit einer Verbraucherinsolvenz - der private Konkurs. Seit Einführung der Insolvenzordnung 1999 haben rund eine halbe Million Verbraucher einen Insolvenzantrag gestellt. Am Ende eines Zeitraums von sechs Jahren, in dem der Lohn gepfändet und das Vermögen veräußert wird, steht der Schuldenerlass. Angst muss man davor nicht haben: Freibeträge sollen bei einer Lohnpfändung ein Existenzminimum sichern. So muss ein Familienernährer mit Ehefrau und zwei Kindern bis zu einem Nettolohn von 1769,99 Euro keinen Cent pfänden lassen. Ein Single ist bis zu einem Nettolohn von 989,99 Euro im Monat pfändungsfrei.

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