Digitale Party in Wuppertal Zum Geburtstag von Friedrich Engels rollt die rote Welle über den Werth

Wuppertal · Die Geburtstagsparty am und im Engels-Haus kann nicht wie geplant stattfinden - als Ersatz gibt es Angebote im Internet.

 Mit dem Werk von Friedrich Engels hatte sich die Stadt Wuppertal lange schwergetan.

Mit dem Werk von Friedrich Engels hatte sich die Stadt Wuppertal lange schwergetan.

Foto: Oliver Berg

Vor 200 Jahren, am 28. November 1820, wurde Friedrich Engels in Barmen geboren. Er hat mit seinen Ideen die Welt verändert. Sein 200. Geburtstag sollte der Höhepunkt des Engelsjahres 2020 in Wuppertal werden - doch Engels entzieht sich den Gratulanten, ist coronabedingt nur im virtuellen Raum erlebbar. 

Es hätte zu Friedrich Engels gepasst, gerade an seinem Geburtstag die Stadt zu verlassen und einen anderen Ort aufzusuchen. Für seine persönliche Entwicklung war es von größter Bedeutung, dass er das enge Tal der Wupper schon in jungen Jahren hinter sich gelassen hat. Seine Herkunft als Barmer Fabrikantensohn hat er aber auch später in Berlin, Manchester, London und Paris nicht verleugnet und die Beobachtungen in der Fabrik seines Vaters gaben den Anstoß, die Welt mit kritischen Augen zu sehen.

Die Stadt Wuppertal hat sich mit Person und Werk lange schwergetan, das Engelsjahr 2020 sollte vor allem den Wuppertalern Friedrich Engels näher bringen. Doch bald nach der Eröffnungsfeier im Opernhaus am 15. Februar mussten Vorträge und Diskussionen abgesagt oder in digitale Formate umgewandelt werden.

Die Geburtstagsparty soll
im Jahr 2021 nachgeholt werden

Christoph Grothe, Geschäftsführer des Engels-Projektbüros, hätte gerne am Samstag viele Gäste in der neuen Dauerausstellung im Engelshaus begrüßt. Außerdem sollte das Haus der Großeltern von Friedrich Engels, sein Geburtshaus wurde im Krieg zerstört, mit einer Plane verhüllt werden, auf der die Porträts von 200 Wuppertaler Gratulanten zu sehen sind. Doch die Eröffnung der Engels-Ausstellung, die Festveranstaltung im Opernhaus und die Verhüllung mit dem 10 mal 16 Meter großen Plakat müssen verschoben werden, bis es die Corona-Lage zulässt.

„Ich werde das Geschehen von zu Hause aus digital verfolgen. In der Nacht zum Samstag um Mitternacht werden alle digitalen Angebote, so auch der virtuelle Rundgang durch die Dauerausstellung im renovierten Engels-Haus, freigeschaltet“, sagt Christoph Grothe. Er bedauert, dass es Live-Momente wie bei der Eröffnung nicht geben kann. „Ich werde vielleicht trotzdem am Engels-Haus vorbeischauen“, sagt er schmunzelnd.

Ministerpräsident Armin Laschet würdigt als Schirmherr des Engelsjahres den Philosophen und Sozialrevolutionär als „eine der prägenden Persönlichkeiten seiner Zeit und weit darüber hinaus“. In einer Video-Botschaft spricht Oberbürgermeister Uwe Schneidewind von „einer der facettenreichsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts“. Bürgermeister Heiner Fragemann (SPD) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Jürgen Reese betonen die Aktualität des Werkes von Engels. „Die von Engels bearbeiteten Themen zu sozialer Ungleichheit und zur Verteilung des Kapitals sind weiterhin aktuell, ganz besonders wieder in diesem Jahr. Insbesondere die durch die Pandemie bedingten Einschränkungen haben die Kluft zwischen armen und reichen Menschen noch vergrößert – arme Menschen sind ungleich härter getroffen von Kurzarbeit und Jobverlust“, so Heiner Fragemann. Der SPD-Parteivorsitzende Servet Köksal: „Damals war es der Protest gegen das Elend und himmelschreiende Unrecht im Tal der Wupper und Europa. Die Ausbeutung von Menschen durch Menschen findet heute im globalen Maßstab immer noch statt. Häufig fern von Deutschland.“ Köksal fordert ein Lieferkettengesetz, um zum Beispiel Kinderarbeit zu verhindern.

Engels wurde in Barmen geboren und das nimmt die ISG Barmen-Werth zum Anlass, die 211 Kugeln des Barmer Lichterzaubers bis zum Sonntag in Rot zu erleuchten. „Rote Wellen, die leuchtend über den Werth rollen, symbolisieren die Kraft und Vehemenz, mit der die Ideen von Friedrich Engels und seines Freundes Karl Marx die ganze Welt beeinflussten, so Thomas Helbig, Geschäftsführer der ISG. Die Kugeln erinnerten an Garnknäuel und damit an die textile Vergangenheit Wuppertals.

Im Internet können Engels-Lichtinstallationen und filmische Einblicke in das Projekt „when robots make art“ des Bildhauers Eckehard Lowisch sowie Dokumentarfilme über Engels-Wandbilder abgerufen werden. Weitere Formate sind Podcasts der Politischen Runde der VHS und Online-Lesungen – darunter der Beitrag des Schauspielers Olaf Reitz, der das „Manifest der kommunistischen Partei“ im Opernhaus liest. Zudem ist ein virtueller Besuch der Ausstellung „Mensch Engels!“ und ein Tanz-Video der „Roten Socken“ zu sehen.

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