WSW pokern mit noch drei Bewerbern

Die Stadtwerke engen ihre Auswahl auf drei Energiefirmen ein – alles deutsche Gesellschaften. Der Markt ist derzeit stark in Bewegung.

Wuppertal. In den nächsten Wochen werden die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) mit drei Energie-Unternehmen in detaillierte Verhandlungen über eine zukünftige Partnerschaft eintreten. Das hat zumindest Andreas Feicht, Vorstandschef der WSW, während der jüngsten Bilanzpressekonferenz angekündigt.

Bisher waren noch fünf Unternehmen im Rennen, der Ausleseprozess dauert an. Offenbar gelten die Wuppertaler Stadtwerke - die ordentliche Ergebnisse vorweisen können - als Sahneschnitte im umkämpften Energiesektor.

Feicht, der freilich aufgrund der andauernden Verhandlungen keine Namen nannte, ließ jedoch durchblicken, dass die zum Verkauf stehende Beteiligung der WSW ordentlich Geld in die Kasse spülen werde. Kommen die 145 Millionen Euro, welche die WSW aufwenden mussten, um RWE und Cegedel rauszukaufen, wieder rein?

Das Feicht’sche Grinsen ließ die Antwort auf diese Frage erahnen. Ob und wie das gelingt, wird jedoch definitiv erst im Sommer fest stehen: Nach einer Sondersitzung des WSW-Aufsichtsrates wird dann der Stadtrat den neuen strategischen Partner billigen müssen.

Vermutlich wird es ein deutsche Unternehmen sein, zumindest verfügen laut Feicht alle noch im Rennen befindlichen Bewerber über eine deutsche Gesellschaftsform. Gazprom etwa ist danach aus dem Rennen. Die WSW, so ist im Markt zu hören, profitieren derzeit davon, dass in der Region auf dem Energiemarkt erhebliche Bewegung ist.

Die Düsseldorfer Stadtwerke, deren Mehrheitseigner die baden-württembergische EnBW ist, sind schon seit langem auf der Suche nach weiteren regionalen Partnerschaften. Daher sind sie auch an Beteiligungen der Stadtwerke Hilden und Monheim interessiert. Wuppertal würde da sehr gut ins Portfolio passen, wie von Branchenkennern zu hören ist.

Die Krefelder Stadtwerke, deren geplante Fusion mit Neuss geplatzt ist, gelten ebenfalls als potentielle Kandidaten, auch wenn dies offiziell gegenüber unserer Zeitung immer wieder dementiert wurde. Auch die Rheinenergie aus Köln und der Mannheimer Energieversorger MVV sind als strategischer Partner der WSW denkbar.

Der Markt ist derzeit absolut unübersichtlich, zumal zahlreiche neue Kooperationen anstehen. Die MVV und Rheinenergie hatten noch im Februar angekündigt, gemeinsam die Thüga von Eon kaufen zu wollen. In der Thüga-Gruppe hat der Energie-Gigant EON seine Beteiligungen an kommunalen Versorgern gebündelt und verfügt damit über den Zugang zu vielen Kunden.

Exakt dies ist der Anreiz für große Unternehmen, mit kommunalen Versorgern neue Kooperationen einzugehen. Die WSW haben in Wuppertal etwa 185000 Strom- und zirka 105000 Gaskunden. Umgekehrt wollen auch die WSW über die Partnerschaft den Zugang zu neuen Märkten, weil ihr Stammmarkt in der Stadt mit einer Abdeckungsquote von mehr als 90 Prozent nahezu ausgeschöpft ist.

Ein gutes Beispiel dafür ist etwa das Geschäft mit der Druckluft: Die WSW bieten Gewerbekunden Druckluft im Rahmen des so genannten Contracting an. Seit 2003 bieten die Stadtwerke die Druckluft an und seit Anfang des Jahres werden auch Unternehmen in der Region damit beliefert.

Was in diesem Fall recht einfach erscheint, ist bei Strom- und Gas erheblich schwerer. Nur wenn die Stadtwerke günstigen Zugang zu Energie erhalten und zugleich neue Märkte erschließen können, werden sie sich in diesem Markt halten. Der Vorstandschef der MVV, Rudolf Schulte, hat prophezeit, dass von 300 kommunalen Energieversorgern auf Dauer nur 50 überleben werden. Das sagt eigentlich alles über den Konzentrations- und Fusionsdruck in diesem Markt aus.

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