Lehrstellen dringend gesucht

In Wuppertal suchen 1380 Jugendliche noch Ausbildungsplätze – und die Firmen klagen über schwache Schulabgänger.

Wuppertal. Eine bittere Zahl: 1380 Jugendliche in Wuppertal suchen derzeit noch eine Ausbildungsstelle. An dieser Situation will die Arbeitsagentur etwas ändern. Daher lud sie am "Tag des Ausbildungsplatzes" 50 Unternehmer aus der Stadt zu einem Treffen - in der Hoffnung, die Arbeitgeber dazu bewegen zu können, mehr oder wieder Lehrlinge einzustellen.

Als Kulisse für ihre Initiative wählte die Arbeitsagentur eine Fahrt mit dem historisch-gediegenen Kaiserwagen der Schwebebahn. Eine gute Idee, denn in den engen Waggons mussten Vertreter der Arbeitsagentur und Unternehmer zwangsläufig miteinander ins Gespräch kommen.

Katja Heck, Chefin der Wuppertaler Arbeitsagentur, bemächtigte sich griffiger Fußball-Rhetorik, um die Geschäftsleute zu überzeugen. "Einer geht noch", lautete ihr Slogan des Abends. Die Unternehmer signalisierten denn auch ihre grundsätzliche Bereitschaft, mehr junge Leute auszubilden.

Zugleich gaben sie aber immer wieder zu Bedenken, dass die Bewerber den Ansprüchen oft nicht gerecht würden. Ein bekanntes Argument. Unter den Bewerbern befänden sich "unglaublich viele Flachmänner", schimpfte etwa Stefan Maurer, Betreiber einer Firma für Sanitär- und Heizungstechnik. Der Hauptschulabschluss sei nicht einmal mehr Garant für einfache Schreib- und Rechenfähigkeiten.

Carmen Bartl-Zorn, Referentin für Aus- und Weiterbildung der IHK, zeigte Verständnis für den Unmut der Unternehmer. "Viele Ausbildungsstellen sind wegen der mangelnden Qualität der Bewerber nicht besetzt", bestätigte sie. Dass die Fähigkeiten oft unzureichend sind, hat besonders für die Metall- und Elektroindustrie eklatante Folgen: Dort herrsche, wie Bartl-Zorn anmerkte, ein großes Defizit an ausgebildeten Fachkräften.

Die Arbeitsagentur versucht, der Misere mit speziellen Initiativen entgegenzusteuern. Da ist beispielsweise das Sonderprogramm "Einstiegsqualifizierung Jugendlicher" (EQJ). Dabei können Unternehmen Schulabgänger erst einmal unverbindlich und auf Probe beschäftigen - und später entscheiden, ob sie auch als Azubis eingestellt werden.

Umsonst war das Treffen mit der Wirtschaft dann doch nicht. Einige Unternehmer kündigten trotz aller Klagen an, zusätzliche Lehrstellen einzurichten - ein Erfolg für die Arbeitsagentur und natürlich auch die jungen Leute.

So plant beispielsweise Klaus-Dieter Kuhnow, Geschäftsführer einer Marketing-Firma, erstmals in der Geschichte seines Unternehmens, Lehrlinge anzuheuern. Ob er zufrieden mit seinen Bewerbern sein wird, muss sich noch zeigen.

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