An der Kette: Chinesen übernehmen Köbo KTB

Weitere Firma in ausländischer Hand. Kein neuer Personalabbau.

Wuppertal. Im Büro der Geschäftsführung liegt noch ein alter Werbedruck aus den 50er Jahren. Gute Ketten für Fahrräder und Motorräder stammen demnach von Köbo an der Hatzfelder Straße. Doch Ketten dieser Art werden mittlerweile längst in China gefertigt. Und nun reicht der lange Arm aus China noch viel weiter. Denn die Köbo-Gruppe hat ihre Geschäftsanteile an den chinesischen Kettenhersteller Donghua Group verkauft. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Belegschaft an der Hatzfelder Straße wurde gestern informiert. Ein weiterer Personalabbau steht ihr demnach nicht bevor.

Damit reiht sich Köbo KTB in eine Reihe vieler Wuppertaler Firmen, die wie Delphi, DuPont, Rockwell, Membrana, Teijin oder jüngst J.C.F. Kaufmann nicht mehr in heimischer Hand liegen. Und die Umstände, die Köbo zu diesem Schritt veranlassen, stehen für Probleme, die etliche Wuppertaler Unternehmen plagen: Kurzarbeit allein reicht nicht mehr, um die Krise zu bewältigen. Köbo (insgesamt 500 Mitarbeiter in Europa) hat die Zahl der Beschäftigten in Wuppertal von rund 240 auf etwa 180 reduziert. Die Finanzreserven sind sehr überschaubar. Ziehen die Geschäfte irgendwann wieder einmal an, müssen auch die aber erst einmal finanziert werden.

Und da kommt der Verkauf an den chinesischen Betrieb mit seinen fünf Fertigungsstandorten und rund 3600 Mitarbeitern gerade recht. Denn dieser Verkauf bringt auch eine Kapitalspritze für den Wuppertaler Betrieb mit sich.

Genau das beruhigt auch Knut Giesler von der IG Metall. Er sieht keine Gefahr, sondern eine Chance, den Wuppertaler Standort zu sichern. Zumal das Rating bei den Banken nun deutlich besser als vor dem Verkauf ausfallen müsste. Gleichwohl kommen wohl auch auf das Personal neue Verhandlungen zu. Der Sanierungstarifvertrag läuft Ende des Jahres aus. Wer die neuen Rahmenbedingungen wie einschätzt, muss sich erst noch herausstellen.

Köbo-KTB-Geschäftsführer Jochen Bovenkamp, der sich wie das gesamte Management verpflichtet hat, die nächsten Jahre an Bord zu bleiben, verspricht sich jetzt über den Donghua-Vertrieb den Zugang zu den Weltmärkten. Das Portfolio wächst dabei gewaltig an: Köbo macht die großen Transportketten unter anderem für Rolltreppen, Zement- und Stahlindustrie sowie die Auto-Fertigung. Donghua (stammt aus der Nähe von Shanghai) fertigt eher Massenprodukte für kleinteiligere Produktionen. Zusammen stellen die Firmen einen der großen Akteure dar.

Der neue Name: Künftig steht auf dem Wuppertaler Firmenschild vermutlich Donghua Köbo.

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