Fahrerlose Busse für den Arrenberg

Das Projekt ist Teil des klimafreundlichen Pilotprojekts im Stadtteil. Die Bewerbung läuft, die Macher sehen großen Chancen.

Fahrerlose Busse für den Arrenberg
Foto: Local Motors

Arrenberg. Auch wenn es zunächst nach einer Idee aus einem Science-Fiction-Roman klingt: In Wuppertal könnten schon bald fahrerlose Busse unterwegs sein. Im Rahmen der Initiative „Aufbruch am Arrenberg“, zu der mehrere Dutzend Projektideen für eine klimaneutrale Zukunft gehören, will sich ein Verbund von Unternehmen schon im Frühjahr ein Forschungsprojekt zu zukunftsweisender Mobilität an den Arrenberg holen und bewirbt sich dazu auf eine entsprechende Ausschreibung des Landes-Forschungsministeriums.

Per Sondergenehmigung würden dann autonome, aus dem 3D-Drucker entstandene Gefährte durchs Quartier fahren und sogar eine Fahrtstreckenausweitung nach Elberfeld oder Barmen ermöglichen. Erhalten die Organisatoren Ende des Jahres den Zuschlag, wollen sie schon in einem halben Jahr mit den Vorbereitungen des Forschungsstandorts beginnen. Ab Sommer 2017 könnten dann schon die ersten „Ollis“ - so heißen die selbstgesteuerten Quartierbusse - fahren und maximal neun Personen befördern.

„Bei diesem Forschungsprojekt geht es darum, drei Jahre lang zu erproben, wie klimaneutrale Mobilität organisiert werden kann und einen Lösungsansatz für autonomes Fahren zu finden“, erklärt Initiativen-Vorstandsmitglied Jörg Heynkes. Wie teuer eine Fahrt wird und ob es einen festen Fahrplan oder einen Einsatz auf Bestellung gibt, steht allerdings noch nicht fest.

Mit im Boot sitzen die Wuppertaler Stadtwerke, die sich am zu 50 Prozent durch die Landesregierung getragenen Projekt beteiligen wollen und die rund eine Million teure Anschaffung der voraussichtlich fünf oder sechs Quartierbusse übernehmen würden. „Auch die sind natürlich an der Mobilität der Zukunft interessiert und wollen lernen, was sie dafür zu tun haben“, erklärt der Projektinitiator und spekuliert, dass die Nutzung der „Ollis“ eventuell sogar über das gewöhnliche Monatsticket laufen könne. An die Stadt sei man bislang zwar noch nicht herangetreten, doch gehe man auch hier fest von einer entsprechenden Unterstützung aus. „Dieses Projekt wäre ein Aushängeschild für die Stadt und ist mit vielen wirtschaftlichen Vorteilen verbunden. Deshalb kann sich da keiner vor verschließen“, glaubt Heynkes. Dass der US-amerikanische Fahrzeugbauer Local Motors als Erfinder von „Olli“ für die nächsten Jahre in ganz Europa den Bau von 100 dezentralen Werken angekündigt hat, könne man indes als weitere Chance verstehen. Das könne nicht zuletzt der Vielzahl an automobilzuliefernden Firmen im Bergischen zuträglich sein.

Jörg Heynkes prognostiziert den Beginn der mobilen Revolution schon deutlich früher als es sich die meisten das heute vorstellen könnten. „Wir gehen davon aus, dass sich das schon in drei bis fünf Jahren flächendeckend durchsetzen wird. In spätestens zehn Jahren wird es heute gängige Autos gar mehr zu kaufen geben“, so der Geschäftsführer der Villa Media. Er ist überzeugt, dass sich der allgemeine Mobilitätsbedarf in Zukunft rapide ändern werde. „Die autonome Fortbewegung ist nur mit Vorteilen verbunden. Schließlich ist der elektrische Antrieb kostengünstiger, sauberer, nachhaltig und lautlos.“

Per Sharing-System könne jedes beliebige Fahrzeug über eine Smartphone-App angefordert werden und komme in wenigen Sekunden zu einem gefahren. „Sie werden sicher zu ihrem Ziel gefahren, egal ob sie schwer krank, blind oder betrunken sind. Gerade für Menschen mit Behinderung ist das eine Riesenhilfe“, sagt Heynkes. Er glaubt, dass künftig der Bedarf an Parkplätzen massiv abnehme.

Dank maximaler Effektivität könne man dem aktuellen „Fahrzeug-Schlaf“ einer durchschnittlichen Pkw-Standzeit von 23,6 Stunden pro Tag entgegenwirken. Damit Wuppertal Vorreiter für diese Entwicklung wird, arbeiten inzwischen rund 100 Projektmitglieder und zahlreiche kooperierende Firmen an der Ausarbeitung der Bewerbung. „Wenn wir den Zuschlag erhalten, wird die ganze Welt auf Wuppertal blicken. Das hat Tagesschau-Dimensionen“, meint Heynkes.

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