Nordbahntrasse: Zoff um die Agentur

Die Wuppertal Bewegung fühlt sich von der Bergischen Entwicklungsagentur gegängelt. Die beendet die Kooperation.

Wuppertal. Die Bergische Entwicklungsagentur (BEA) versucht, die Federführung für die Nordbahntrasse zu erlangen und will die Wuppertal Bewegung an die Seite drücken. Dieser Vorwurf wird von Mitgliedern der Wuppertal Bewegung geäußert.

Die Kritik ist sehr konkret: So habe die Agentur versucht, Termine bei der Landesregierung zum Thema Nordbahntrasse zu vereinbaren, ohne dass man die Mitglieder der Wuppertal Bewegung auch nur in Kenntnis davon gesetzt habe. Bei einem Workshop in Solingen am 25. April hatte Annette Nothnagel, die derzeit stellvertretende Geschäftsführerin der Agentur ist, versucht, ein Werkstattverfahren für die Gestaltung der Nordbahntrasse anzuschieben.

Dies hätte von einem Landschaftsarchitekten durchgeführt werden sollen - der auch schon in dieser Sitzung anwesend war, eingeladen von Annette Nothnagel. Erst auf massiven Druck habe die Wuppertal Bewegung das 70000 Euro teure Werkstattverfahren verhindern können.

Die Liste der Vorwürfe, die intern bei der Wuppertal Bewegung kursieren, ist lang. So habe die BEA am 18. Dezember 2007 das Gutachten über die Fledermäuse im Tunnel Schee an der Wuppertal Bewegung vorbei bei dem Büro Ökoplan platzieren wollen.

Auch dies konnte vorerst verhindert werden, die Stadt holte Angebote für das Gutachten ein, wie es die Richtlinien für die Vergabe vorschreiben. Dies hatte Kämmerer Johannes Slawig auf Anfrage der WZ bestätigt. Aber: Ökoplan wird das Gutachten doch machen können. Dies zumindest behauptet Annette Nothnagel.

Der Antrag auf Förderung der Nordbahntrasse im Bereich Touristik ist nach Vorwürfen der Wuppertal Bewegung nicht von der Agentur selbst geschrieben worden, vielmehr sei die Antragserstellung gegen Gebühr vergeben worden. Die Wuppertal Bewegung habe diesen Antrag erst in der Nacht vor der Abgabe bei der Bezirksregierung lesen und korrigieren dürfen.

Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertal Bewegung, bestätigte, dass die Zusammenarbeit mit der BEA nicht funktioniert: "Wir brauchen die Bergische Entwicklungsagentur nicht. Die würden gerne die Federführung übernehmen, aber das ist nicht notwendig."

Der Zwist zwischen Wuppertal Bewegung und BEA soll mittlerweile auch bei Oberbürgermeister Peter Jung angekommen sein. Auf Nachfrage erklärte er, dass die Planungen einvernehmlich verlaufen würden. Die Bergische Entwicklungsagentur habe nichts mit der Nordbahntrasse, die auf Wuppertaler Gebiet verlaufe, zu tun.

In diesem Zusammenhang erinnerte Jung daran, dass die Fördergelder bisher nur für die Nordbahntrasse und nicht für das bergische Radwegenetz bewilligt worden seien. Ergo: Es handle sich um eine Wuppertaler Sache. "Ich werde alles tun, um dieses Projekt zu realisieren", stellte der Oberbürgermeister klar und verwies auf die Wuppertal Bewegung als den entscheidenden Partner.

Annette Nothnagel von der BEA verwahrt sich gegen die Vorwürfe der Wuppertal Bewegung. "Es war nur ein Angebot der Unterstützung", erklärte sie auf WZ-Anfrage und ergänzte, dass die Zusammenarbeit vorerst beendet sei, da die Kooperation ja nicht gewünscht werde.

Die stellvertretende Geschäftsführerin verteidigte ihren Vorschlag, ein Werkstattverfahren anzustoßen. Dies sei, betrachte man den Radwegeverbund als Ganzes, sinnvoll im Hinblick auf die Qualitätssicherung. Zudem sei die BEA für das Marketingkonzept der Radwege zuständig. "Es war im besten Sinne gemeint", verteidigte sie sich und räumte ein: "Das ist alles ein großes Missverständnis." So habe der ADFC ihr mitgeteilt, dass der Asphalt auf der Trasse zu dunkel sei. Einen helleren Asphalt hätte man in dem Werkstattverfahren implementieren können. Zudem hätte das Verfahren weniger als 70000 Euro kosten sollen. Nur ein gemeinsames Markteingkonzept bringt laut Nothnagel den Erfolg für die Trasse.

Gerhardt hält die Argumentation der Bea-Geschäftsführerin für vorgeschoben: "Der Kreisvorsitzende des ADFC ist Teamleiter bei uns. Der hat noch nie etwas an der Farbe des Asphalts auszusetzen gehabt." Gerhardt abschließend: "Um ihr Marketingkonzept kann sich die Entwicklungsagentur gerne kümmern, aber nicht um die Nordbahntrasse."

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