Corona Mehr Waldbesucher - mehr Müll

Wuppertal · Wuppertal geht in Massen in den Wald. Luisa Pfann (9) sind die negativen Auswirkungen aufgefallen.

 Luisa Pfann hat bei ihren Waldspaziergängen schon einiges aufgesammelt. Sie hofft, andere damit motivieren zu können, auch Müll zu sammeln.

Luisa Pfann hat bei ihren Waldspaziergängen schon einiges aufgesammelt. Sie hofft, andere damit motivieren zu können, auch Müll zu sammeln.

Foto: Pamela Pfann

Auf dem Wupperweg zwischen Grifflenberg und Gelpetal klappern die Walkingstöcke. Wuppertal zieht es in Corona-Zeiten in den Wald. Im Minutentakt begegnen sich Spaziergänger mit und ohne Partner, Kind und Hund. „So voll war es hier noch nie“, sagt Spaziergängerin Birgit Stadler. Die 68-Jährige sagt: „Am Sonntag war es besonders doll. Da war hier vielleicht was los.“

Obwohl die Wanderparkplätze derzeit voller Autos stehen, gehen sich die Menschen in der Natur aus dem Weg – viel Platz ist ja da. Und die Stimmung ist gut. Spaziergänger Joachim Schara (91) berichtet: „Es sind viel mehr alte Leute unterwegs.“ Und seine Frau Anna (82) fügt hinzu: „Die Menschen sind alle richtig freundlich und grüßen sich gegenseitig.“

Doch die neu entdeckten Liebe für die Natur hat auch ihre Schattenseite: Immer mehr schwarze Schafe hinterlassen ihren Müll im Wald. Pamela Pfann, die mit ihrer Tochter Luisa in einem Waldgebiet am Falkenweg an der Varresbeck unterwegs war, berichtet: „Wir haben sehr viel Müll gesehen.“ Da hatte die neunjährige Luisa eine Idee: „Ich bin mit Handschuhen und einer großen Mülltüte in den Wald gegangen und habe Müll aufgesammelt. Dabei waren Glasscherben, Plastik, Hundekotbeutel und kaputte Spielsachen.“ Die Schülerin fände es toll, wenn andere die Aktion unterstützen würden und bei ihrem nächsten Waldspaziergang mit Handschuhen und Mülltüte losziehen würden.

Das Forstamt lehr die Mülleimer doppelt so oft

Auch der Stadt ist aufgefallen, dass die Gefahr von Vermüllung im Wald gestiegen ist. Sebastian Rabe, Leiter der Abteilung Forsten, berichtet: „Wir spüren deutlich, dass mehr Menschen im Wald sind.“ Daher habe seine Abteilung bereits die Frequenz erhöht, in der die Mülleimer im Wald geleert werden: von 14-tägig auf einmal die Woche.

Neben dem Müll weist Rabe noch auf ein weiteres Problem hin: „Ich habe das Gefühl, dass die Menschen mit Hund noch nicht auf den Ansturm vorbereitet sind.“ So treffen immer wieder freilaufende Hunde auf kleine Kinder. „Da muss man an die Hundehalter appellieren. Das geht so nicht“, sagt Rabe. Für die Tierwelt sei der Ansturm auf den Wald auch nur deswegen problematisch, weil potenziell mehr Hunde unterwegs sind. „Hunde, die ohne Leine Wild aufscheuchen und jagen, sind ein Problem.“

Magdalena Bruns (32) lädt einen Kinderwagen aus ihrem Auto. Gleich geht es in den Wald. Die dreifache Mutter sagt: „Ein Waldspaziergang ist eine gute Sache. Was bleibt denn sonst noch übrig, wenn man Kinder hat? Die Spielplätze sind ja geschlossen. Da fällt denen zu Hause die Decke auf den Kopf.“

Die Natur ist für viele Wuppertaler die letzte Möglichkeit, die frische Luft zu genießen, ohne sich groß um engen Menschenkontakt sorgen zu müssen. Auch Menschen mittleren Alters sind zu sehen. Etwa Birgit Reuter (45): „Ich bin Sozialpädagogin und habe jetzt viel mehr Zeit in den Wald zu gehen.“ Nicht alle finden es schlecht, dass der Wald in diesen Tagen so belebt ist. Christa Diener (72) sagt: „Das ist doch schön, dass es etwas voller ist. Früher war es mir manchmal schon etwas zu einsam im Wald.“ Nur sei auch hier aufgefallen: „Ja, dass einige ihren Müll im Wald lassen, sieht man schon mal.“

Da macht es Hoffnung, dass Pamela und Luisa Pfann bereits verkündet haben: „Wir sammeln weiter.“

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