Corona 139 Kinder gehen noch zur Schule

Notbetreuung: Wenige Schüler werden tagsüber von Lehrern betreut, 240 Kinder in Kitas.

 Amy (9, l.) und Tyler (7,r.) werden von Lehrerin Stefanie Krause und Hund Bira betreut.

Amy (9, l.) und Tyler (7,r.) werden von Lehrerin Stefanie Krause und Hund Bira betreut.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Der Normalbetrieb an Schulen und Kitas ist eingestellt, die meisten Klassenzimmer und Spielecken sind verwaist. Aber rund 380 Wuppertaler Kinder kommen in die Notbetreuung in Schulen und Kitas, weil ihre Eltern in der Pflege, bei Energieversorgern oder im Lebensmittelhandel arbeiten.

139 Kinder werden an Schulen betreut, 240 Kinder in Kitas. „Es sind sehr wenige Eltern, die dieses Angebot nutzen“, sagt Schuldezernent Stefan Kühn. Das zeige das Verantwortungsbewusstsein der Eltern. Auch nach Lockerung der Regeln, dass nur ein Elternteil unabkömmlich sein muss, habe sich die Nachfrage nicht wesentlich erhöht.

Lehrerin Ulrike Schnepp hat an der St. Michael Grundschule in Uellendahl-Katernberg bisher ein Kind betreut. „Das ist schon eine irreale Situation“, sagt sie. Denn sie sitzt mit dem Schüler im Klassenraum, er kümmert sich an seinem Platz um Aufgaben, die alle Schüler bekommen haben. Sie hält den notwendigen Abstand und nutzt die Zeit, etwa um aufzuräumen. Denn unterrichten soll sie nicht, Fragen darf sie beantworten. Später ist Zeit für Beschäftigung mit Spielmaterial, Tablet-Computer, Büchern oder für Spiele auf dem Schulhof.

Ähnlich organisieren auch andere Schulen den Tag: Erst Lern- und Arbeitszeit, später freiere Beschäftigung, je nach Wetter draußen. An Grundschulen übernehmen ab mittags Mitarbeiterinnen der Offenen Ganztagsschule (OGS) die Betreuung.

In den Regelungen des Landes heißt es: „Aus Gründen des Infektionsschutzes sind diese Betreuungsgruppen grundsätzlich im bisherigen Klassenverband zu bilden“, ausnahmsweise seien Jahrgangsgruppen möglich. Aber Holger Schwander, Leiter der Grundschule Kruppstraße in Katernberg, sagt: „Das in der Praxis umzusetzen, ist schon sehr schwierig.“

Das sei auch eine Frage des Personals. Einige Kollegen dürften wegen Vorerkrankungen oder ihres Altes von über 60 Jahren nicht in der Notbetreuung arbeiten. Unter den anderen will er die Arbeit gerecht aufteilen. An seiner Schule gibt es zwei feste Gruppen von vier bis fünf Kindern aus mehreren Klassen. Pro Gruppe wechseln sich je zwei Lehrerteams ab. Das gilt auch für andere Schulen.

Die Kinder haben kein Problem mit der Ausnahmesituation

Katja Stengel-Kühl, Lehrerin an der Grundschule Ferdinand-Lassalle-Straße in Ronsdorf, betont: „Wir versuchen, den Kindern eine schöne Zeit zu verschaffen.“ Die scheinen die Situation zu schätzen.

„Irgendwie merkwürdig, aber irgendwie auch cool“, findet zum Beispiel Amy (9) von der Grundschule an der Marienstraße auf dem Ölberg die Situation. Sie erzählt am Telefon: „Ich habe Deutsch- und Matheaufgaben gemacht und bin Inliner gefahren.“ Tyler (7) hat auch Aufgaben gemacht und mit seiner Lehrerin Fußball gespielt. Er findet die Situation „eigentlich gut“. Was er vermisst? „Eigentlich nichts.“

Auch eine Fünftklässlerin des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums (CFG) schreibt: „Insgesamt finde ich es super hier, von mir aus könnte es immer so sein.“ Ihr gefällt, „dass wir uns aussuchen dürfen, was wir in der Freizeit machen, und dass wir uns die Aufgaben selbst einteilen können.“

CFG-Leiter Reinold Mertens berichtet, dass drei Schüler der fünften Klasse die Notbetreuung besuchen – die einzigen Gymnasiasten in Wuppertal. Sie könnten in der Bibliothek Aufgaben erledigen, auf dem Schulhof Tischtennis spielen, in einem Aufenthaltsraum kickern oder in den gemütlichen Sitzkissen der Bibliothek lesen.

Dass sich die Kinder an Regeln wie Händewaschen, Abstand halten und Nieshygiene halten, sei schwierig, berichtet Schulleiter Holger Schwaner, klappe aber immer besser. „Sie disziplinieren sich auch gegenseitig.“ Schulleiter Michael Goecke fürchtet allerdings, es könnten mit der Zeit mehr Kinder Betreuung brauchen. Dann könnte es schwierig werden, alle auf Abstand zu halten.

Abstand halten, das geht in der Kita kaum: „Das ist Illusion“, sagt Michael Neumann, Leiter des Stadtbetriebs Kitas. Kleine Kinder müsse man auch mal trösten oder ihnen beim Essen helfen. Auch in den Kitas werden die Kinder in kleinen Gruppen oder sogar einzeln betreut. Und das hat auch hier positive Effekte. Michael Neumann hat von einer Erzieherin gehört, dass ein bisher schüchternes Kind in der Einzelbetreuung regelrecht aufgeblüht ist.

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