Wuppertaler Orgeltage: Ein Sprungbrett für junge Musiker

Christoph Ritter freut sich auf eine Uraufführung: Am Dienstag stellt der Wuppertaler Organist seine Komposition vor.

Wuppertal. An der Orgel gehört die Improvisation untrennbar dazu. Anfänger erfinden Vorspiele zu Kirchenliedern, um die Gemeinde aufs Singen vorzubereiten, Profis können große Klanggebilde aus dem Kopf zusammensetzen.

Der Wuppertaler Organist Christoph Ritter hat schon früh seine Leidenschaft für die Improvisation entdeckt: "Ich finde die Klangvielfalt und die Kraft der Orgel, vermischt mit modernen Ausdrucksformen, faszinierend." Teilweise hat er privat Kompositionsunterricht genommen, doch auch während des Studiums hat sich der 24-Jährige intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Gleichzeitig hat er seit sechs Jahren eine Stelle als Organist an der Kirche St. Antonius in Barmen.

Seit 2004 studiert Ritter an der Musikhochschule Köln Kirchenmusik, legte im Sommer sein Diplom ab. Trotzdem macht er weiter, um sein Orgelspiel und seine Improvisationen zu perfektionieren. "Ich bin jetzt im Master-Studiengang - eigentlich weiß keiner so genau, was das ist."

Sein Lehrer Thierry Mechler hat ihn sehr geprägt. "Ich schätze ihn sehr hoch, ihm habe ich viel zu verdanken", sagt der Organist. Jetzt wechselte er in die Klasse von Margareta Hürholz, um neue Anregungen zu bekommen.

Improvisation studierte er bei Johannes Geffert. In dessen Unterricht entstand das Werk "Triptychon super Misericordiam Domini", also über die Barmherzigkeit Gottes, das am 29. September im Rahmen der Wuppertaler Orgeltage uraufgeführt wird. "Ich finde den Text sehr ausdrucksstark und ansprechend", sagt Ritter, der die Worte aus den Klageliedern des Jeremiahs genau und detailliert in den drei Sätzen seiner Komposition aufnimmt.

Der Anfangssatz "Wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volkes war" etwa kommt sehr wortmalerisch-dramatisch zum Ausdruck. Das Wort "Einsamkeit" wird als rhythmisches Motiv verwendet, doch auch das Pendant in anderen Sprachen. "Das wird natürlich kein Mensch hören, aber es ergibt interessante rhythmische Schichten." Raffiniert sind die Rhythmen in seiner Komposition aufeinander geschichtet, das Feuer wird durch schnelle, abgehackte Passagen dargestellt.

Bei all dem klingt das Werk aber durchaus modern. Der Dank-Hymnus am Schluss endet mit allen zwölf Tönen des Tonsystems, die weit verteilt aufeinander gesetzt werden. "Wie etwas Allumfassendes", erklärt der Komponist. Da der Text aus dem Alten Testament stammt, sei er auch für alle Religionen offen.

Geschrieben hat Ritter das Stück schon vor zwei Jahren, bisher allerdings hatte sich keine Gelegenheit für eine Uraufführung ergeben. "Die Orgel in St. Johann Baptist in Oberbarmen eignet sich sehr gut dafür", lobt er nun. Ein paar weitere Kompositionen hat der Musiker, der auch Philosophie liebt, halbfertig in der Schublade liegen. Vielleicht ergeben sich ja nach dem Konzert weitere Möglichkeiten für Uraufführungen.

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