Buch André Poloczek würdigt Engels

Wuppertal · Der WZ-Cartoonist legt das Buch „Engels-Gesichter“ vor. Es erscheint am 199. Geburtstag des großen Sohns der Stadt.

 WZ-Cartoonist André Poloczek hat zum Engelsjahr ein passendes Buch aufgelegt.

WZ-Cartoonist André Poloczek hat zum Engelsjahr ein passendes Buch aufgelegt.

Foto: Fischer, Andreas

Sie haben mehrere grundlegende Merkmale gemein, das kommunistische Manifest und die Karikatur: Beide wollen politisch wirken, ein möglichst großes Publikum erreichen, vervielfältigt und verbreitet werden. Das schreibt André Poloczek, auch Polo genannt, in einem neuen Buch, das am 28. November, dem 199. Geburtstag des gebürtigen Barmers Friedrich Engels, erscheinen soll. Der WZ-Karikaturist, Cartoonist und Autor vereint in der humorvollen Würdigung „Engels-Gesichter“ zahlreiche renommierte Kartoonisten und Autoren, jede Menge Spaß und den Beweis, dass der „Kommunismuserfinder“ Engels auch heute viel zu sagen hat.

Am Anfang stand die Frage der Karikatur-Stadt Wuppertal an den Karikaturisten Polo, ob er im Rahmen des Jubiläumsjahres 2020 einen Beitrag leisten wolle. „Ich war sofort dabei“, erinnert er sich. Weil er natürlich mit Engels’ linker Theorie, seiner Dialektik, seinen Naturbeobachtungen und Gesellschaftserkenntnissen vertraut ist. Außerdem besitzt Polo eine noch für 18 Ostmark erworbene Engelsbiographie des Leipziger Reclam-Verlages, fühlt sich dem Revolutionär nah, denn „Engels selbst war nicht nur Wuppertaler, sondern auch Karikaturist“, eine Zeichnung im Buch beweise dies.

Am Neujahrstag 2019 begann die Beitragssuche. Polo mailte einige Kollegen an, „die ich dabei haben wollte, weil ich weiß, dass ihre Sachen klasse sind.“ Einige schickten bereits existierende Bilder, andere wie Markus Grolik, Til Mette und Freimut Wössner zeichneten exklusiv für das neue Buch. Frank Hoppmann steuerte das Titelbild bei, eine feine Zeichnung des älteren Engels, vom kräftigen Bart dominiert. Polo wählte es aus, weil ihm die rote Färbung im Gesicht und der „total klare, vorwärts gewandte Blick, der etwas Visionäres hat“, gefielen.

Hoffnung bei Obama,
Arbeit bei Engels

Er stellt ihm auf der Rückseite des Din-A-4 großen Buches einen jungen Pop-Art-Engels gegenüber, den er selbst geschaffen hat. Auch er mit dem Blick in die Ferne – und bewussten Parallelen zu einem Poster von Barack Obama 2008. „Da stand aber „hope“, bei mir steht „work“ unter dem Bild“, sagt Poloczek und erklärt, dass beide Worte vier Buchstaben haben und zentral für die jeweilige Person stehen. Der Arbeitstitel des Buches, „Engels-Gesichter“, verfestigte sich beim Tun, „je länger wir nachdachten, um so fragloser wurde die Kombination“, erzählt Polo, schiebt hinterher, dass er selbst einst Porträtzeichner werden wollte.

So wie er auch gerne schreibt. Zwei Texte sind im Buch, neben weiteren, unter anderem von Redakteuren der WZ und von WZ-Kolumnist Uwe Becker. 43 Autoren, die meisten Bild-Künstler, hat Polo gewonnen, darunter auch weitere Wuppertaler: Olaf Joachimsmeier, Jorgo Schäfer, Anna Schwartz und R. M. E. Streuf. Auch der Leipziger Andreas Prüstel, der noch am Neujahrstag seine Mitarbeit zugesagt hatte, aber dieses Jahr gestorben ist, ist wie etliche weitere „DDR-Kollegen“ vertreten.

Aus knapp 400 Bildern wählte Polo aus, sortierte nach Themen wie Marx und Engels, Miete und Obdachlosigkeit, Denkmal und Denkmäler, arm und reich. Achtete beim Aufbau des Buches auf Struktur und Dramaturgie, erlebte dabei, dass sich vieles automatisch fand, wie die Doppelseiten zu China oder zur DDR. Die 120 Seiten beschließt er mit einem Appell, einer Aufforderung zum Widerstand: Reiner Schwalmes Clown, der vor dem Banner „Der Sozialismus siegt!“ ein Schild mit der Aufschrift „Lacht auf Verdammte dieser Erde“ hoch hält.

Was wünscht sich Polo fürs Jubiläumsjahr 2020? „Dass sich die Menschen mit den Inhalten und Denkmustern von Engels beschäftigen und darauf abklopfen, was er uns alles anbieten kann.“ Kleiner Wermutstropfen: Die Finanzierung des in einer Startauflage von 2200 Exemplaren geplanten Buches ist nicht ganz gesichert, dennoch reut ihn die investierte Arbeit nicht, sie habe Spaß gemacht, sagt er und ist sich sicher, dass sich „die Magie“, die er bei der Fertigung des Buches erlebt habe, auf das Werk überträgt.

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