Familienstück Ein Junge, ein Opa und viel Zauber

Familienstück „Der kleine Lord“ setzt Kooperation von Schauspiel und Sinfonieorchester fort.

 Bringen den kleinen Lord in Wuppertal auf die Bühne (v.l.): William Shaw, Silke Rekort,  Elisabeth Wahle und Henner Kallmeyer.

Bringen den kleinen Lord in Wuppertal auf die Bühne (v.l.): William Shaw, Silke Rekort,  Elisabeth Wahle und Henner Kallmeyer.

Foto: Schwartz, Anna (as)

In einer Szene reitet Cedrik (Julia Meier) mit seinem Großvater, dem Earl von Dorincourt (Martin Petschan), aus. Dafür verwandeln sich zwei Schauspieler in Pferde mit Mähne und allem Drum und Dran, tragen die beiden auf ihren Rücken über die Bühne. Die Reiter jauchzen vor Freude, dazu spielen Musiker. Eine Szene aus dem Stück „Der kleine Lord“, das Henner Kallmeyer für das Schauspiel Wuppertal inszeniert. Dabei Wert auf Lebendigkeit und Aktionen legt, die Gespräche und Gefühle darstellen. Schließlich richtet sich das Stück an Erwachsene und Kinder, denen möglichst alles präsentiert werden soll, was Theater kann, erklärt Silke Rekort, die die Kostüme verantwortet. Am 16. November feiert das Familienstück Premiere im Theater am Engelsgarten.

Die Sparten der Wuppertaler Bühnen rücken zusammen. Für „Aschenbrödel“ etwa kooperierten Schauspiel und Sinfonieorchester in der Spielzeit 2018/19. Die tschechische, für ihre Musik bekannte Verfilmung des Märchens legte dies nahe. Auch Henner Kallmeyer und Silke Rekort waren damals dabei. „Das kam bei den Akteuren, auch den Musikern, sehr gut an, wie bei den Zuschauern“, erinnert sich Schauspielintendant Thomas Braus. Fortsetzung erwünscht. Und so legt die Inszenierung des kleinen Lords großen Wert auf die Musik, muss dabei aber auf das gesamte Orchester organisatorisch bedingt (es wirkt an „Jesus Christ Superstar“ mit) verzichten. Basis ist neben der Buchvorlage von Frances Hodgson Burnett von 1886 der Stummfilm „Little Lord Fauntloeroy“ von 1921 und nicht der bekannte Film mit Alec Guinness von 1980. „Weil der Stummfim nicht so süßlich ist, die Beziehung des kleinen Jungen zu seinem verhärteten, steifen Opa mit mehr Action umsetzt und slapstickartige Momente hat“, erklärt Kallmeyer. Außerdem habe ebenfalls damals eine Frau die Hauptrolle gespielt.

Musik soll Kinder und
Erwachsene erreichen

Die fehlende Musik steuert in Wuppertal William Shaw, Korrepetitor und Assistent von Generalmusikdirektorin Julia Jones, bei. Der 27-Jährige Brite liefert seine erste Komposition ab und macht nicht nur Kallmeyer sehr froh damit. Orchestermanager Benjamin Reissenberger erinnert sich: „William wollte die Musik nicht arrangieren, sondern etwas Eigenes schaffen.“ Dafür zog er sich mehrere Wochen im Sommer zurück und überraschte die neugierig wartenden Kollegen schließlich mit einem vielfältigen Werk, das sie begeistert. Die Musik solle „sowohl Kinder als auch Erwachsene ansprechen“, erklärt er, weshalb sie einerseits einfach, andererseits symphonisch sei und traditionelle Muster enthalte. Acht Musiker aus dem Orchester werden sie auf der Bühne des kleinen Theaters und später des Opernhauses spielen. Am Klavier: William Shaw. Die Integration der Musiker auf der Bühne sei besonders wichtig für das junge Publikum, die so Instrumente und Schauspieler live erleben, sind sich Braus und Reissenberger einig.

Auf der Schauspielseite gesellen sich zu Julia Meier und Martin Petschan sowie Konstantin Rickert, Silvia Munzón López und Andreas Rother. Sie agieren auf einer zweigeteilten Bühne, die Franziska Gebhardt entworfen hat. Während Cedriks New Yorker Welt im Vordergrund steht, verteilen sich britische Spielorte – ein Raum im Schloss, der Stall – auf der Drehbühne dahinter. New York lehne sich an das (bunte) Amerika der 1950er Jahre an, beschreribt Rekort, die britische Welt erinnere an „Downtown Abbey“ um 1900, theatralisch erhöht. Bei den Kostümen werde mit falschen Bärten, Popos oder Nasen operiert – eben alles gegeben, was möglich sei. Schließlich gelte es, „die Kinder, die Zuschauer von morgen sind“, zu verzaubern.

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