Tic-Theater Wuppertal Menschlicher Mikrokosmos in der Küche

Tic feiert Premiere der neuen Komödie „Frühstück bei Monsieur Henri“.

 Das Tic zeigt „Frühstück bei Monsieur Henri“.

Das Tic zeigt „Frühstück bei Monsieur Henri“.

Foto: Fischer, Andreas

Herzhaftes Lachen und erschrockenes Innehalten liegen in der neuen Komödie im Tic-Theater eng beieinander. Ivan Calbérac entfaltet in seinem 2013 uraufgeführten Stück „Frühstück bei Monsieur Henri“ in der Küche einen menschlichen Mikrokosmos. Geschickt balanciert er Stimmungen und Typen aus – und es gibt dem Stück eine ordentliche Portion Glaubwürdigkeit, dass er auf ein Happy End verzichtet.

Dustin Smailes zeigt in seiner ersten Regie eines reinen Sprechstücks, dass er auch ohne Musik und Tanz die Personen hervorragend führen kann. Viele Nuancen holt er aus seinen vier sehr guten und versierten Schauspielern heraus. Selbst manche stark gezeichneten Charakterzüge lässt er völlig natürlich aussehen. Bühnenbildner Jan Bauerdick hat ihm dafür eine altertümliche Küche mit Treppenabgang zu den Wohnräumen geschaffen.

Drastisch schimpft Hans-Willi Lukas als betagter Witwer Henri auf Sohn, Schwiegertochter und die neue Untermieterin. Alle seien unfähig, dumm und hinterhältig. Charlotte Reinke spielt die junge Studentin Constance als passenden Gegenpol: Mit strahlendem Lächeln zeigt sich die frische Blondine von dem Gepolter des alten Herren völlig unbeeindruckt. Fröhlich lässt sie alle seine Angriffe ins Leere laufen und schafft es schließlich, das kleine, günstige Zimmer zur Miete zu ergattern. Sie ist in Geldnot und froh über die erschwingliche Bleibe. Deshalb schlägt sie auch in den zweiten Deal von Henri ein: Da dieser äußert unzufrieden mit seiner Schwiegertochter Valerie ist, soll Constance seinen Sohn Paul umgarnen und seiner Frau entfremden.

Alsbald taucht Paul in der Küche auf: Philip Zangerl schafft es hervorragend, diesem Steuerberater genau die richtige Mischung aus korrekter Seriosität und einem Hauch Verklemmtheit zu geben.

Neben schlagfertigen Dialogen fasziniert an dieser Inszenierung der Wandel der Figuren: Henri wird vom bösen Ekel zum fürsorglichen Vater-Ersatz für Constance, diese entdeckt ihre eigentliche Begabung, und Paul lernt, alle seine Facetten zu akzeptieren. Immer wieder beklatscht das Publikum in der zweieinhalbstündigen Premiere diese Wandlungen und viele witzige Antworten. Am Ende gibt es ausdauernden Beifall für eine sehr gelungene Inszenierung.

Aufführungen: 5., 6., 11., 25., 26. und 27. April um 20 Uhr, 28. April um 19 Uhr und 14. April um 15.30 Uhr. Tickets gibt es unter Telefon 47 22 11 und im Internet unter

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort