Vernissage „Else geht aus“ – und kommt als erstes ins Elberfelder Rathaus

Zum 150. Geburtstag: Erste Ausstellung des Jahresrundgangs des BBK zeigt einen Monat lang Kunstwerke über Else Lasker-Schüler.

 Birthe Fritsch (l.)  eröffnete die Vernissage neben der lebensgroßen Figur von Else Lasker-Schüler.

Birthe Fritsch (l.) eröffnete die Vernissage neben der lebensgroßen Figur von Else Lasker-Schüler.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Sie nannte sich selbst die Unbehauste, die nach ihren Wuppertaler Jahren ihr Leben an verschiedenen Orten verbrachte und immer hinaus, zu den Menschen, strebte. „Else Lasker-Schüler (ELS, Red.) ist auch gerne ausgegangen, in Cafés, Theater und ins Kino“, erzählt Ulla Riedel, Künstlerin und im Vorstand des Berufsverbands Bildender Künstler (BBK) Bergisch Land. Und weil die berühmte Künstlerin ELS vor 150 Jahren in Elberfeld geboren wurde, hat der BBK über ein Dutzend „Geburtstagsgeschenke“ gestaltet, die unter dem Motto „Else geht aus“ über das Jahr ausgepackt werden. Am Freitag ging es mit einer Vernissage im Elberfelder Rathaus los. Start des Jahresrundgangs.

„Else“ ist da. Die lebensgroße Figur sitzt aufrecht, ein Bein über das andere geschlagen auf einem mittels Streben zur Sänfte umgebauten Holzstuhl, ihr Gesicht besteht aus drei Kunststoffplatten, in die Worte gestanzt wurden. Sie wacht über das Geschehen um sie herum, die Gäste, die Redner, die Lesung ihrer Texte durch die Autorin Beate Rüter, die Kunstwerke, die im großen Flur in der ersten Etage des Rathauses für einen Monat ausgestellt werden. „Else war herzkrank, hat sich gewünscht, wie ihre Vorfahren in einer Sänfte getragen zu werden“, erklärt Ulla Riedel die Figur, die Petra Pfaff geschaffen hat. Der Wunsch wird nun nachträglich erfüllt.

Else wird auf einer Sänfte zu
allen Stationen getragen

Und so wird sie zu allen neun Orten, die der BBK in diesem Jahr mit immer wieder anderen Ausstellungen beglückt, getragen. Ausstellungen, die mit Lesungen, Soundcollagen, Performances, Klanginstallationen verknüpft und spartenübergreifend gestaltet werden, weit mehr sind als einfache Schauen. So wie sie selbst, noch vor den Dadaisten, als Performerin agierte, mit Klang, Stimme, Gestaltung, Schrift und Wort ein Gesamtwerk schuf. Nun „wandert sie durch Wuppertal“, freut sich Riedel. Weitere Stationen werden die Backstubengalerie auf dem Ölberg, gleich dreimal das K1 Art-Café Kunst & Kultur, zweimal der Weyerbuschturm, das katholische Stadthaus, die Färberei, das Glashaus Botanischer Garten, das KuKuNa Internationales Begegnungszentrum, die BBK-Druckwerkstatt und das Rex Filmtheater sein, „eigentlicher Kulminationspunkt, an dem aus allen Ausstellungen etwas zusammengetragen wird.

Das literarische Kolloquium Berlin filmt die ganze Reihe, erstellt so eine Dokumentation, die Basis seiner Ringvorlesung sein soll, auch sie ein Beitrag zu Elses Jubiläumsjahr.

Fast zwei Jahre haben 30 Künstler des BBK ihren Jahresrundgang vorbereitet, haben recherchiert, Themenschwerpunkte ermittelt, Gruppen für die einzelnen Ausstellungen gebildet. Im Verwaltungsgebäude, das wie Else in Elberfeld zuhause ist, zeigen 16 Künstler (Ilona Butz, Petra Frixe, Ulrike Eggers, Nataly Hahn, Hasan Hashemi, Sabine Kremer, Daphna Koll, Carmen Meiswinkel, Gerd Mittreiter, Petra Mohr, Bettina Nehles, Petra Pfaff, Boris von Reibnitz, Ulla Schenkel, AnneLi Schröder, Tati Strombach-Becher) ihre Sicht, die eine vielfältige ist, Anliegen der Künstlerin wie die Versöhnung der Weltreligionen ebenso thematisieren wie sie selbst und ihre Befindlichkeit.

Es gibt feine Zeichnungen und Radierungen, Aquarelle, Litographien, kraftvoll farbige Porträts, Tusche-, Ton- und Filzarbeiten, Collagen, Graphiken und Drucke. Else geht aus und bewegt – noch heute. mws

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