Die kreative Kolonie der Dönberger Freizeitkünstler

Sie werden mit ihrer Kunst weder reich noch berühmt. Ihrer schöpferischen Leidenschaft tut das keinen Abbruch.

Die kreative Kolonie der Dönberger Freizeitkünstler
Foto: Andreas Fischer

Dönberg. Künstlerkolonie, das hört sich nach exzessivem Schaffen, nach Räuschen aller Art und einem impulshaften Leben in der Kommune an. Da kann die Künstlerkolonie Dönberg nicht mithalten, sie kommt aus der Mitte der Gesellschaft und fühlt sich dort sehr wohl. Den griffigen Namen verpasste der Gruppe von Freizeitkünstlern der inzwischen pensionierte Pfarrer Eckehard Fröhmelt, denn ursprünglich hatten alle Künstler Bezug zum Dönberg. „Das hat sich heute aber etwas aufgelockert“, sagt Simone Witte.

Die Dönberger Künstler leben jedenfalls nicht in einer Kommune, sie haben noch nicht mal ein gemeinsames Atelier. „Das brauchen wir auch gar nicht“, sagt Ulla Mestel. „Wir sind eigentlich Einzelkämpfer, die jeder für sich arbeiten.“ Die aber ein gemeinsames Netzwerk bilden, das sich regelmäßig trifft, um sich zu organisieren und Ideen auszutauschen. Zwei feste Ausstellungen gibt es, den Frühlingskunstmarkt und die Jahresschau im Herbst, bei der alle Künstler gemeinsam ausstellen. „Viele haben sich das alleine nicht getraut, die haben die Sachen zu Hause gestapelt.“ Erst durch die Künstlerkolonie sind sie auf die Idee gekommen, auszustellen, sagt Simone Witte. Sie malt mit Grafit oder Pastellkreiden, eigentlich „mit allem, was Dreck macht“, sagt sie. Ihre Kunst ist gegenständlich, meist sind es Tiere oder Porträts.

Ulla Mestel hat sich der Enkaustik verschrieben, der Kunst, mit heißem Wachs auf verschiedenen Untergründen zu malen. Nicht von ungefähr erinnert ihr Arbeitsgerät an ein Bügeleisen.

Manfred, ihr Mann, benötigt dagegen schweres Gerät, um künstlerisch tätig zu sein. Seine Lieblingsmaterialien abseits der Acrylmalerei sind Pflaumenholz und Eiche, die er mit Drechselmaschine oder Stecheisen zu Schmuckstücken verarbeitet. Falls ein Werk seinen Ansprüchen nicht genügt, ist das kein Problem. Die Mestels kochen auf einem Holzofen, und manchmal findet Manfred davor einen handgeschriebenen Zettel seiner Frau: „Ich brauche wieder Kleinholz.“

Inzwischen haben die Dönberger auch die ungleich berühmtere Künstlerkolonie Worpswede besucht, die seit Ende des 19. Jahrhunderts im Teufelsmoor bei Bremen aktiv ist. „Aber das war eigentlich nur noch ein Museum“, sagt Ulla Mestel enttäuscht. Die Dönberger Künstler sind halt immer noch am liebsten selbst kreativ.

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