Bei Grölle trifft Kunst auf Wissenschaft

Reiner Maria Matysik zeigt Organismen aus chemischen Substanzen.

Bei Grölle trifft Kunst auf Wissenschaft
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Der Raum2 der Galerie Grölle soll Heimat für eine Ausstellungsreihe werden, die offen für alle Formen der Kunst ist. Mit „Interventions“ begrüßen die Kuratoren Jaana Caspary und Jonas Hohnke nun zum zweiten Mal junge Künstler.

Johanna K. Becker, Studienkollegin von Jonas Hohnke, studierte nach dem Erwerb des Magistergrades in den Studiengängen Buchwissenschaft, Kunstgeschichte und Kulturanthropologie Freie Kunst an der Kunstakademie Münster, als Meisterschülerin bei Cornelius Völker. Sie beschäftigt sich in Malerei Zeichnungen und Skulpturen mit einem ganz eigenen Bild von Natur. „Ich zeige ideale oder utopische Landschaften. Dabei ist unsere Vorstellung von Natur oft sehr künstlich.“

Unnatürliche Farben und Materialien sind bewusst gewählt. Sowohl Zeichnungen als auch Skulpturen sind bis ins kleinste Detail filigran gestaltet und laden den Betrachter auf eine Entdeckungsreise ein. Johanna K. Becker gießt ihre Landschaften in Polyesterharz. „Ich brauche ein bis zwei Monate für eine Arbeit.“ Und die bleiben in ihrer Schönheit für immer eingeschlossen.

Einen anderen Weg geht Reiner Maria Matysik. Matysik absolvierte die Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Dort gründete er 2003 das Institut für biologische Plastik für den Dialog zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und bildnerischem Denken. Sein Traum ist es, Kunst und Wissenschaft zusammen zu bringen, „einen lebendigen Organismus aus chemischen Substanzen schaffen.“ Wie diese neuen Wesen aussehen könnten, erleben die Besucher der Ausstellung an vielen Beispielen. Reiner Maria Matysek hat einen ganzen Katalog solcher Wesen entwickelt, jedes einzelne hat seinen Lebensraum und seine eigene Aufgabe. Dabei hebelt der Künstler bewusst die gängige Vorstellung von Lebewesen in unserer Umgebung aus. Seine Geschöpfe sind keiner Gattung zuzuordnen.

Matysiks Werk ist nicht immer unumstritten. So schuf er eine lebendes Werk aus körpereigenen Zellen. Mit Hilfe der Biowissenschaft entstand aus präparierten Zellen eine „Skulptur“: „Ich beginne jenseits meiner eigenen körperlichen Existenz, außerhalb meiner Körperhülle, völlig zweckfreie organartige Gewebeteile als autonome Organismen zu züchten.“

Doch nicht nur die Arbeiten beider Künstler sind eine Reise wert. „Der Raum ist sehr schön. Er ist nicht so clean, die Wände sind nicht gerade. Er atmet einfach Geschichte“, Johhana K. Becker ist begeistert. „Unbezahlbar ist die Aussicht auf die Wupper.“

“ Die Ausstellung „Interventions“ ist bis 22. April im Raum2, Friedrich-Ebert-Straße 143e, zu sehen. Geöffnet ist sie mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 14.30 Uhr.

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