Wuppertal „Ein Deutsches Requiem“: begeisterter Applaus für die Kurrende

Konzert in der Lutherischen Kirche am Kolk bot Schlüsselwerk von Johannes Brahms.

Wuppertal: „Ein Deutsches Requiem“: begeisterter Applaus für die Kurrende
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Schlechtes Wetter erschütterte die Wuppertaler keineswegs, als die Wuppertaler Kurrende zu ihrem Passionskonzert bat. Trotz strömenden Regens und Sturmböen pilgerten die Besucher in Scharen zur Alten Lutherischen Kirche am Kolk, die so voll wie wahrscheinlich nur zu Ostern und Weihnachten war. Und keiner wurde enttäuscht, da der älteste Knabenchor der Evangelischen Kirche im Rheinland für einen stimmungsvollen Abend sorgte. Als Hauptwerk hatten sich die Kurrendaner unter der umsichtigen und präzisen Leitung von Stephan Hensen von Johannes Brahms „Ein Deutsches Requiem“ ausgesucht, und zwar die Sätze eins, vier, fünf und sieben.

Die Orchesterfassung wurde aber nicht geboten, auch nicht die von Brahms selbst angefertigte bekannte „Londoner Fassung“ für zwei Klaviere. Zwei Flügel standen dennoch vor dem Altarraum. Denn auch der 1928 geborene Komponist Heinrich Poos arrangierte 1979 diese Musik zu frei gewählten Texten aus der Lutherbibel für zwei Klaviere plus Pauken, die gestrichen wurden. Das machte gar nichts, da der Klaviersatz allein die brahmsschen musikalischen Strukturen klar vermittelt.

Mitatmend von den beiden Pianisten Yuko Kasahara und Boris Radulovic begleitet, gelang der Kurrende eine schlüssige, harmonische und nuancierte Darbietung dieser aufs Programm verteilten Abschnitte. Dazu faszinierte Dorothea Brandt beim „Ihr habt nun Traurigkeit“ mit einer strahlend-sicheren Stimme.

Mit Brahms war damit noch nicht genug. Der zweite Satz aus seinem - nicht ganz korrekt im Programmheft abgedruckt - Opus 34 wurde von den beiden Pianisten routiniert gespielt. Das Werk ist zwar ursprünglich ein Klavierquintett gewesen. Brahms war sich aber hinsichtlich der Besetzung nicht sicher und schrieb das Stück außerdem für zwei Klaviere, das als Opus 34b registriert ist. Für die ersten beiden („Denn es gehet dem Menschen wie dem Vieh“ und „Ich wandte mich, und sahe an Prediger“) der Vier ernsten Gesänge op. 121 - natürlich auch von Johannes Brahms - zeichnete zwischendurch Thomas Laske verantwortlich. Mit Radulovic als Begleiter verzauberte er die Zuhörer dank seiner ausdrucksstarken und beweglichen Baritonstimme.

Zwei fünfstimmige Motetten ehemaliger Leipziger Thomaskantoren - Johann Sebastian Bachs Vorgänger Johannes Kuhnau („Tristis est anima mea) und ab 1957 für ein paar Jahre Kurt Thomas („Der Tod ist verschlungen in den Sieg“) - standen außerdem auf dem Programm, wie auch je eine Motette von Werner Fussan und Georgius Bardos aus dem letzten Jahrhundert.

Wie beim Brahms-Requiem konnte auch hier die Kurrende mit ausgewogenen Gesängen in ihren Bann schlagen. Das Publikum war hellauf begeistert. Nach knapp 70 Minuten spendierte es ausgiebigen Applaus. Der nahm auch dann noch lange kein Ende, als sämtliche Interpreten den Sakralbau bereits verlassen hatten.

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