Abgedreht: Der Jugendclub reist munter nach Absurdistan

„Per Anhalter durch die Galaxis“ ist ein skurriles Stück, das bestens unterhält.

Wuppertal. Das wichtigste Utensil, das bei keiner Reise durch unbekannte Welten fehlen darf, ist ein Handtuch. Im Fall von Arthur Dent (Tim Barthelmes) ist es violett und wird ihm von seinem Kumpel Ford Prefect (Jascha Markuse) gereicht. Was er damit tut oder wovor er ihn schützt? Eine Funktion erfüllt das Badelaken nicht, aber es fasst sich eben schön an.

Überhaupt funktioniert das Weltraum-Märchen "Per Anhalter durch die Galaxis", das unter Markus Höllers Regie als Produktion des Jugendclubs am Freitagabend im Kleinen Schauspielhaus Premiere feierte, nicht unbedingt nach logischen Prinzipien. Das 1977 von Douglas Adams verfasste Buch ist eher ein durchgedrehter Ausflug nach Absurdistan.

Durchaus textsicher und mit viel Sinn für Humor spielen die Jugendlichen und nehmen ihr begeistertes Premierenpublikum mit zu unbekannten Planeten. Dort begegnet das Reise-Duo fiesen Vogoen (Sarah Prinz), einem manisch depressiven Computer (Laura Lietzmann erobert die Zuschauerherzen mit gekonnter Leichenbittermiene), einem hyperoptimistischen Pendant namens Eddi (Lena Kutzschbach) und dem doppelköpfigen Zaphod Beeblebrox (Ragna Gerhardt/Polina Boyko).

Letzterer hat nicht nur den pangalaktischen Donnergurgler erfunden, sondern das Sternenschiff "Herz aus Gold" geklaut, und weil er ein Cousin von Ford ist, nimmt er die beiden mit. Dabei stehe die Chance, per Anhalter durch die Galaxis mitgenommen zu werden, 267719 zu eins.

Zeit ist eine Illusion, mit einem Babelfisch im Ohr wird jedwede Sprache verständlich und die Antwort auf alle Fragen lautet "42". Das und manch anderes Skurriles erfahren die verblüfften Spacecowboys auch von den weißen Mäusen Benjymaus (Sarah Prinz) und Frankiemaus (Malwina Szkatula). Denn nicht Menschen experimentieren mit Tieren, im Versuchslabor mit umgekehrten Vorzeichen sind die Mäuse an der Macht. "Das Gehirn wollen wir dir abkaufen", piepsen sie Arthur zu.

Ein wichtigen Anteil am Erfolg der Inszenierung haben die Raumzeitpiraten. Tobias Daemgen und Moritz Ellerich sorgen mit Computer, Videokamera, Overheadprojektor, verschiedenen Schablonen und farbigen Folien für abgedrehte Szenarien und lassen fremde Welten entstehen. Und die Outfits, in die sich Polizisten (Nine Ochmann/Antonia Koßler), Reiseführer (Jasmin Seißler), Trillian (Nina Zorn) und all die anderen hüllen, sind ebenso eine Wucht. Die sehenswerten Kostüme stammen von den Schülern des Berufskolleg am Kothen und sind sprichwörtlich das i-Tüpfelchen zu einem rundherum unterhaltsamen Abend.

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