Kommunalwahl „Die Position der Kandidaten soll für sich sprechen“

Das Internetprojekt soll Orientierung zu politischen Standpunkten der Kandidaten bieten.

 Marvin Link

Marvin Link

Foto: Talomat

Zugegeben, die technischen Probleme rund um die Schwebebahn haben die Öffentlichkeit in den jüngsten  Tagen bewegt. Doch ob dieser Vorschlag eines potenziellen Wählers wirklich ein Echo bei den Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl im September findet, scheint eher unwahrscheinlich: „Die Schwebebahn sollte im Rahmen eines Pilotprojektes zu einer solarbetriebenen Magnetschwebebahn umgebaut werden“, hat der Unbekannte auf dem Online-Portal www.talomat.de als „Wunsch für Wuppertal“ vermerkt. Der Vorschlag ist einer von zehn teilweise recht kuriosen Wünschen, die auf der am 1. Juli gestarteten und ehrenamtlich betriebenen Internetseite als Anregungen aus der Bürgerschaft beispielhaft versammelt sind.

Am 13. September steht die Kommunalwahl in NRW an. Noch ist von einem verschärften Wahlkampf eher wenig zu spüren. Da man sich als interessierter Bürger aber nicht früh genug ein politisches Meinungsbild machen kann, sind die Open Data Initiative Wuppertal und Studierende der Bergischen Uni aktiv geworden und haben eine lokale Variante eines Wahl-O-Mats, den Talomat, erstellt. „Anfang Juni haben wir mit dem Projekt begonnen“, sagt Pia Michnik, die den Talomat mit entwickelt hat, betreut und für den Bereich „Interaktive Medien und nachhaltiges Design“ verantwortlich zeichnet. Unterstützt wird sie dabei von Mediendesigner Marvin Link und Graphikdesigner Christopher Reinbothe.

Funktionsumfang musste
wegen Corona reduziert werden

Bereits 2014 bei der Kommunalwahl und 2015 bei der OB-Wahl hatte es die lokale Variante der internetbasierten Wahlempfehlung gegeben. In diesem Jahr wurden die Vorbereitungen für das Projekt von der Corona-Pandemie überschattet. Deshalb habe man den Funktionsumfang des Talomats reduzieren müssen, erzählt Michnik. Ursprünglich wollten die Internet- und Datenexperten auch die politischen Vorstellungen der Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl zum Stadtrat über die Anwendung erfassen. Das hätte sich aber angesichts der zur Verfügung stehenden Zeit als zu umfangreich erwiesen. „Für uns ist es wichtig, die Qualität in dem Projekt zu halten“, betont Michnik, die ursprünglich nicht aus Wuppertal kommt, die Stadt aber durch ihr Studium an der Bergischen Uni kennt. Deshalb habe man sich auf die OB-Wahl konzentriert.

Bürger können Wünsche
an die Kandidaten äußern

Der Talomat, den es in ähnlicher Form zum Beispiel auch in Bonn gibt, versteht sich als kommunikative Schnittstelle zwischen den Bürgern und den OB-Kandidaten. Das Projekt gliedert sich in drei Phasen: Noch bis zum 22. Juli können die Bürger anonym beliebig viele Vorschläge und Wünsche zur Wahl des neuen Stadtoberhauptes abgeben. Nach Abschluss dieser Thesensammlung erarbeiten die Projektverantwortlichen aufgrund der eingereichten Wünsche einen Thesenkatalog, der etwa 30 Punkte umfasst und am 3. August den OB-Kandidaten übergeben werden soll. Über Formularfelder können die Bewerber die gesammelten Thesen bewerten und mit einer Stellungnahme versehen. Am 20. August sollen die bewerteten Thesen dann an Michnik, Link und Reinbothe zurückgesandt werden.

Die Ausführungen der Bewerber werden am 23. August auf der Homepage hochgeladen, ab dann können sich die Internetnutzer anhand der Thesen und der Bewertung ein eigenes Bild über die Kandidaten machen. Sie können über die Anwendung und entlang der Thesen ermitteln, welcher politischen Meinung welches Kandidaten sie am ehesten zuneigen. Man verstehe sich als unparteiisches Internetangebot und wolle keinem Bewerber einen Vorteil verschaffen, betont Marvin Link: „Die Position der Kandidaten soll für sich sprechen.“

Mit Qualität und dem Umfang der eingereichten Vorschläge sei man „sehr zufrieden“, sagt Michnik. Man erwarte bis zum Abschluss der Thesensammlung „mehrere Hundert“ Anregungen, schätzt Link. Das sei für eine lokale Anwendung wie den Talomat eine sehr rege Resonanz. Und auch bei den sieben Kandidaten der OB-Wahl stößt die internetbasierte Wahlentscheidungshilfe auf Interesse. „Wir haben die Kandidaten über unser Projekt informiert, da hat sich keiner verweigert“, unterstreicht Michnik.

Am 13. September findet die Wahl des Oberbürgermeisters, die Wahl des Stadtrates und die Wahl der Bezirksvertretungen der Stadt Wuppertal statt. Im Falle einer Stichwahl für den Oberbürgermeister geht diese am 27. September über die Bühne. Wahlberechtigt sind Jugendliche ab 16 Jahren sowie Volljährige mit deutscher oder der Staatsangehörigkeit eines weiteren EU-Staates.

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