Verkehr Unsicheres Gefühl auf dem Lastenrad

Wuppertal · WZ-Reporterin testete den kostenlosen Lastenradverleih in Wuppertal.

 Tanja Heil hat sich für den Selbsttest das Lastenrad E-Mil ausgeliehen.

Tanja Heil hat sich für den Selbsttest das Lastenrad E-Mil ausgeliehen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Komme ich ohne Auto durch den Alltag? Diese Frage beschäftigt mich schon länger. Wie beispielsweise soll ich dann Kompost für meinen Garten von der AWG holen? Die Lösung bietet E-Mil – das Lastenrad, das IG Fahrradstadt, Utopiastadt und die Stadt Wuppertal dank einer Förderung des Umweltministeriums kostenlos verleihen. Sechs Lastenfahrräder vom Typ E-Mil sowie zwei Fienchen stehen an verschiedenen Orten in der Elberfelder Nordstadt bereit. Die Fahrradgarage an der Nordbahntrasse wird erst in ein paar Wochen betriebsbereit sein. Im Moment kümmern sich verschiedene Privatpersonen ehrenamtlich um den Verleih der Räder.

Auf der Seite fienchen-wuppertal.de erstelle ich mir einen Account. Das geht prinzipiell schnell – allerdings wird mir in der E-Mail mit den Zugangsdaten kein Passwort zugeschickt. Der Link zum Einloggen funktioniert nicht als Link, sondern ich muss die Zeile kopieren und händisch einfügen. Als ich später auf der Internetseite nach den verfügbaren Rädern gucken will, lässt sie mich nicht mehr ins Buchungssystem. Hier haben die Ehrenamtler, die die Seite programmieren, noch einige Arbeit vor sich.

Da etliche der Räder wegen der Sommerferien nicht vergeben werden, wähle ich als an diesem Tag einzige Möglichkeit das E-Mil am Grünewalder Berg. Innerhalb weniger Momente bekomme ich eine E-Mail mit meinem Buchungstag, Abholungsort und Kontaktdaten des Verleihers. Ich schreibe ihm eine E-Mail mit meinen Wünschen zur Ausleihzeit und erhalte eineinhalb Stunden später seine Antwort samt Handynummer. Unkompliziert vereinbaren wir 10 Uhr für die Abholung.

Pünktlich steht Heiner Flötotto an seiner Garage bereit und zeigt mir E-Mil. Er erklärt mir die drei Unterstützungsstufen und das Schloss. „Wenn Sie das Fahrrad zurücklassen, müssen Sie immer den Akku und das Display mitnehmen“, betont er. Zwei Akkus wurden der Initiative schon gestohlen. „Um ein höheres Gepäckstück zu transportieren, können Sie den Lenker auch höher machen“, zeigt mir Heiner Flötotto noch den Hebel dafür. Für die stabile Gepäckbox gibt er mir zwei Gurte für die Befestigung mit. Auch einen Kindersitz hätte ich mit ausleihen können – brauche ich aber gerade nicht. Schnell noch ein Formular für die Haftung bei Beschädigungen unterschrieben und los geht`s.

Das eigene Rad fühlt sich
plötzlich viel kleiner an

Die erste Hürde ist der Ständer. Er lässt sich so schwer zurückklappen, dass ich es erst nach etlichen Versuchen schaffe. Dann steige ich auf. Gut, dass die Straße klein und wenig befahren ist. Die ersten Meter fühlen sich komisch an. Doch schnell bekomme ich ein Gefühl für das Rad – ein Modell aus der Wuppertaler Manufaktur petto bike. Es liegt wirklich gut auf der Straße. Dass man das Vorderrad nicht sieht und es viel weiter vorne liegt als bei normalen Rädern, ist anfangs gewöhnungsbedürftig. In den Kurven bin ich irritiert. Sobald es wieder geradeaus geht, läuft alles prima.

Über die von Heiner Flötotto empfohlene Strecke fahre ich zur Nordbahntrasse und darauf zur AWG an der Münzstraße. Auf der Trasse kann ich den Motor sogar komplett abschalten, selbst mit Ladung. Das Rad fährt sich wirklich leicht. Allerdings gibt es keinen Kettenschutz, wie ich bei einem kurzen Blick nach unten feststelle. Mein Hosenbein ist schwarz. Als der Tunnel kommt, muss ich kurz überlegen. Wo war doch gleich das Licht? Es dauert einen Moment, dann habe ich es gefunden.

Bei der AWG lade ich meine beiden Behältnisse voller Erde und fixiere sie anschließend mit den Gurten an den dafür vorgesehenen Laschen. Dann mache ich mich auf den Rückweg. Eine Herausforderung ist die Schotterstrecke, die an dieser Stelle zur Trasse führt. Anschließend muss ich mit der Last die Nevigeser Straße hochradeln. Doch mit der höchsten Unterstützungsstufe und in einem kleinen Gang geht das problemlos. Etwas Sorge habe ich, als ich an einer Ampel am Berg anfahren muss. Doch auch das funktioniert. Trotzdem bleibt bei diesem ersten Mal ein Gefühl der Unsicherheit. Ich bin froh, als ich den Kompost zu Hause abladen kann.

Ohne Gewicht bergab ist das Fahren mit dem Lastenrad E-Mil dann gar kein Problem mehr. Als ich es abgegeben habe, fühlt sich mein eigenes Rad plötzlich sehr klein an.

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