Serie Als Wuppertal die Radfahrer entdeckte

In Sachen Radwegebeschilderung wr die Stadt in den 1980er Jahren ein Vorreiter. Rainer Widmann erinnert sich.

 Rainer Widmann (damals Planungsamt) und Wolfram Käseberg vom Tiefbauamt Anfang der 1990er Jahre.

Rainer Widmann (damals Planungsamt) und Wolfram Käseberg vom Tiefbauamt Anfang der 1990er Jahre.

Foto: Kurt Keil

Aktuell stellt die WZ in ihrer Sommerserie Radwanderwege vor. Vom Bergischen Land bis zum Niederrhein sind Strecken dabei. Aufmerksamer Leser ist auch Rainer Widmann. Der ehemalige Beauftragte für den nicht-motorisierten Verkehr der Stadt erinnert sich noch an die Anfänge des Radwanderwegenetzes in Wuppertal. „Wir waren ein Vorreiter.“

Zum Gespräch erreicht die WZ Widmann im Urlaub – und natürlich ist er auf dem Fahrrad unterwegs. Auf dem Altmühltalradweg zwischen Rothenburg ob der Tauber und Regensburg. Ruhig sei es wegen Corona. Und vor allem im schön restaurierten Mittelalterstädtchen Rothenburg fällt es auf, dass die Touristen aus Übersee fehlen.

Widmann fährt immer Rad, wo es geht. Auch im Bergischen. Als sich Wuppertal in den 1980er Jahren anschickte, die Radfahrer für sich zu entdecken, testete Widmann die Strecken, die später ins Radwanderwegenetz einfließen sollten, natürlich selbst. Und sorgte mit seinen Kollegen aus dem Rathaus auch für die entsprechende Beschilderung. Also für überhaupt eine Beschilderung. „Es gab ja nichts“, sagt Widmann schmunzelnd. Denn Fahrradfahrer waren Exoten.

Doch das Radwegenetz wuchs und wuchs. 40 Kilometer waren es anfangs, 1990 meldete die WZ dann schon 104 Kilometer. „Ungefähr auch noch der heutige Stand“, sagt Widmann. Damals war vor allem die Beschilderung wichtig, „damit sich niemand verirren kann“. Gut 500 stellte die Stadt auf. Ob alle noch stehen, sei aber eher fraglich. Schon in den Anfängen wurden einige geklaut, erinnert sich Widmann. Der Wuppertaler Prototyp – anders als heute gab es keine einheitlichen Schilder für die Kommunen und Kreise – war offenbar begehrt. „Wir haben dann extra Spezialschrauben angeschafft.“ Ein paar Blanko-Schilder hatte sich die Verwaltung auch auf Halde gelegt, falls ausgetauscht werden musste. Wer will, kann die Strecken auch heute noch abfahren. Die meisten Schilder müssten noch hängen, so Widmann. Nachproduziert worden sei aber nicht mehr.

Vorne dabei, was den Radverkehr angeht, war Wuppertal aber auch bei einem anderen Thema. Der Ausbau des Radwanderwegenetzes stand nämlich immer in enger Verbindung mit den Stadtwerken. „Bei der Fahrradmitnahme im Bus war Wuppertal ebenfalls ein Vorreiter“, sagt Widmann. Anfang der 1980er Jahre ging die Buslinie 620 erstmals mit einem Fahrradanhänger auf die Strecke. Und 1985 berichtete die WZ von dem im Folgejahr geplanten „Fahrrad-Express“. Die Idee hatte Wuppertal von Wiesbaden übernommen, wo eine Delegation der Stadt zuvor zu Gast war.

Im Sommer 1986 konnten Fahrgäste dann ihre Räder erstmals in umgebauten Gelenkbussen mitnehmen, die vier Punkte an Wochenenden und Feiertagen in der Stadt anfuhren. „Allerdings fiel der große Versuch buchstäblich ins Wasser“, blickt Widmann zurück. „Es regnete an fast allen Wochenenden so ergiebig, dass nur wenige Radler das Angebot wahrgenommen haben.“

Dass der „Fahrrad-Express“ ein Zuschussgeschäft war, sei von vorneherein klar gewesen. Letztlich standen dann aber Kosten von 100 000 DM Einnahmen von nur 5000 DM gegenüber. Laut Widmann sei aber schon zu diesen Zeiten wichtig gewesen, das Thema Radfahren in Wuppertal zu platzieren – zu einer Zeit also, als noch kaum einer fuhr und Projekte wie die Nordbahntrasse nach Science Fiction geklungen haben dürften.

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