Siegersbuschfilm Charakterköpfe für Filme made in Wuppertal gesucht

Roter Faden in Leben und Arbeit der Geschäftsführer ist ihre Liebe zur Musik und eng damit verbunden die zur Stadt Wuppertal.

 René Jeuckens (l) mit Mitarbeitern: (v.l.) Jule Rotthäuser, Isabelle Dannert, Alexander Michalek, Emely Rickert.

René Jeuckens (l) mit Mitarbeitern: (v.l.) Jule Rotthäuser, Isabelle Dannert, Alexander Michalek, Emely Rickert.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Siegersbusch ist der Name einer Ortslage im Wohnquartier Tesche im Wuppertaler Stadtbezirk Vohwinkel, geht ursprünglich auf eine Waldparzelle zurück, die einer Person namens Sieger gehört hatte. Schreibt die Internetenzyklopädie Wikipedia. Siegersbusch ist Heimat und Name des Film-Studios, das René Jeukens und Sascha Windus 1994 in jener Ortslage gegründet hatten. Vor mehr als zehn Jahren zogen die Geschäftsführer mit ihrem Unternehmen in einen Gebäudekomplex am Arrenberg, der ehedem für die Fabrikation von Eisenwaren und zuletzt für den Musikhochschulunterricht genutzt worden war. Roter Faden in Leben und Arbeit der beiden ist ihre Liebe zur Musik und eng damit verbunden die zur Stadt Wuppertal.

Sie kommen aus der Musik, spielten selbst in Bands, interessierten sich als Teenager für den Punk, seinen Aktionismus, sein „Sich immer wieder neu erfinden“, erinnert Jeukens, der Gitarre spielte, während Windus auch gesungen habe. Zunächst produzierten sie Musikfilme für MTV oder Viva, aber auch erste Online-Formate, bedienten Nachrichtenportale oder stellten Interviews mit Künstlern ins Netz. Die Digitalisierung sei Segen und Fluch zugleich, erzählt Jeukens, habe einerseits den Niedergang der Musikfilme befördert, andererseits viele neue Möglichkeiten eröffnet. Noch heute liegt der große Schwerpunkt der Siegersbuscher auf Filmformaten für die Kultur. Neben Reportagen und Nachrichten, Image- und Messefilmen. Gerade werden Statisten und Darsteller für Film-Formate im Musik- und Kulturbereich gesucht. „Ausgefallene Typen, Charakterköpfe, die Lust haben, zum Beispiel bei Musikclips mitzumachen“, erzählt Jeukens.

In der Coronakrise wurde Arbeit an anderer Stelle gefunden

Mit dem Attribut ausgefallen bezeichnet Jeukens auch die Stadt, in der er und Windus aufgewachsen sind und leben. Die viele Kreative habe, Freejazzer genauso wie Tänzer, die interessante Filmkulisse sei, für „Alice in den Städten“ genauso wie für „Manta, Manta“, die Filmemacher wie Tom Tykwer hervorgebracht habe und in deren näherer Umgebung Regisseure wie Christian Petzold (Hilden) oder Wim Wenders (Düsseldorf) geboren wurden. Siegersbusch selbst reihte sich mit eigenen Filmen mit und über Wuppertaler Kulturthemen ein: mit der preisgekrönten Dokumentation „Brötzmann“ über den Jazzmusiker Peter Brötzmann (2011); mit dem Spielfilm „Kasimir und Karoline – Die Liebe fährt nicht Schwebebahn“, in dem Schauspieler der Wuppertaler Bühnen die Stadt zur Bühne machten (2014); mit eigenen Tanzfilmen in der Reihe „Letters from Wuppertal“ (2017). Wuppertal sei zwar keine „Hochburg des Films“, meint Jeukens, aber eine Stadt mit „Manufaktur-Mentalität“, mit guter Lage und günstigen Konditionen für Menschen, die abseits vom Mainstream kreativ sein, etwas machen wollen. So wie sie selbst, die in mittlerweile fünf Räumen mit Blick auf Schwebebahn und Wupper arbeiten.

Den derzeit angesagten Videoclips mit performenden Musikern begegnet Jeukens skeptisch. Und hält dagegen mit seinem, mittlerweile auf 20 Mitarbeiter angewachsenen Unternehmen dagegen. Er erzählt lieber Geschichten im Theaterbereich. Lässt dabei die Ästhetik der Musikvideos früherer Jahre einfließen, als die isländische Musikerin Björk noch phantastische Filmwelten erschloss. Die Filmproduktion Siegersbusch sei führender Anbieter für Filmformate im Bereich der Darstellenden Künste, betreue über 30 staatliche Theaterhäuser, sagt Jeukens nicht ohne Stolz. Der Ansatz bei Theater und Musik sei ähnlich, die Grenzen zwischen Darstellung, Tanz und Gesang fließend.

Der absolute Lockdown durch die Coronakrise währte nicht lange. Die Arbeit wurde an anderer Stelle gefunden. Etwa bei einer Dokumentation über den Tanz in Coronazeiten für das Theater Hagen, mit Akteuren, die „in Wohngemeinschaften leben und Abstand“ halten, für Digitalprogramme der Häuser, für eine Kurzfilmreihe des Schauspielhauses Bochum. Mit Szenen, die in Parks gedreht wurden oder in einer Art und Weise, die nach dem Schnitt den eingehaltenen Abstand nicht mehr erkennen lässt. Gerade wird ein mehrjähriges Projekt mit Frankfurt so umgeplant, dass es in einen Autokino gezeigt werden kann. Außerdem wird zusammen mit der Essener Folkwang Universität der Künste an einem Kinofilm über eine moderne Interpretation von Tschechows Drama „Die Möve“ gearbeitet, der im September fertig werden soll.

So werden Erfahrungen gesammelt, die auch das Arbeiten nach der Coronakrise ändern können.

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