Berliner gestalten den neuen Bühnen-Auftritt

Gilt auch bei den Kreativ-Aufträgen: Wuppertaler zuerst? Bei den Bühnen offensichtlich nicht. Sie setzten beim Marketing auf eine Berliner Idee.

Wuppertal. Böse Zungen nennen den neuen Marketing-Auftritt der Wuppertaler Bühnen verstrahlt. Das bezieht sich aber eher auf das ungewohnte Gelb als Hausfarbe und das vierteilige Kreuz, das Kritiker irgendwie an Atommüll erinnert.

Befürworter kontern, es handele sich möglicherweise um die Häme Zukurzgekommener, denn das neue Erscheinungsbild von Oper und Theater hat nicht etwa eine der in Wuppertal besonders zahlreichen Werbe- und Marketing-Agenturen zu verantworten, sondern die Berliner Agentur "Adhoc".

Damit fallen die Bühnen nicht nur optisch aus dem Rahmen. Die städtischen Töchter - von AWG bis Zoo - bedienen sich in der Regel der Kreativ-Büros aus dem Tal und kommen damit einem Appell aus Politik und Wirtschaft nach, die unermüdlich von der Bevorzugung heimischen Knowhows sprechen. Selbst die Bergische Uni folgt dem Prinzip.

Eine kuriose Ausnahme bildet ausgerechnet die Stadtverwaltung selbst. Deren aufgepeppter und jetzt barrierefreier Internet-Auftritt wurde in Münster ersonnen. Das Presseamt erklärt dies so: Es handele sich um mehr als eine reine Online-Modernisierung und zudem um eine Fortschreibung des Konzepts aus dem Jahr 1999. Seinerzeit habe es in Wuppertal noch keinen Anbieter für diese speziellen Anforderungen gegeben.

Und die Bühnen? Marketing-Leiterin Sonja Weber sieht kein Problem in der Verpflichtung einer Berliner Agentur. Man habe verschiedene Agenturen angeschrieben und um ein Konzept gebeten, darunter auch Wuppertaler Büros: "Aber die Wuppertaler hatten eben die Idee nicht", so Sonja Weber.

Und das, obwohl das Gesamtwerk auf einer sehr lokal vernetzten Idee fußt. Das Konzept beziehe die "unterschiedlichsten Wuppertaler Menschen und Orte" mit ein. "Es strahlt in die Stadt aus und nimmt die Bewohner mit", erklärt Sonja Weber. Dazu komme eine ganz besondere Art der Fotografie.

Ein Hingucker ist der Auftritt tatsächlich, Matthias Haschke, Chef von Wuppertal Marketing ärgert sich dennoch. "Natürlich gibt es keinen Freibrief für Wuppertaler Agenturen, alle Aufträge im Tal, die nicht ausgeschrieben werden müssen, abzugreifen. Wir von Wuppertal Marketing sind aber bisher nicht in die Verlegenheit gekommen, in Wuppertal nichts Passendes zu finden."

Ein Mitarbeiter einer großen Wuppertaler Event-Agentur kann die Verärgerung der Wuppertaler jedoch nicht ganz nachvollziehen. Marketing hat für ihn wenig mit Lokalpatriotismus zu tun. "Entscheidend ist das bessere Konzept." Allenfalls bei zwei qualitativ absolut gleichwertigen Angeboten könne man sich für eine Agentur vor Ort entscheiden.

Und wie sind die Berliner nach Wuppertal gekommen? So etwas sei auch Sache persönlicher Kontakt, erklärt Sonja Weber. "Alle angeschriebenen Büros waren uns bekannt. Es ging sicher nicht darum, eine Agentur zu finden, die möglichst weit weg ist."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort