Ungewöhnlich: Bravo-Rufe in der Kirche

Zehn junge Wuppertaler Musiker begeistern das Publikum mit ihrer Konzertreihe.

Wuppertal. Wenn Kirchenbesucher vor Begeisterung mit den Füßen trampeln und laut "Bravo" rufen, muss vorab etwas Ungewöhnliches geschehen sein. "Von Pérotin bis Pärt" haben zehn junge Wuppertaler Musiker ihr Konzert in der Kirche St. Laurentius betitelt. Es mischt Werke in früher Polyphonie mit zeitgenössischen Werken. Und gerade diese stilistische Vielfalt macht das Konzert ansprechend und lässt es als kurzweilig erleben.

Sauber intonieren die Vokalisten Marco Agostini, Jochen Bauer, Nathan Northrup und Javier Zapata Vera. Ihre A-cappella-Gesänge mit dunkler Färbung durch die Männerstimmen vom Bass bis zum Altus und die archaisch wirkende Musik haben eine suggestive, bezwingend beruhigende Wirkung. Das gilt für die Gregorianik ebenso wie für das Antiphon von Arvo Pärt (1988) mit seinen schmeichelnd eintönigen Klangflächen. Auch sein 130.Psalm "De profundis" mit Tenören, Bässen, Orgel (Roland Dopfer) und Schlagwerk (Uwe Fischer-Rosier) hat diese kontemplative Wirkung - der Hörer nimmt ein Bad im Klang, das nie enden sollte.

Die Instrumentalisten mit Violine (Gunda Gottschalk, Heike Haushalter), Gambe (Gudrun Fuß), Theorbe (Zorro Zin) und Barockgitarre (Javier Zapata Vera) liefern mit der Orgel das Basso continuo oder treten auch solistisch in Erscheinung - immer mit zurückhaltend gedämpftem Klang im halligen Kirchenraum. Der kommt dem Solo für Große Trommel von Wilfried Krätzschmar (von 1944) sehr entgegen: Leises Huschen, sanftes Besen-Streicheln, tiefes Bauch-Wummern, fernes Grollen und harte, statische Schläge entfalten ihre Wirkung durch die Aufstellung im Mittelgang bis in den letzten Kirchenwinkel.

Das Solo auf der großen Seifert-Orgel, Choral und Passacaglia "Te Deum Laudamus" (1967/1990) vom Wuppertaler Komponisten Peter Paul Förster ist ein festlicher Lobgesang mit dynamischen Steigerungen von sanfter Ferne bis zu bedrohlicher Nähe. Die Tonsprache ist innovativ, ohne an Schönheit zu verlieren. Dopfer spielt mit der Vielfalt der Klangfarben, stellt die gregorianischen Zitate sinnfällig heraus. Das in polyphonen Stimmen gedachte Gefüge fließt ruhig, die Bassfigur grundiert, ohne überwertig zu werden.

Für John Cages "Five" von 1988 stellen sich Instrumentalisten und Sänger im Raum verteilt auf: Vorgegeben ist mit dem Titel lediglich die Anzahl der Akteure und die Dauer. Freie Improvisationen auf einer festgelegten Tonhöhe schaffen in jeder Aufführung ein neues Stück. Mit "Jesu bleibet meine Freude" von Johann Sebastian Bach schließt ein ebenso anregender wie beruhigender Konzertabend.

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