Wie war das mit der DDR?

Im Jahr 20 nach dem Mauerfall setzten sich Schüler des CFG mit der DDR und der Wende auseinander.

Küllenhahn. Politische Korrektheit ist in Ausnahmefällen verzichtbar, dachten sich die Schüler des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums - und erfanden für ihre Projekttage zum Thema "20 Jahre Mauerfall" ein Restaurant mit dem Namen "Osseria". Dort gibt es zur Weißkohl-Hackfleischpfanne als Sättigungsbeilage Kartoffeln, während Rotkohl mit Rindsroulade und Rosenkohl mit Frikadellen ausverkauft sind. Einziger Trost: günstige "DDR"-Preise bis vier Euro.

Indessen hat der Euro die DDR-Zeit gar nicht miterlebt. Auch die Schüler nicht. "Wir sind die erste Generation, die das geteilte Deutschland nicht aus eigener Anschauung kennt", sagt der 17 Jahre alte Simon Metz, einer von 1650 Schülern des Gymnasiums, das an drei Projekttagen dem Alltag "drüben" auf die Spur ging. "Die Wunsch kam aus der Schülervertretung", sagt Schulleiter Karl W. Schröder mit sichtlicher Freude darüber, dass der Jugend die Thematik offenbar nicht gleichgültig ist.

Simon erklärt das Interesse aus dem Termin heraus. Das Projekt vor den Herbstferien liege zwischen dem Tag der deutschen Einheit und dem Jahrestag des Mauerfalls. Da scheine es ihm genau passend, die DDR einmal zum Thema zu machen. Daheim sei selten darüber gesprochen worden. Vage erinnert er sich aber an einen epochalen Satz: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." Dass er ihn Erich Honecker zuschreibt, wird man ihm nicht ankreiden (es war dessen Vorgänger Walter Ulbricht). Sympathisch ist zudem, dass er die Frage nach der Anzahl der "neuen Länder" mit "16" beantwortet. Er unterscheide eben nicht mehr zwischen neu und alt.

Ohne Probleme nach Berlin fahren zu können, ist für Simon einer der großen Vorteile, die sich aus dem Mauerfall ergaben. Während er die deutsche Hauptstadt bereits kennt, blieb das ehemalige DDR-Gebiet bisher nur Durchreiseland. Für die zehn Jahre alte Laura Dobberstein ist auch Berlin ein böhmisches Dorf. Von der DDR habe ihr der Opa erzählt. Der sei inzwischen 67 und kenne noch vieles aus eigener Anschauung.

Dass mit dem Mauerfall der Soli-Zuschlag über den Westen hereinbrach, ist den beiden Schülern ebenfalls bekannt, auch wenn Laura mit der Terminologie wenig anzufangen weiß. Simon hilft ihr auf die Sprünge: "Das ist der Grund, weshalb die Stadt kein Geld für unsere Mensa hat." Allerdings sagt er das mit Augenzwinkern und ohne Groll. Das Gymnasium werde schon noch eine bekommen, es sei nur eine Frage der Zeit.

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