Mahnwache 600 Wuppertaler zeigen Solidarität nach Anschlag

Eine Mahnwache zog am Freitag vom Geschwister-Scholl-Platz zur Synagoge der Kultusgemeinde.

 Hunderte Wuppertaler kamen zur Synagoge.

Hunderte Wuppertaler kamen zur Synagoge.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Nach dem Anschlag von Halle am Mittwoch sind am Freitag rund 600 Wuppertaler aller großen Glaubensrichtungen gemeinsam auf die Straße gegangen, um schweigend vom Geschwister-Scholl-Platz zur Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde an der Gemarker Straße zu ziehen.

Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde, sagte, es sei „gut zu wissen, dass so viele mit uns sind. Wir leben mit den Richtigen.“ Allerdings sei es schade, „dass wir solche Anlässe brauchen“. Trotzdem: Der Zuspruch sei etwas Besonderes.

Helge Lindh, Bundestagsabgeordneter der SPD und Mitorganisator der Mahnwache, sagte, dass die Teilnehmer „mit der Lautheit des Schweigens dem Lärm des Rassismus und Antisemitismus“ entgegentreten würden. „Wir sind leise, um ab morgen noch mehr laut zu sein, wenn wir Antisemitismus und Rassismus begegnen. Wir machen keine Kompromisse mehr.“

Er zitierte AFD-Politiker, um klarzumachen, dass deren Haltung und Äußerungen mit dazu beitragen, dass „sich Menschen aufgefordert fühlen, Juden zu hassen und gar umzubringen“.

Die Stimmung war gedrückt. Leute begrüßten sich mit verhaltenem Lächeln, statt sich offen zu freuen. Der Anlass machte viele betroffen und traurig.

Bruno Kurth, Stadtdechant der katholischen Kirche, erklärte, die vielen Teilnehmer seien ein starkes Signal, dass die Synagoge „zu uns“ gehöre. Er fragte aber, wie man dieses Signal in den Alltag transportieren könne.

Trotz des Schweigens standen die Fragen im Raum. Arno Gerlach, Vorsitzender des Freundeskreises Beer Sheva, der Partnerstadt Wuppertals in Israel, fragte: „Wie sollen wir das unseren israelischen Freunden erklären?“ Antisemitismus sei ein Thema, das ihn lange beschäftige. Und gerade jetzt müsse er fragen: „Was haben wir eigentlich gelernt und verstanden?“

Jan Sudhoff, Vorsitzender des Vereins Arbeit und Leben Berg Mark, prangerte die Politik an, die rechte Gewalt lange verharmlost habe. „Die beiden Toten in Halle waren Opfer rechter Gewalt Nummer 198 und 199 seit 1990.“ Trotzdem werde immer so getan, als sei das Problem neu. Neu sei an Halle nur die Qualität.

Andreas Mucke sagte, dass die vielen Teilnehmer zeigten, dass man solche Taten nicht unkommentiert lasse. „Wir stehen zusammen.“

Die Teilnehmer gingen zusammen, schwiegen zusammen und sangen zusammen, Und klatschten, als Leonid Goldberg sagte: „Danke.“

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