37.000 Kanaldeckel im Blick

Immer mehr Verkehr und immer größere Lasten: Das setzt den Wuppertaler Schachtabdeckungen reihenweise zu. Eine Sicht auf etwas andere „Sommerlöcher“.

Wuppertal. Die Zahlen sprechen für sich: Allein in Wuppertal gibt es insgesamt etwa 37.000 Kanalschächte mit Abdeckungen in Deckelform. Hinzu kommen noch einmal 32.000 Abläufe für Regenwasser. „Diese großen Mengen kommen zusammen, weil wir in der Stadt ein Trennsystem haben“, erklärt Uwe Schaub von den Wuppertaler Stadtwerken. Um das Regen- und das Abwasser in den Griff zu bekommen, gibt es stadtweit ein gut 1500 Kilometer langes Kanalnetz, das regelmäßig von oben aus gewartet werden muss — durch besagte Schächte.

Es sind ihre runden Einstiege, die auf Straßen und Wegen immer wieder für Ärger sorgen: Sobald ein Kanaldeckel nicht mehr in der richtigen Position liegt, bekommen es Anwohner und Fahrer gleichermaßen mit den Folgen zu tun. Am Steuer „rumpelt“ es, die Stoßdämpfer bekommen Arbeit, und die Nachbarschaft hört — je nach Fahrzeug — einen mehr oder minder heftigen Donnerschlag.

„Wir gehen jedem Hinweis nach“, fügt Schaube beim Ortstermin mit der WZ hinzu: Dort stehen auf der Windhukstraße in Langerfeld zwei der gußeisernen Schachtabdeckungen zur Erneuerung an. Doch erst einmal geht es an den beiden „Sommerlöchern“ um Vergangenheitsbewältigung: Wie kommt es überhaupt dazu, dass Kanaldeckel mit der Zeit zu tief liegen? „Das ist ein bundesweites Problem“, sagt Schaube.

Die Schwachstellen liegen unterhalb der Kanaldeckel: Während die Straßen immer stärker befahren werden und selbst auf Nebenstrecken immer häufiger schwere Lastwagen unterwegs sind, werden die Kanalschächte auf eine harte Probe gestellt. Der Mörtel, der ihre Bauteile zusammenhält, wird durch den hohen Druck von oben regelrecht zerrieben — und gibt mit der Zeit nach.

Zweieinhalb Zentimeter Niveauunterschied zwischen der Fahrbahn und dem absinkenden Kanaldeckel reichen schon, um ihn zur „Rumpelfalle“ zu machen — mit den bekannten Folgen. Umso wichtiger ist — ähnlich wie bei den malträtierten Fahrbahnbelägen — die Materialforschung. Hochwertiger Mörtel ist eine Antwort. Eine andere ist eine optimierte Druckverteilung auf der Straße selbst. Denn auch das steht für Schaube fest: Gemessen wird auch der Wuppertaler Kanalbetrieb nicht an den 36900 Kanaldeckeln, die nicht klappern, sondern an den gut 100, die problematisch sind.

Langeweile kommt garantiert nicht auf: Im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht werden die Schächte und ihre Abdeckungen einmal im Jahr inspiziert. Gut 80 Überprüfungen stehen täglich an. 500 Schächte und 300 Sinkkästen bringen die Stadtwerke jedes Jahr auf Vordermann. Hinzu kommen gut 200 Baustellen, die an externe Firmen vergeben werden, und Bauarbeiten in Absprache mit der Stadt — etwa beim Straßenneubau.

Muss eine Schachtabdeckung ersetzt werden, gleicht das einem chirurgischen Eingriff: Zunächst einmal wird auf dem abgesperrten Baufeld der an die Kanaldeckel grenzende Asphalt abgetrennt und die Öffnung damit freigelegt. Dann folgt der eigentliche Austausch und das genaue Einpassen der Abdeckungen in den frisch aufgetragenen Asphalt. Einen Tag später ist die Passage wieder befahrbar. Kosten pro Schacht: etwa 1200 Euro.

Die alten Kanaldeckel und ihre Siebe werden verschrottet. Mittlerweile sind die Kanaldeckel aus Gusseisen mit einem Scharnier versehen und erleichtern dem Wartungspersonal den Einstieg. Es sei denn, die Deckel sind in einem besonders strengen Winter so festgefroren, dass sie nur mit Mühe und zusätzlichem Werkzeug anzuheben sind.

Und auch so sollen Kosten gespart werden: War es früher üblich, Revisionsschächte in einem Abstand von 50 Metern anzulegen, werden heute Distanzen von gut 100 Metern eingeplant, wo es technisch möglich ist.

Die zwölf zuständigen WSW-Mitarbeiter bekommen auf den Baustellen am gut 180 Grad heißen Asphalt alles zu hören. Beschimpfungen von Autofahrern gehören ebenso dazu wie Anwohner, die sich bedanken, dass der Kanaldeckel ersetzt wird. Und auch sonst kein Job für Zartbesaitete: Die massiven Kanaldeckel wiegen gut und gerne 100 Kilogramm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort