Beschluss der Landesregierung : Schulen in NRW bereiten sich trotz scharfer Kritik auf Öffnung vor
Gütersloh Namensschilder, Markierungen für Tische und Desinfektionsspender - die Schulen in NRW bereiten sich auf die Öffnung vor. Am Donnerstag sollen die Abschlussklassen wieder zur Schule gehen. Doch es gibt viel Kritik aus den eigenen Reihen.
Zwei Lehrerinnen schreiten die Wege ab. Wo werden Türen berührt? Welche Wege werden die Schüler gehen? Wo könnten sich Gruppen bilden? In der Geschwister-Scholl-Schule in Gütersloh ist am Montag alles in Bewegung. Klassenzimmer werden umgestellt, Namensschilder auf Tische geklebt und Desinfektionsspender angebracht. In ganz Nordrhein-Westfalen bereiten sich die Schulen auf die schrittweise Öffnung vor. Bis Mittwoch soll alles so bereitstehen, dass Prüflinge der Abschlussklassen ausreichende Schutzmaßnahmen vorfinden, um wieder in die Einrichtungen kommen zu können.
In der Realschule in Gütersloh laufen die Vorbereitungen zwischen Schulleitung, Hausmeistern und Kollegium schon seit einigen Tagen. Insgesamt 150 Jugendliche der zehnten Klassen sollen dort am Donnerstag wieder zur Schule gehen. „Jede Klasse ist in drei Gruppen eingeteilt, so dass wir maximal zehn Kinder in einem Raum haben“, sagt Schulleiterin Christiane Piepenbrock. „Wir haben zum Glück drei verschiedene Eingänge zur Schule.“ Am Donnerstagmorgen werden dort Lehrer warten, um die Schüler zu ihren Räumen zu bringen. Da klebt dann an jedem Tisch ein Namensschild, damit die Jugendlichen immer am gleichen Platz sitzen. Auf dem Boden sind Markierungen, in denen die Tische stehen müssen. „Wenn einer den Stuhl und Tisch zu weit verschiebt, stimmen die Abstände ja wieder nicht“, sagt Konrektor Marcus Indenkämpen.
Das Schulministerium hat für die Rückkehr in die Schulen die zentrale Regel vorgegeben: Abstand halten. Die Lerngruppen etwa müssen so aufgebaut werden, dass zwischen den Schülern untereinander und den Lehrern der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann. Eine Maskenpflicht in den Schulen soll es nicht geben.
Die Schulleitung der Realschule in Gütersloh ist dennoch mit Masken unterwegs und empfiehlt dies auch. „Wir sind doch Rollenvorbilder. Wenn wir das unseren Schülern nicht demonstrieren, ist das ganz schlecht“, so Piepenbrock. Die Schulleiterin hat auch die Schüler im Blick, die weiter zu Hause bleiben müssen. „Das ist alles ganz wunderbar, wenn eine Familie gut ausgestattet ist, aber wir müssen auch die Bildungsgerechtigkeit bei all den Kindern walten lassen, die das nicht haben.“ Sie kenne Familien, bei denen es keinen Computer oder Drucker gebe. Außerdem müssten einige Jugendliche zu Hause stark mithelfen und kleinere Geschwister betreuen, weil die Eltern arbeiten und keine Betreuung haben.
Das Problem kennt auch Sophie Halley von der Landesschülervertretung. „Es gibt Schüler*innen, die ihre Eltern im Moment unterstützen und nun vor der Entscheidung stehen, unterstütze ich die Familie oder gehe ich zur Schule und infiziere mich und andere vielleicht“, erklärt die 18-Jährige. Die Landesschülervertretung sieht die Öffnung der Schulen kritisch: „Die Gesundheit sollte immer an erster Stelle stehen und die Schulen nun so alleine zu lassen mit der Einhaltung der Vorgaben, spricht nicht von Solidarität.“