Corona-Maßnahmen Online-Diskussion der Wuppertaler SPD zu den Auswirkungen der Pandemie auf Schüler

 Stadtteile · Die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen bereiten gerade der jüngeren Generation viele Probleme. Bei einer Online-Diskussion der Wuppertaler SPD wurde nun genau dieses Thema in den Fokus gerückt.

 Distanzunterricht stellte Schüler und Eltern vor Probleme.

Distanzunterricht stellte Schüler und Eltern vor Probleme.

Foto: dpa/Ulrich Perrey

Knapp zwei Jahre Distanz- und Wechselunterricht – die Auswirkungen von Corona haben bei Kindern und Jugendlichen Spuren hinterlassen. Dazu kamen gesperrte Kinderspielplätze, geschlossene Sportanlagen und das Gebot, keine Freunde zu treffen. Um all das ging es bei der Online-Diskussion, die die Wuppertaler SPD am Abend des 16. Februar über den Livestream schickte.

Zuerst wandte sich Moderator Servet Köksal an den Jüngsten in der Runde: Laurent Renner ist 18 und Vorsitzender der Bezirksschülervertretung. Er selbst sei mit der Umstellung auf Distanzunterricht gut zurechtgekommen, sagte der Gymnasiast. Zugleich wisse er, dass anderen zu Hause „die digitale Infrastruktur“ fehle. „Auch die Schulen sind ganz unterschiedlich ausgestattet.“

Für den Schülervertreter ist aber das „Alleinsein“ das eigentliche Problem. In Kombination mit Stress und Leistungsdruck hätten viele Schüler psychische Krankheiten entwickelt. An seiner Schule zum Beispiel hätten Vandalismus und gewalttätige Auseinandersetzungen „extrem zugenommen“, so Renner. „Insgesamt sollte es mehr ausgebildete Schulpsychologen geben.“

Sehr kritisch beurteilte er auch die Rolle der Politik. Er vermisse klare Maßnahmen und den Willen, „Schülerinnen und Schüler nachhaltig zu unterstützen und uns vor den negativen Folgen der Pandemie zu bewahren“. Entsprechend groß sei unter Schülern der „Vertrauensverlust“ in Regierungen und Parteien.

Schon vor Corona hätte es an Kita-Plätzen und Lehrerstellen gefehlt, sagte Silvana Faestermann, Sozialarbeiterin an einer Wuppertaler Grundschule. Der Übergang vom Kindergarten zur Schule erfordere vor allem viel „Bindungsarbeit“. Die sei aber kaum machbar, wenn man auf Abstand und mit Maske vor den Kindern stehen müsse. In den von ihr betreuten Klassenverbünden nimmt Faestermann „große Ängste“ wahr – noch bis in die 2. Klassen hinein.

Diese Ängste, erklärte Psychologin Nilay Doğan, hätten eine Vielzahl von Ursachen. Nicht unterschätzt werden dürfe die Sorge, die eigene Familie mit dem Virus anzustecken. Dabei gibt es aus der Sicht von Doğan durchaus niedrigschwellige Angebote, die Kindern wie Eltern weiterhelfen können. „Notfallnummern“ etwa seien dankbar angenommen worden.

„Wie macht man eine digitale Beratung?“ – das war nur eine der Fragen, die sich Bärbel Hoffmann von Erziehungs- und Familienberatungsstelle der Diakonie im ersten Lockdown gestellt hat. Es habe denn auch seine Zeit gebraucht, sich in die digitalen Möglichkeiten einzufinden. Diese wiederum hätten zu höheren Kosten geführt, und man hätte auf neuer Grundlage kalkulieren müssen. Die Herausforderungen für die Schüler seien natürlich ganz andere gewesen: „Wir hatten Kinder in der Beratung, die versucht haben, mit einem kaputten Smartphone Hausaufgaben zu machen.“

„Es wird noch Jahre dauern, die negativen Effekte aufzufangen“, so Dilek Engin. Als Lehrerin kennt die SPD-Landtagskandidatin die Ausnahmesituation aus nächster Nähe. Beim ersten Lockdown habe sie sich nicht nur um Oberstufenschüler kümmern müssen, die um ihre Noten und Abiturprüfungen gefürchtet hätten. Wie das übrige Kollegium, berichtete Engin, habe sie erst einmal die digitalen Alternativen zum Präsenzunterricht entwickeln müssen. Kurzfristige Anordnungen aus dem Schulministerium seien darüber hinaus nicht immer eine Hilfe gewesen: „Die kamen auch sehr gern am Freitagabend.“ Daher könne sie nur die Schulleiter bewundern, die das Wochenende durchgearbeitet hätten, um am folgenden Montag die geforderten Maßnahmen umsetzen zu können.

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