Saisonabbruch oder Geisterspiele? Die Verantwortlichen des KFC Uerdingen halten sich im Ligastreit bedeckt

Krefeld · Saisonabbruch oder Geisterspiele in der 3. Fußball-Liga? Immer mehr Vereine verbünden sich jetzt, um ihren eigenen Zielen nachzukommen.

 KFC-Manager Stefan Effenberg stellte klar: Überlegungen, die Saison auch über den Juni hinaus fortzusetzen, seien für den KFC schwer leistbar.

KFC-Manager Stefan Effenberg stellte klar: Überlegungen, die Saison auch über den Juni hinaus fortzusetzen, seien für den KFC schwer leistbar.

Foto: Samla

In der 3. Liga ist ein Streit entbrannt. Das Geld steht im Mittelpunkt der Diskussion, denn auch in dieser Spielklasse fürchten Vereine um ihre weitere Zahlungsfähigkeit, weil seit dem 9. März kein Fußballspiel mehr stattgefunden hat. Von der noch vor wenigen Wochen zur Schau gestellten Solidarität und Verbrüderung ist nicht mehr viel geblieben. Einzelinteressen treten in den Vordergrund. Die Frage liegt auf dem Tisch: Wie soll es weitergehen in der 3.Liga? Sollen die ausstehenden elf Spieltage noch ausgetragen werden – und wie? Oder soll die die Meisterschaft 2019/20 abgebrochen werden? Es gibt da allerdings ein großes Problem neben den finanziellen und ethischen Fragen: Die Zeit. Am 30. Juni endet die Spielzeit. KFC-Manager Stefan Effenberg bestätigte am Sonntag in der Fußball-Talkshow „Doppelpass“, dass 13 Verträge dann ausliefen und sich diese Spieler schon umorientiert hätten. Er stellte klar: Überlegungen, die Saison auch über den Juni hinaus fortzusetzen, seien für den KFC schwer leistbar. Der Klub will sich nicht an der Diskussion beteiligen, lässt er auf Nachfrage ausrichten. Ziel des KFC sei es, sich erst einmal intern mit anderen Vereinen und dem DFB beraten zu wollen, bevor man sich in der Öffentlichkeit äußere.

Die 20 Klubs der Spielklasse teilen sich drei in Lager auf. Eine Fraktion befürwortet einen Abbruch der Saison. Darunter befinden sich nach Darstellung des Fachmagazins „Kicker“ Waldhof Mannheim, der Hallesche FC, 1. FC Magdeburg, Preußen Münster, Chemnitzer FC, die SG Sonnenhof Großaspach, der FSV Zwickau und Carl-Zeiss Jena, die von ihrem Vorschlag direkt profitieren würden. Sie haben ein gemeinsames Papier verfasst. Darin sei auch zu lesen, dass der Fußball derzeit keine Sonderrolle einnehmen dürfe. Das gesellschaftliche Interesse gebe momentan einen Spielbetrieb nicht her. Sie verweisen auch auf den Aspekt der Gesundheit für Spieler und Mitarbeiter der Klubs. Sie plädieren dafür, den Aufstieg nach dem aktuellen Tabellenstand zu berücksichtigen, den Abstieg jedoch auszusetzen. Der MSV Duisburg und Mannheim wären damit aufgestiegen. Abstiegskandidaten wie Zwickau, Münster, Großaspach und Jena wären gerettet.

Die andere Seite, bestehend aus der Spielvereinigung Unterhaching, 1860 München, FC Bayern München U23, dem FC Ingolstadt, Würzburger Kickers und Hansa Rostock, will dies nicht mitmachen. Die derzeitige Tabellensituation berechtige nicht zum Aufstieg. Gerade Ingolstadt, Unterhaching oder 1860 München machen sich noch leise Hoffnungen auf den Sprung in Liga zwei. Der Verzicht auf Geisterspiele gefährde außerdem die Existenz der gesamten Liga, sagen sie. Noch bis mindestens Ende August hat die Bundesregierung Großveranstaltungen untersagt.

Wie der „Kicker“ zudem berichtet, würden auch Tabellenführer Duisburg und Viktoria Köln im Zweifel für einen Abbruch stimmen. Beide würden dadurch ebenfalls direkt profitieren. Zur dritten Gruppe der Klubs, die sich nicht öffentlich positionieren, gehört auch der KFC, wenn auch Spieler Kevin Großkreutz in einem Interview aus der Reihe tanzte: Er machte sich für einen sofortigen Abbruch in 3. Liga und Regionalliga stark. Das Problem: Die meisten Vereine der 3. Liga leben von Einnahmen aus Kartenverkäufen, Getränken, Speisen und Fernsehgeldern. Etwa 1,3 Millionen Euro kommt jedem Klub aus dem TV-Topf zu. Entscheidend sind die Erlöse aus Zuschauereinnahmen. Dem stand die gemeinsame Erklärung der Manager auf einer Tagung mit dem DFB vom 9. April entgegen, auf die auch der KFC verweist. Darin heißt es: „Ziel der 3. Liga ist es weiterhin, die Saison 2019/20 fortzusetzen und zu einem sportlichen Ende zu bringen.“ Die behördlichen Verfügungsgrundlagen blieben jedoch Basis der weiteren Überlegungen. Noch bis mindestens 30. April ist der Spielbetrieb ausgesetzt. Ein Termin der Wiederaufnahme ist noch nicht bekannt.

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