Corona-Krise Oberbürgermeister: „Es gibt keine Entwarnung“

Krefeld · Angesichts langer Schlangen vor den Geschäften und einer vollen Innenstadt mahnt der Oberbürgermeister, die Abstandsregeln einzuhalten.

 Oberbürgermeister Frank Meyer leitet den Corona-Krisenstab.

Oberbürgermeister Frank Meyer leitet den Corona-Krisenstab.

Foto: wz/Andreas Bischof Tel.+49(0)171285

Vor einer kaum zu bewältigenden Kontrolle angesichts wieder geöffneter Geschäfte sieht sich die Stadt Krefeld. Deshalb blieb es am Montag für Oberbürgermeister Frank Meyer nur, einen Appell an die Krefelder zu richten. „Die Zahl der Ausnahmen wird immer größer. Aber es hat sich grundsätzlich an der Situation gegenüber dem März nichts verändert. Es gibt keine Entwarnung.“ Dies zeigten die Infektionszahlen (siehe Kasten). Es sei deshalb wichtig, die größtmöglichen Abstände einzuhalten und die Hygieneregeln zu beachten.

Dies erklärte der OB im Anschluss an die Sitzung des Krisenstabs, der weiterhin tagt, um aktuelle Entwicklungen der Krise in Krefeld im Blick zu behalten und möglicherweise korrigieren zu können. In den vergangenen Wochen hatte die Stadt beispielsweise angekündigt, die KOD-Streifen zu verstärken, um das Kontaktverbot öffentlich kontrollieren zu können. Tatsächlich wurden daraufhin Mitarbeiter aus anderen Bereichen der Stadtverwaltung abgezogen, um gemeinsam mit den Kollegen des Kommunalen Ordnungsdienstes auf Streife zu gehen. So war zuletzt die Rede davon, dass die Zahl von 23 Mitarbeitern kurzfristig verdoppelt werden solle. In einer kürzlichen Zwischenbilanz hieß es, dass elf Kollegen aus anderen Bereichen hinzugezogen worden seien. Aber auch, wenn es mittlerweile mehr Kräfte sein dürften, angesichts langer Schlangen gestern vor vielen Geschäften ohne Abstandsregelungen in der Innenstadt ist es doch eine kaum zu bewältigende Aufgabe für die Verwaltung. OB Meyer räumt ein: „In der konkreten Umsetzung sind die jetzigen Regelungen schwieriger als die harte bisherige Linie, weil die Abgrenzung in den Details komplizierter wird und die Zahl der Ausnahmen steigt. Aber wir werden uns der Aufgabe stellen.“ Stadtdirektorin Beate Zielke kündigt an, dass es auch „selbstverständlich Kontrollen in den Geschäften“ geben werde. „Es wird aber mit jedem Tag weiterer Lockerungen unübersichtlicher, das zu kontrollieren.“

Britta Oellers, stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende und Landtagsabgeordnete, forderte am Montag im Anschluss an das städtische Pressegespräch während einer Telefonpressekonferenz, dass die Stadt schnellstmöglich eine Bilanz des ersten Tages vorlegen müsse. Auch ihr subjektiver Eindruck sei, dass die Stadt voll gewesen sei. „Wir haben jetzt die erste Lockerung eingeleitet. Aber so sehr ich mich für die Geschäftsleute freue, dass wieder Umsätze geschrieben werden, wir müssen weiter den Abstand bei den Kontaktpersonen einhalten.“ Auch CDU-Kreisverbandschef Marc Blondin (MdL) sagt: „Wir sind mittendrin in der Katastrophe. Es geht nicht ohne Abstandsregelungen.“

Falls erweiterte Kontrollen notwendig seien, spricht sich Oellers für eine weitere Verstärkung der KOD-Kräfte aus. „Wir haben immer gesagt, dort, wo es brennt, muss umgestellt werden.“ Sie räumt aber auch ein, dass selbst mit 100 Kräften kaum eine nachhaltige Kontrolle möglich sei. Und sie ergänzt: „Keiner von uns hat das je zuvor gemacht. Es ist schwer zu regeln.“

Insofern bleibt es auch hier beim Appell von Oellers: „Nicht sofort mit der ganzen Familie einkaufen gehen!“ Dennoch loben die beiden Landtagsabgeordneten grundsätzlich das Verhalten der Bevölkerung: Die Krefelder hätten sich bislang sehr diszipliniert an die rigiden Regeln gehalten.

Regeln für Schulstart wie eine Quadratur des Kreises

Skeptisch blickt OB Frank Meyer auf die aktuelle Lockerung der Regeln durch das Land. „Ich hoffe nicht, dass uns das hinterher eines Besseren belehren wird.“ Von einer „Quadratur des Kreises“ spricht er im Zusammenhang mit der „schrittweisen Inbetriebnahme der Schulen“. Wobei der Schülertransport noch außen vorgelassen wurde, Details darüber sollen am Dienstag oder Mittwoch bekannt gegeben werden.

Schuldezernent Markus Schön weist aber schon mal darauf hin, dass es zwei Brennpunkte geben werde, die Stadt und Stadtwerke vor besondere Herausforderungen stelle: die Westparkstraße mit dem Berufskolleg Vera Beckers und dem Berufskolleg Kaufmannsschule sowie in Uerdingen mit dem Berufskolleg und der Gesamtschule. Über eine mögliche Entzerrung bereits auf dem Schulweg gebe es Gespräche mit den Schulen und den Stadtwerken. Problematisch seien hier vor allem die örtlichen Schwerpunkte an der Westparkstraße im Bereich der Berufskollegs Vera Beckers und Kaufmannsschule und an den Schulzentren an der Uerdinger Straße. „Sinnvoll wäre es, den Schulbeginn über den Vormittag zu verteilen, so dass nicht alle um Punkt acht anfangen müssen. Vielleicht ist es für die Gesundheit derzeit auch besser, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren als öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen“, betonte Schön.

Seit vergangener Woche laufen die Vorbereitungen für die teilweise Wiedereröffnung der weiterführenden Schulen auf Hochtouren. Das Land NRW hatte beschlossen, die Schulen ab Donnerstag wieder für Kinder zu öffnen, die unmittelbar vor einem Abschluss stehen. Für angehende Abiturienten ist die Regelung freiwillig, für alle anderen verpflichtend. „Das stellt uns als Schulträger vor große Herausforderungen, denn in Krefeld sind 5400 Schüler von der Wiedereröffnung betroffen. Deshalb hätten wir uns den einen oder anderen Tag mehr zur Vorbereitung gewünscht“, sagte Schön.

Als besonders schlecht einschätzbare Größe seien derzeit die 2000 Schüler, die freiwillig ab Donnerstag die Schule besuchen könnten. Nach Einschätzung der Stadt müssten die sich täglich immer wieder neu entschuldigen, wenn sie nicht am Schulbetrieb teilnehmen wollten.

Dennoch werde die Stadt dafür Sorge tragen, dass die Hygienestandards eingehalten werden. Die Schulen selbst sollen für einen Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen den Schülern sorgen.

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