Politik an Gartenschau interessiert

Die Idee des Gartenbauers Werner Küsters, die Landesgartenschau nach Neuss zu holen, gefällt CDU, SPD und Grünen.

Neuss. Werner Küsters (77) ist überzeugt: „Neuss braucht eine Neuinszenierung von Grün.“ Der Ex-Präsident des Bundesverbands für Garten- und Landschaftsbau sieht in einer Landesgartenschau (LGS) den Impulsgeber, damit sich „das Grün-Desaster in Neuss in einen Grün-Zauber verwandelt“. Die Schau könne Motor einer Initiative sein, die „urbanes Grün“ fördert. Ziel sei ein besseres Stadtklima: „Wir können die Temperaturen in der Innenstadt um zwei Grad absenken, wenn wir nur die Dächer begrünen und somit isolieren würden, die heute schon leicht zu begrünen sind.“

Mit seinem Vorschlag will Küsters, der mit seiner Familie einen Gartenbaubetrieb in Rosellen führt, in die Politikgremien gehen. Dort arbeitet er als Sachkundiger Bürger für die CDU im Umweltausschuss mit. Die Stadt stellte bereits vor zwei Jahren ihr Gründachpotenzialkataster vor, das Hausbesitzern hilft, online zu prüfen, ob sich ihr Gebäude für eine Dachbegrünung eignet. Mit seiner erneuten Gartenschau-Offensive unternimmt Küsters einen zweiten Anlauf, eine LGS nach Neuss zu holen. Bereits vor sechs Jahren hatte er erfolglos gefordert, die Stadt möge sich als Ausrichter für 2020 bewerben.

Benjamin Küsters (40), der neben seinem Vater im Familienbetrieb arbeitet, glaubt, dass die Voraussetzungen für eine Landesgartenschau heute besser sind. Neben dem Schwerpunkt „Urbanes Grün“ verweist er auch auf bereitstehende Fördertöpfe: „Zuletzt haben alle LGS-Gastgeber mit der Schau sogar Geld verdient.“ Wichtiger seien ihm Impulse, die von der Schau ausgehen: „Damit würde das Thema Stadtgrün in Neuss geordnet und endlich mit der erforderlichen Energie bearbeitet.“ Profiteure seien alle Neusser: „Wir müssen es nur wollen.“

Die Küsters verweisen auf Vorteile, die die LGS für Stadtplanung und Infrastruktur mit sich bringe. Grevenbroich werde bis heute von den Akzenten geprägt, die 1995 gesetzt wurden. Auch das Schloss Dyck sei in seiner heutigen Pracht mit den Parkanlagen ohne die dezentrale LGS von 2002 „schwer vorstellbar“.

In ersten Stellungnahmen zeigten sich gestern die Vorsitzenden der Ratsfraktionen von CDU, SPD und Grünen neugierig. Helga Koenemann (CDU) findet die Idee ihres Parteifreundes „gut“. Sie hat aber auch viele Fragen: „Wo ist das Gartenschaugelände? Die Rennbahn?“ Ebenso sieht es Arno Jansen (SPD), der sich die Idee gern „offen anschauen“ will. Seine Frage: „Kriegen wir in Neuss ein solches Projekt gestemmt?“ Auch Michael Klinkicht (Grüne) ist zu einer „wohlwollenden Prüfung“ bereit. Er lehne nie etwas grundsätzlich ab, ohne sich zu informieren. Allerdings lehre die Erfahrung, dass in Gartenschaustädten oft nur Schulden blieben, wenn die Blumen verwelkt seien. Interessant sei der Ansatz, etwas nachhaltig für das Stadtgrün und für das Stadtklima zu tun: „Diesen wichtigen Aspekt würde ich gern vertiefen.“

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