Neuss: Seit 50 Jahren in der Welt unterwegs

Die Amateurfunker pflegen ihre Kontakte. Gefeiert wird am 15. August.

Neuss. ". - . ." - das ist kein verunglückter Smiley. Mit kurz-lang-kurz-kurz hat Lars Oesten den Buchstaben "L" gemorst. "Aus eigener Kraft und von der eigenen Station aus eine Verbindung aufgebaut zu haben, ist ein tolles Gefühl", schwärmt der Jugendgruppenleiter und stellvertretende Vorsitzende der Neusser Amateurfunker.

Der Ortsverein feiert am 15. August sein 50-jähriges Bestehen. Ihre Clubadresse ist in der Ganztagshauptschule Weissenberg.

Es ist ein vielseitiges Hobby. Etwa 80000 Funkamateure gibt es in Deutschland, und jeder von ihnen hat seinen eigenen Bereich - irgendwo zwischen Kurz- und Ultrakurzwelle. Oestens Eltern haben sein Hobby gefördert. "Erst die Prüfung zum Amateurfunker, dann der Führerschein", so ihre Devise. Die Erziehungsmethode hat sich gelohnt. Oesten nimmt heute am liebsten an Morse-Wettbewerben teil und sitzt dann 24 Stunden am Funkgerät. Das Ziel: möglichst viele Verbindungen aufbauen. 250 Zeichen pro Minute sind für ihn kein Problem.

Wenn es gefunkt hat, dann hat jeder eine andere Sendevorliebe. Unterschieden werden die Betriebsarten Sprechfunk, Morsen, digitale Übertragung oder Bildübertragung - zum Teil auch am Computer. Amateurfunker haben verschiedene Intentionen: Ortsverbandsvorsitzender Georg Mühlenbruch möchte möglichst alle und möglichst weit entfernte Länder anfunken. Nach bewährter Tradition schicken sich die Funker untereinander sogenannte Bestätigungskarten von einem zum anderen Land. "Mir fehlen noch 40", so Mühlenbruch. Dann hat er Kontakt zu allen Ländern der Welt aufgenommen.

Außer der Leidenschaft fürs Funken haben die Amateure noch eine Gemeinsamkeit: Jeder hat eine kleine Prüfung absolviert, um die Legitimation und ein persönliches Rufzeichen zu erwerben. "Ich musste damals noch zur Oberpostdirektion", erinnert sich Udo Friebel, Pressesprecher der Neusser Amateurfunker. Er bezahlte für die Prüfung 15 Mark, heute liegt der Preis bei 100 Euro.

Trotzdem - und darauf legen die Amateurfunker Wert - sei es kein teueres Hobby: Mit einer einfachen Drahtantenne kann ein Amateurfunker "ordentlich Betrieb machen", wie es im Fachjargon heißt. DL0NS lautet das Rufzeichen für die Neusser Clubstation. "Man unterhält sich in englisch mit einem internationalen Alphabet", erklärt Friebel, dessen Vorname sich dann "Uniform, Delta, Oscar" buchstabiert. Das können auch die chinesischen Funkergenossen verstehen. Bis Ende der 90er Jahre war Amateurfunk in China allerdings strikt verboten.

Auf Kurz- und Ultrakurzwellen gibt es eigene Spielregeln: So bleibt es einem selbst überlassen, ob man jemanden gezielt anfunken möchte oder sich mit mehreren Menschen unterhält, die zufällig auf derselben Welle schwimmen.

Was zählt, ist das sogenannte Ham-Spirit. Der Ausdruck eines Amerikaners bezeichnet den weltweiten Zusammenhalt unter den Funkern. "Man ist sofort per Du, und wir helfen uns gegenseitig", so Mühlenbruch.

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