Grevenbroich: Schemenhaft entwickeln sich Menschengestalten

Inge Hartwig stellt im Alten Rathaus aus: Abstrakte Kunst im Treppenhaus.

Grevenbroich. Malen ist für Inge Hartwig ein Prozess mit einer eigenen Dynamik: "Wenn ich mit einem neuen Bild beginne, habe ich keine Vorstellung, wie es fertig aussehen wird. Erst im Laufe der Arbeit entwickeln sich Strukturen und Motive", sagt die Kölner Künstlerin, die derzeit eine Auswahl ihrer Gemälde im Alten Rathaus zeigt. Die Ausstellung ist noch bis 9. September zu sehen.

Inge Hartwig besucht seit zehn Jahren Seminare an Jürgen Meisters "FreierKunstAkademie" in Kapellen. Meister war es auch, der zusammen mit der Stadtverwaltung vor drei Jahren eine Idee entwickelte, um das kahle Treppenhaus der Amtsstube als Ausstellungsfläche für Kunst zu nutzen. Inzwischen hat sich das Alte Rathaus unter Kunstfreunden und Kreativen als attraktiver Präsentationsort herumgesprochen, wie die Anfragen von ausstellungswilligen Malern und Grafikern belegen.

Die zwei Etagen im Treppenhaus bieten eine ungewöhnliche Ausstellungsfläche, auf der Inge Hartwichs Arbeiten dennoch ihre Wirkung entfalten. Sie malt im kräftigen Farben, und sie bevorzugt große Bildformate. Ihr Stil - Meister spricht von einem "Hybrid zwischen reiner Abstraktion und anthropomorphen Formen" - hat sich über Jahre hinweg vom Gegenständlichen fortentwickelt.

"Schon als Kind habe ich begeistert gemalt", erinnert sich die Kölnerin. Später ließ ihr die Arbeit als Personalreferentin nur wenig Zeit für kreative Freizeitbeschäftigungen. "Aber sobald wieder mehr Luft da war, kam auch die Lust zur Malerei wieder", berichtet die Künstlerin. Zum Wiedereinstieg wählte sie Seidenmalerei, später folgten Aquarelle - beides sehr farbbetonte Techniken. Ihre Erfahrungen mit der Wirkung von Farben kommen der Malerin heute, bei der Arbeit mit Acrylfarben, zugute.

Für die aktuelle Ausstellung hat die Künstlerin 21 Arbeiten aus den letzten Jahren ausgewählt. Auf Werktitel verzichtet sie bewusst, um den Betrachter bei der Deutung der Bilder möglichst wenig zu beeinflussen. Tatsächlich regen gerade die neueren Arbeiten zu Interpretationen an. Sind die Frühwerke noch stark im Gegenständlichen verhaftet, wagen sich ihre neueren Bilder immer weiter in die Abstraktion vor. Pastos in mehreren Schichten aufgetragen, bildet die Farbe Strukturen, die die Künstlerin in langwieriger Arbeit weiterentwickelt, etwa zu schemenhaften Menschengestalten. Insofern ist jedes ihrer Bilder ein Versuch mit überraschendem Ausgang.

Weil die Künstlerin auch in technischer Hinsicht Experimente liebt, hat sie bei ihrer jüngsten Arbeit erstmals Pigmente verwendet. Das Ergebnis ist gleichzeitig Ansporn für die nächsten Bilder: "Auch in Zukunft probiere ich neue Sachen aus!"

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