Nachbarschaftsfest für guten Zweck In Büderich passen die Nachbarn aufeinander auf

Die Bewohner in der Marienburger Straße stehen fest zusammen. Zudem tun sie auch noch Gutes für andere.

 Elke Platen-Büchle (hi.l.) mit Tobias Bergmann (hi,r.), sowie (vorne, v.l.) Hildegard Miedel, Jens Bergmann und Annett Kalmünzer.

Elke Platen-Büchle (hi.l.) mit Tobias Bergmann (hi,r.), sowie (vorne, v.l.) Hildegard Miedel, Jens Bergmann und Annett Kalmünzer.

Foto: RP/Regina Goldlücke

In ländlichen Gegenden herrscht unter Nachbarn in der Regel eine engere Verbindung als in der Stadt, wo man oft anonym nebeneinander lebt. Als Elke Platen-Büchle vor drei Jahrzehnten nach Büderich zog, vermisste sie diese Kontakte. „Ich kam aus der Dorfgemeinschaft von Issum, da war es selbstverständlich, die Nachbarn zu kennen und sich um sie zu kümmern“, erzählt sie. Aktiv wurde sie damals nicht, zu sehr nahmen Familie und Beruf sie in Anspruch. Erst vor acht Jahren setzte sie ihr Bedürfnis nach tätiger Nachbarschaft um. Am dritten Advent lud sie kurzerhand alle Anwohner der Marienburger Straße ein. „Mein Mann bereitete Handzettel vor, die wir in die Briefkästen steckten“, erzählt sie. „Ich kochte einen großen Pott Suppe und Glühwein. Dann stellten wir einen Tapeziertisch vor die Haustür.“ Auf Anhieb kamen 40 Nachbarn zusammen. „Bei etwa dieser Zahl ist es geblieben“, sagt Elke Platen-Büchle. „Manche zogen weg, andere neu hinzu. Unser Wintertreffen ist längst eine Tradition. Inzwischen haben wir auch ein gemeinsames Sommerfest gefeiert.“

2017 kam im Kreis die Idee auf, im Advent für wohltätige Zwecke zu sammeln. Weil auch Hildegard Miedel mit ihrer „Arche Noah“ eine Nachbarin ist, lag die Verwendung nahe, zumal man um die Hilfsbedürftigkeit der Jugendfarm wusste. „Als mein Sohn klein war, waren wir bald jeden zweiten Tag dort“, erzählt Elke Platen-Büchle. „Ich habe die ganze Entwicklung beobachtet.“ Zwei Jahre in Folge wurden je 200 Euro gespendet.

„Für mich hat diese Geste eine unglaublich hohe Bedeutung“, sagt Hildegard Miedel. „Es gab Zeiten, in denen ich einen schweren Stand hatte und nicht wusste, ob ich an diesem Platz bleiben konnte. Die Stadt sagte, ich müsse fort, sobald die Nachbarn sich beschweren.“ Oft hätte ihr Herz gebubbert, wenn der Esel zu kräftig schrie oder der Hahn lautstark krähte. „Aber es ist alles gut gegangen, unser Verhältnis war immer freundschaftlich.“ So auch mit der Siedlung jenseits der Krefelder Straße, in der man Hildegard Miedels Arbeit mit Nikolaus-Sammlungen ebenfalls unterstützte.

„Wenn etwas wäre, könnten
wir reihum klingeln“

Die Nachbarschaft in der Marienburger Straße sei extrem gut, sagt Elke Platen-Büchle, Besitzerin des preisgekrönten Weimaraners Beau, der ihren Worten aufmerksam lauscht. „Wir achten aufeinander und fragen, ob jemand Hilfe braucht.“ Das bestätigt auch Jens Bergmann, der seit 2009 dort wohnt. „Wenn etwas wäre, könnten wir reihum klingeln, das gibt uns allen ein gutes Gefühl.“

Wie segensreich es ist, ein Auge aufeinander zu haben, erlebte Annett Kalmünzer mit. „Unsere Labradorhündin schlug auf dem Balkon aufgeregt an“, erzählt sie. „Ich schaute runter und sah, wie ein Nachbar mit schmerzverzerrtem Gesicht neben seinem Auto stand und sich nicht mehr regen konnte. Wir riefen sofort den Notarzt, der einen schweren Bandscheibenvorfall feststellte.“

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