Meerbusch: Aus für die blauen Tonnen?

Umwelt: Kreis verbietet privatem Entsorger ab 2011 das Geschäft mit dem Altpapier.

Meerbusch. Bleibt die blaue Tonne Meerbuscher Bürgern erhalten oder nicht? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Bau- und Umweltausschuss in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause.

Anlass gibt eine Ordnungsverfügung des Kreises. Der hat dem Entsorger Kreislauf-Wirtschaft Maurer und Wissing (KWM) das Einsammeln des Altpapiers von Privathaushalten auf Meerbuscher Stadtgebiet - aber nicht nur dort - untersagt. Das Verbot soll ab Januar 2011 greifen. Am 20. August kündigte Udo Hoffmann, Pressesprecher der Schönmakers Umweltdienste, allerdings an, dass sich das Unternehmen gerichtlich gegen das Verbot des Rhein-Kreises wehren werde.

Für die Stadt Meerbusch hatte das private Sammelsystem keine Nachteile. Sie behielt die kommunale Sammlung parallel bei: Wer keine blaue Tonnen aufstellen konnte oder wollte, hatte unverändert die Wahl zwischen 146 Altpapiercontainern im Stadtgebiet.

Ein Spareffekt trat für die Stadt ein, weil sich die an den Kreis zu zahlende Abfallgebühr mit der schwindenden Altpapiermenge reduzierte: Etwa ein Drittel des Altpapiers schöpfte der private Entsorger ab.

"Die kommunale Sammlung ist krisensicher", nennt Umwelt-Expertin Dana Frey einen Grund, zweigleisig zu fahren. Niemand habe 2008 voraussagen können, ob Privatunternehmer ihren Geschäftszweig Altpapier nicht bei einem Preisverfall einstellen würden.

Wird der private Wettbewerber zum 2. Januar 2011 vom Kreis vom Markt verdrängt, würden in Meerbusch die bewährten Strukturen greifen - ohne logistischen Aufwand, dafür aber mit einem Gewinn: Aufgrund der steigenden Altpapierpreise will der Kreis in den letzten Monaten dieses Jahres auf die Abfallgebühr (25,66 Euro pro Tonne) der Kommunen verzichten und kündigt zugleich an, ab Januar 2011 die auf dem einträglichen Markt erzielten Erlöse anteilig an die Städte und Gemeinden auszuzahlen. Bei der aktuellen Marktlage, so schreibt die Verwaltung, könnte das eine Erstattung von 33,87 Euro pro Tonne Altpapier ergeben.

Verzicht auf Gebühren und Erlöse vom Altpapiermarkt: "Das könnte bedeuten, dass im kommenden Jahr die Gebühren gesenkt werden", erläutert Frey die Konsequenzen.

Ob das Modell der blauen Tonne in Meerbusch integriert wird, ist noch nicht entschieden: Entsprechende Verhandlungen mit dem Entsorgungsunternehmen führten bisher zu keinem Ergebnis. Kostenlos könnte das Angebot kaum bleiben.

Die Verwaltung ist von ihrem Containersystem überzeugt. Viel Geld, betonen Dana Frey und Dezernentin Angelika Mielke-Westerlage, sei in den Ausbau und die Begrünung der Standorte investiert worden.

Die Aufgabenverteilung: Aufgaben der Kommune sind das Sammeln und der Transport des Altpapiers zum Verwerter; Aufgabe des Kreises ist die Entscheidung über die Verwertung des Rohstoffs.

Das System: Meerbusch fährt zweigleisig: Die Stadt hat 146 Altpapiercontainer an 94 Standorten übers Stadtgebiet verteilt aufgestellt. Die Bürger liefern ihr Papier selbst an. Zusätzlich hat der private Entsorger Gerke (seit Jahresbeginn dann 2010 die Kreislaufwirtschaft Maurer und Wissing (KMW)) seit 2008 blaue Tonnen an Privathaushalte verteilt - für die Nutzer kostenfrei. 13 Mal im Jahr werden sie geleert.

Das Geschäft: Die Stadt schätzt, dass KMW 6000 blaue Tonnen (240 Liter) und 115 blaue Container (1100 Liter) in Meerbusch zur Verfügung stellt. Etwa 130 Tonnen Altpapier werden monatlich darin gesammelt. In städtischen Containern landen zurzeit im gleichen Zeitraum 230 Tonnen Altpapier.

Die Verwertung Das von der Stadt gesammelte Altpapier muss beim Kreis angeliefert werden, der wiederum einen Vertrag zur Verwertung des Materials mit dem Anlagenbetreiber Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) abgeschlossen hat. Der private Entsorger sucht sich eigene Geschäftspartner.

Die Kosten Meerbusch zahlt laut dem Abfallentsorgungskonzept 2009-2016 nur 24 000 Euro (zuzgl. Mehrwertsteuer); außerdem sind in der Gebührenrechnung in diesem Jahr 25,66 Euro pro Tonne Altpapier als Kosten kalkuliert, die (bisher) an den Kreis gezahlt werden müssen.

Der Markt Die Altpapierpreise schwanken stark. Entsprechend unsicher sind Gewinn und Verlust. Bei hohem Preisniveau sind die langfristigen Verträge zwischen Kreis und EGN ungünstig für die Kommunen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort