Geschwister Scholl: Mit Worten gekämpft und mit dem Leben gezahlt

Kultur: Das Neue Tendenz Theater spielt Die weiße Rose – Der geheime Widerstand der Geschwister Scholl.

Meerbusch. Wider das Vergessen spielt das Neue Tendenz Theater aus Köln morgen im Forum Wasserturm. Claudia Brasse und Harry Heib verkörpern die Geschwister Hans und Sophie Scholl in der Aufführung "Die weiße Rose".

Die weiße Rose - so nannte sich eine kleine Widerstandsgruppe, in der sich das Geschwisterpaar zu Studienzeiten in München engagierte. In Flugblättern prangerte es die "atheistische Kriegsmaschine", die Verbrecher und Verbrechen des faschistischen Regimes an und versuchte mit der Macht des Wortes, die Deutschen aufzurütteln. "Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen", schrieben Hans Scholl und sein Mitstreiter Alexander Schmorell im Juni 1942. Der Faschismus sei "eine Geißel der Menschheit", ein "unersättlicher Dämon". Ihr Appell: "Leistet Widerstand - wo immer ihr auch seid."

Die Erfahrungen des Kriegs und der massenhaften Vernichtung an der Ostfront ließen Hans Scholl nur noch konsequenter agieren.

1942 prangerte die Widerstandsgruppe die Judenverfolgung an, rief zu Sabotageaktionen in Versammlungen auf, in Betrieben und Fabriken auf, empfahl, einen Boykott auf allen wissenschaftlichen Gebieten. Das Ziel: "Verhinderung des reibungslosen Ablaufs der Kriegmaschine".

Ihre Texte bezogen unmissverständlich Position - und waren letztlich tödlich für das Geschwisterpaar und einen Mitstreiter. Am 18. Februar 1943 wurden Hans und Sophie beim Auslegen der Flugblätter in der Uni erwischt, verhaftet. Vier Tage später wurden sie im Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tag enthauptet.

Die weiße Rose - das waren nicht nur Hans und Sophie Schill. Doch die Inszenierung von Jürgen Eick für das Neuen Tendenz Theater konzentriert sich auf sie als Hauptpersonen. Claudia Brasse und Harry Heib spielen die Geschwister Scholl - in Meerbusch zum letzten Mal, wie der Veranstalter Verein Wasserturm mitteilt. Wegen ihres Alters, so der Vorsitzende Ulli Wetter, könnten sie nicht mehr lange glaubhaft die Figuren des 25-Jährigen und seiner 22-jährigen Schwester verkörpern.

Als Veranstalter hofft Wetter natürlich, dass das Forum gut gefüllt ist und sich vor allem Jugendliche von der Vorstellung angezogen fühlen. Zur Begründung zitiert Wetter die Schriftstellerin Ilse Aichinger: Dem Wort Geschichte hänge Vergangenheit an, und das sei gefährlich, mache es doch glauben, dass das, was passiert sei vergangen sei. vlo

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