Große Beteiligung bei DNA-Reihenuntersuchung in Hemmerden Große Resonanz auf DNA-Test-Aufruf

Hemmerden · Zur freiwilligen Abgabe einer Speichelprobe kamen 675 Personen. Polizei erhält neue Hinweise im Mordfall Claudia Ruf.

 Die Untersuchungen fanden in der Grundschule Hemmerden statt. Durch die Aktion sollen die Probanden vom Verdacht ausgeschlossen werden.

Die Untersuchungen fanden in der Grundschule Hemmerden statt. Durch die Aktion sollen die Probanden vom Verdacht ausgeschlossen werden.

Foto: Dieter Staniek

Der Mord an der elfjährigen Claudia Ruf und die Hoffnung, dass die Tat nach 23 Jahren aufgeklärt wird, mobilisiert die Hemmerdener und andere Grevenbroicher. Am ersten Wochenende der DNA-Reihenuntersuchung kamen 675 Männer, die zur Tatzeit 1996 zwischen 14 und 70 Jahren alt waren, in die Grundschule des Ortes. Besonders am Samstag mit 480 Teilnehmern war der Ansturm groß. „Wir waren überrascht über die Resonanz am Samstag. Das ist eine stolze Zahl“, erklärte Robert Scholten, Sprecher der Polizei in Bonn. Er hofft, dass die übrigen der 800 angeschriebenen Männer bei den Untersuchungsterminen am kommenden Wochenende, 30. November und 1. Dezember, erscheinen.

Am Samstagmorgen standen die Männer zunächst bis auf den Schulhof. „Doch das haben wir schnell entkrampft“, berichtete Scholten: „Wir waren gut vorbereitet.“ Knapp 50 Helfer hatte die Polizei für die Aktion aufgeboten. „Jeder Teilnehmer erhält einen Begleiter durch den Parcours. Es kommen auch Menschen, die erklären, dass sie nicht angeschrieben worden seien, zur Tatzeit aber in der Nähe gewohnt hätten und sich dem Test stellen wollen.“ Auch einige Hinweise zum Fall habe es gegeben.

Horst Ihlefeldt sieht es als seine Pflicht, den Test zu machen

Eine Einladung zur Untersuchung erhalten hatte auch Horst Ihlefeldt. „Meine älteste Tochter ist im gleichen Alter, hat denselben Kindergarten und dieselbe Schule wie Claudia besucht. Nach solch einer schrecklichen Nachricht wurde auch meiner Frau und mir ganz anders“, erinnerte er sich. Der 50-Jährige war zur Tatzeit 27 Jahre alt. „Für mich steht es außer Frage, der Einladung zu folgen. Ich habe bereits 2007 und 2010 an den Tests teilgenommen und sehe es als meine Pflicht, die Aufklärung des Falles zu unterstützen“, betonte er: „Ich fühle mich auch nicht, als würde ich nun unter Verdacht stehen. Denen, die nichts Unrechtes getan haben, kann schließlich nichts passieren.“

Im Wartebereich hatte die Polizei einen Bildschirm aufgebaut, auf dem ein Erklärfilm lief. Zunächst wurde Ihlefeldt von einem Polizisten zum Personenabgleich begleitet, in dem Raum wurde auch die Einverständniserklärung unterzeichnet. In einem anderen Raum entnahmen Mitarbeiter des Erkennungsdienstes die Speichelprobe – ähnlich wie bei einer Registrierung für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei.

Die Proben werden im Landeskriminalamt ausgewertet. „Einerseits kann ein Direktabgleich der Speichelprobe mit der Tatspur dazu führen, dass der Proband als Spurenverursacher ausgeschlossen wird. Andererseits ist es möglich, Verwandtschaftsverhältnisse über die DNA-Probe zu bestimmen“, erklärte Robert Scholten.

Rund 80 Personen hat die
Polizei zuhause untersucht

Reinhold Jordan, Leiter der Mordkommission der Polizei Bonn, verspricht sich viel von diesem Massentest: „Die Fallanalyse und die Ermittlungen haben ergeben, dass der Täter einen engen Bezug zu Hemmerden hatte, aber auch, dass er einen geschützten Raum in Form eines Hauses, eines Kellers, einer Garage oder eines Verschlags hatte nutzen können. Sonst wäre Claudia viel früher bei der Suchaktion gefunden worden, die sofort gestartet wurde, als der Nachbarshund, mit dem sie spazieren gegangen war, alleine nach Hause kam.“ Die Antwort auf die Frage, warum Claudia Ruf 70 Kilometer vom Wohnort entfernt gefunden worden war, hat die Polizei bereits, macht sie aber aus ermittlungstechnischen Gründen nicht öffentlich.

Einige der Probanden sind inzwischen 80 Jahre und älter, etwa 80 Personen wurden von der Polizei zu Hause aufgesucht. Ebenso wurden 800 Männer, die mittlerweile aus Hemmerden weggezogen sind, zum Test aufgefordert. Einige Proben-Utensilien wurden bis Berlin geschickt. Die Resonanz aus der Bevölkerung in Hemmerden „ist sehr positiv, die meisten sind daran interessiert, uns zu unterstützen“, lobte Jordan: „Wünschenswert wären weitere Hinweise zu Personen, die zum Tatzeitpunkt vielleicht unangemeldet in Hemmerden gelebt haben oder etwa eine Garage angemietet hatten.“

Polizeisprecher Scholten betont: „Wir setzen bei der Reihenuntersuchung auf Freiwilligkeit.“ Wenn sich Männer am Ende nicht beteiligt hätten, „sind wir kriminalistisch gefragt. Um wen handelt es sich, wie wichtig ist es, dass wir diese Person ausschließen?“ Um auch von diesen Männern eine Probe einholen zu können, „müssen wir einen richterlichen Beschluss für eine Speichelprobe beantragen. Damit haben wir bereits bei den vorherigen Reihenuntersuchungen Erfahrung.“

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